Pressemitteilung | Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK)

Mehr-Generationen-Thema: / Young Orthodontists mit Thementag zu "Praxisübergabe"

(Berlin) - Eine auch Emotionen berührende Schnittstelle im Berufsleben ist die Praxisübergabe - passend also, dass zum 2. Young-Orthodontists-Thementag des BDK/Berufsverband der deutschen Kieferorthopäden am 18. Oktober in Frankfurt nicht nur junge Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden kamen, sondern auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die vor der Praxisabgabe stehen. Entsprechend spannend wurde es in den Diskussionen zu den jeweiligen Fachbeiträgen - und in den Pausen an den Stehtischen beim Austausch untereinander. Anlass zu Diskussionen bot das ebenso vielschichtige wie komprimierte Programm zuhauf: Was ist eine Praxis überhaupt wert - und sagen Zahlen tatsächlich alles? Mit welchen "Wechsel-Gefühlen" muss man rechnen - beim Abgeber und bei sich selbst als Übernehmer? Kann man auch einen Teil einer Praxis ver-/kaufen oder muss es gleich "das ganze Paket" sein? Und was macht man mit dem Team, das zur Praxis gehört: Wie nimmt man es am besten mit rüber in die neuen Zeiten?

Aus seinem eigenen Start in die Niederlassung berichtete Moderator und Einstiegs-Referent Dr. Stefan Schmidt, Fachzahnarzt in Kassel. Er sei damals von dem Angebot, eine Praxis komplett zu übernehmen, in die er eigentlich nur habe einsteigen wollen, komplett überrollt worden. Sein Manko damals: Nicht nur von BWA & Co habe er keine unternehmerische Ahnung gehabt. Es sei daher ein großartiges Angebot des BDK, junge Kolleginnen und Kollegen schon frühzeitig für wichtige Stichpunkte und mögliche Konfliktbereiche zu sensibilisieren: "So etwas hätte ich mir damals auch gewünscht!" Nach kurzen Schilderungen aus dem eigenen Lernprozess, nicht zuletzt zu motivierenden Aspekten für Niederlassung statt Anstellung, gab er allen Teilnehmern einen wichtigen Merksatz mit auf den Weg, der nicht nur "Klassiker", sondern auch wahr sei: "Das größte Risiko für eine Unternehmensgründung ist der Unternehmer selbst..." Und eine dringende Empfehlung: "Lieber eine Stunde über 'Geld' nachdenken als für Geld arbeiten - das Nachdenken zahlt sich erheblich länger aus."

Bei der Praxisübernahme gebe es "Partner mit und ohne Wahl". Zu den "Partnern ohne Wahl" gehörten die zuständige Kammer und KZV - und letztlich auch "der Patient" und seine Krankenkasse. Zu den vielen "mit Wahl" gehörten potentielle Praxispartner. Man könne wählen, ob man einen Partner will oder zwei oder lieber: keinen. "Wer eher kauzig ist, für den ist eine Einzelpraxis sicher der bessere Schritt. Andererseits kann man sich in einer Praxis zusammen mit Kollegen besser vertreten." Denkbar sei auch, noch eine Weile mit dem Praxis-Abgeber zusammenzuarbeiten: "Wer sagt denn, dass man mit 65 aufhören muss, wenn es doch Spaß macht, man auf dem Laufenden ist und wertvoll für die jungen Kollegen?"

Ohnehin spielte der Aspekt "Wert" bei den ausführlichen Fachvorträgen eine deutliche Rolle: "Wer verkaufen will, fragt sich: Welchen Wert hat meine Praxis? Und wer kaufen will: Was ist mir diese Praxis wert?" Beide Zahlen, so Steuerberater Chris Kramer/Oldenburg, führten selten zu überlappenden Ergebnissen. Manchmal werde der Abgabe-Wert auch durch Interessen Dritter mitbestimmt: "Auch Erben möchten etwas vom Verkauf haben - oder auch Beteiligte bei einem Insolvenzfall." In die Bewertung hinein spielten sehr viele unterschiedliche Faktoren. Die von ihm vorgestellten Wege der Berechnung ("am häufigsten wird die Novellierte Bundesärztekammerverordnung genutzt") führten zu vielen Nachfragen und Diskussionen - ein Thema also, das potentielle Abgeber und Übernehmer gleich intensiv beschäftigt.

