Mehr Ärzte und doch zu wenig / Wesiack: Bedarfsplanung ist ein schlechter Witz
(Wiesbaden) - Glaubt man dem neuesten Ärzteatlas des Wissenschaftlichen Instituts (WidO) der AOK, dann hat Deutschland Ärzte im Überfluss: Hausärzte überall im Land und Fachärzte sowieso. Daran stimmt nur, dass wir etwas mehr Ärzte zählen als in den Vorjahren. Die WidO-Statistik fußt nämlich auf der sogenannten Bedarfsplanung, die nichts abbildet als den vor Jahren einmal erhobenen Ist-Stand der vertragsärztlichen Versorgung. Eine solche Bedarfsplanung ist ein Witz, kritisiert der Präsident des Berufsverbands Deutscher Internisten (BDI), Dr. Wolfgang Wesiack, und zwar ein schlechter.
Tatsächlich bestehen schon jetzt erhebliche Lücken in der flächendeckenden vertragsärztlichen Versorgung. Die Bevölkerung wird älter, aber auch die Ärzteschaft. Je älter die Bevölkerung, desto höher die Nachfrage nach ärztlichen Leistungen. Doch bis zum Jahr 2020 werden voraussichtlich 23 Prozent der niedergelassenen Ärzte ihre Praxen aufgeben. Eine ausreichende Zahl von Nachfolgern steht nicht zur Verfügung.
Besonders dringend gesucht werden Hausärzte. Ohne die Fachärzte für Innere Medizin, die im hausärztlichen Versorgungsbereich niedergelassen sind und die einen stetig wachsenden Anteil an der hausärztlichen Versorgung übernommen haben, wäre diese Versorgung noch schlechter. Während die Weiterbildungszahlen in der Allgemeinmedizin stagnieren, wachsen sie bei den Internisten zum Glück noch deutlich.
Die Politik ist aufgefordert, auch unter diesem Aspekt mehr für die Ausbildung zu tun und die Anzahl der Studienplätze für Humanmedizin zu erhöhen. Solange sich daran nichts ändert, sind Statistiken wie der Ärzteatlas des WidO nichts als Augenwischerei, meint BDI-Chef Wesiack.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (BDI)
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