Pressemitteilung | Ärzte gegen Tierversuche e.V.

„Mehr als 3,5 Millionen Tiere leiden und sterben in deutschen Laboren – immer noch“

(Bergisch-Gladbach) - Mäusen wird eine riesige Metallplatte auf die Rückenhaut geschraubt, Ratten wird ein Bein abgeschnitten, Schafen Löcher ins Gesicht gebohrt und Affen müssen täglich stundenlang unbeweglich in einem Primatenstuhl ausharren. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche macht zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche auf das Leid der Tiere in den Laboren, insbesondere in der Grundlagenforschung, aufmerksam. Zu dem Aktions- und Gedenktag, der weltweit am 24. April begangen wird, organisieren die lokalen Arbeitsgruppen des Ärztevereins 21 Aktionen in 18 Städten, meist am Samstag, 26. April.

Im Jahr 2023 wurden mehr als 3,5 Millionen Tiere in deutschen Laboren gequält und fast immer getötet – darunter Mäuse, Ratten, Fische, Kaninchen sowie auch Hunde, Katzen und Affen. Fast 60 % der in Tierversuchen verwendeten Tiere fielen in den Bereich der zweckfreien Grundlagenforschung. „In der Grundlagenforschung geht es nicht um die Heilung von Menschen, sondern darum, Forschungsgelder zu akquirieren und einen weiteren Artikel in einer Fachzeitschrift zu publizieren“, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.

So wird etwa an der Universität des Saarlandes in Homburg bei Mäusen die Rückenhaut zwischen zwei große Metallplatten geklemmt, ein Loch wird in die Haut gestanzt, um durch ein Fenster in dem Konstrukt kleine Blutgefäße zu beobachten (1). An der Universität Freiburg wird Ratten ein ganzes Hinterbein abgeschnitten und anderen Ratten angenäht (2). Am Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt werden Affen durch Durst gezwungen, unermessliche Qualen in der Hirnforschung über sich ergehen zu lassen – oft 20 Jahre lag (3). Von Forscherseite wird regelmäßig behauptet, in der Grundlagenforschung gewonnene Erkenntnisse könnten ja unter Umständen irgendwann mal zu einer Erkenntnis führen, die dem Menschen zugutekommt – darauf ausgerichtet ist diese Forschung jedoch nicht.

„Angesichts von boomenden tierversuchsfreien High-Tech-Methoden mit aus menschlichen Zellen generierten Miniorganen und Multi-Organ-Chips, versuchen insbesondere die tierexperimentellen Grundlagenforscher sich an ihr altertümliches Forschungssystem zu klammern“, erklärt Tierärztin Gericke. „Tierversuchs-Lobbyorganisationen kapern daher regelmäßig den Aktionstag am 24. April für ihre Propaganda, um den Tierversuch zu verharmlosen und als angeblich nötig für Patienten darzustellen.“

Auf EU-Ebene wird derzeit ein Ausstiegsplan für den Bereich der Chemikalien-Testung erarbeitet. Diese sogenannte Roadmap ist ein Ergebnis der Europäischen Bürgerinitiative für ein Europa ohne Tierversuche, bei der über 1,2 Millionen Unterschriften zusammenkamen. In den Niederlanden wurde ein Lehrstuhl für den Übergang zu tierversuchsfreien Innovationen eingerichtet, und in den USA können Medikamente ohne den gesetzlichen Zwang zu Tierversuchen auf den Markt gebracht werden und Australien strebt eine Zukunft ohne Tierversuche in der Medizin-Testung an.

„Deutschland tritt dagegen auf der Stelle und droht im internationalen Wettbewerb um innovative Zukunftsforschung abgehängt zu werden“, kommentiert Gericke. „Im aktuellen Koalitionsvertrag findet sich nichts, was auf einen Paradigmenwechsel weg vom Tierversuch hin zu einer am Menschen orientierten Medizin und Forschung hindeutet. Darunter leiden nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen, die auf Heilung hoffen.“ Dennoch appelliert der Ärzteverein an die kommende Bundesregierung, die Zeichen der Zeit zu erkennen und Schritte auf dem Weg zu einer vollständigen Abschaffung aller Tierversuche hin zu einer zeitgemäßen, am Menschen orientieren Medizin zu unternehmen.

Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V., Goethestr. 6-8, 51143 Köln, Telefon: 02203 9040990

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