Bei einer Übergabe geht es allerdings nicht nur um Zahlen, sondern auch um Emotionen: "Gönnen Sie sich einen Perspektiven-Wechsel", empfahl Coach Dipl.oec. Hans-Dieter Klein/Stuttgart. Sowohl beim Abgeber als auch beim Übernehmer sei mit "Schmerzen" zu rechnen, wenn auch unterschiedlicher Art. Man könne sich bei den Verhandlungen und Plänen in einer "Komfortzone" der Kommunikation bewegen, müsse dann aber mit Stagnation rechnen; spannender sei die "Konflikt-Zone", die zwar auch mit ängstlichen Gefühlen verbunden sein könne, aber der Motor sei für Wachstum, nicht nur an pekuniären Werten. Zu schlechten Gefühlen führten in der Regel finanzielle Schieflagen: "Der Abgeber sollte daher frühzeitig eine Finanzvorschau zu seinen Einnahmen und Ausgaben plus Sicherheitsreserve erstellen - und der Übernehmer sich fragen: Wie sieht mein Lebensinhalt dann aus, wenn ich die Praxis führe?" Ein Business-Plan sei zwar wichtig für die finanzierende Bank, noch sinnvoller aber für den Gründer selbst. So behalte man am besten den Durchblick. Es sei meist ein Planungsfehler, wenn nach einiger Zeit festgestellt werden muss: "Ich sollte mehr einnehmen bei meinen Ausgaben..."
"Was ist eigentlich eine Praxis" fragte RA Stephan Gierthmühlen, "und was kaufe ich da letztlich?" Schließlich könne man eine Praxis kaufen, einen Praxis-Teil oder einen Praxis-Anteil. Wenn nicht alles vorher gut bedacht ist, stellt man nachher vielleicht fest, dass man wesentliche Teile gar nicht mitgekauft hat: Technik und Mobiliar ist in den Verträgen - aber Logo, Webdomain, Praxisname? Nicht immer ist ein Ver/kauf einfach: "Eventuell reicht es nicht, dass der Praxisinhaber alles unterschreibt - wenn die Praxis den Familienunterhalt darstellt, kann es sein, dass auch der Ehepartner zustimmen muss." In der Regel übernimmt der Käufer auch das Praxisteam und dessen langjährige Verträge: "Achten Sie rechtzeitig darauf: Unter den Mitarbeitern kann auch die Ehefrau des Praxisabgebers sein." Viele weitere Hinweise drehten sich um rechtliche und datenschutzrechtliche Aspekte, ein Tipp von RA Gierthmühlen: "Sinnvoll ist der Start mit der Zwei-Schrank-Lösung - für die Patienten des alten und des neuen Inhabers getrennt." Mit der Zeit wanderten die älteren Daten vermutlich in den Neu-Schrank: "In der Regel bleiben viele Patienten der Praxis treu."

Auch viele Praxismitarbeiter bleiben der Praxis treu - solche, über die man sich freut, und manchmal auch solche, die eher problematisch wirken. "So eine Praxisübergabe kann zu Konflikten führen - oder zu neuem Elan", meinte Unternehmensberaterin Gertrud Hansel/Augsburg. Das Team müsse man "mitnehmen" und ausreichend Zeit für die gemeinsame Kommunikation einplanen: "Bedenken Sie dabei: Die Mitarbeiter mussten viele Jahre loyal ihrem alten Chef gegenüber sein - dafür muss man Verständnis zeigen." Von Anfang an aber gelte es, deutlich zu machen, wer jetzt der Chef bzw. die Chefin ist und wo es hingehen soll mit der Praxis: "Wer mitgehen soll, der will geführt werden. Je mehr man herumeiert, desto mehr eiert dann auch das Team."

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK) Pressestelle Ackerstr. 3, 10115 Berlin Telefon: (030) 27594843, Fax: (030) 156591

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