Medizinischer Fortschritt ist ”return on invest” für die ganze Gesellschaft
(Berlin) - "Dass der Bundeshaushalt 2024 am stärksten im Gesundheitsressort einspart, ist ein völlig falsches Signal”, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. "Gesundheit und medizinischer Fortschritt sind ein hohes Gut, in das man investieren muss.” Die aktuelle Kritik der GKV an hochpreisigen Arzneimittelinnovationen ist für ihn unangebracht: "Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel liegen seit Jahren konstant bei rund einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Trotzdem hat die Politik bereits im letzten Jahr mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Axt gerade an die Versorgung mit Innovationen gelegt, die nicht nur für die Patientinnen und Patienten, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands von unschätzbarem Wert sind."
Wenn eine neue, gleichwertige Therapieoption deutlich weniger kosten soll als das vorhandene Präparat, läuft etwas schief. Welche Anreize gibt es dann noch, in Deutschland zu forschen und zu entwickeln und welche Auswirkungen hat das auf unsere Wettbewerbsfähigkeit? Keine positiven und deshalb darf in der GKV-Arzneimittelversorgung keine Kostendämpfung mehr stattfinden. Für nachhaltige Lösungen braucht es eine saubere und korrekte Zuordnung von gesamtgesellschaftlichen Aufgaben und deren Finanzierung in der GKV. Hier ist vor allem eine regelgebundene jährliche Dynamisierung der Bundesbeteiligung für versicherungsfremde Leistungen zu nennen. Eine Anhebung der unzureichenden Beitragspauschalen des Bundes für Langzeitarbeitslose würde die GKV beispielsweise mit rund zehn Milliarden Euro entlasten", so Joachimsen.
"Es ist generell viel zu kurz gesprungen, neue Arzneimittel als reine Kostenverursacher zu sehen. Die Einsparungen durch neue Therapien aus gesellschaftlicher Perspektive, wie die Produktivität aufgrund geringerer Morbidität, aber auch ersparte Therapiekosten, sollten nicht aus dem Auge verloren werden, so der BPI-Hauptgeschäftsführer. "Zudem werden hochpreisige Innovationen wie etwa Gentherapien nicht in der Breite, sondern zielgenau nach präziser Indikationsstellung meist in Zentren eingesetzt. Es gibt bereits zahlreiche Vorschläge für innovative Vergütungsmodelle, bei denen beispielsweise jährliche Vergütungsbeträge an den Therapieerfolg geknüpft werden. Statt in unverantwortlicher Weise derartige Therapien zu diskreditieren, wäre es gut, wenn sich die Kassen aktiv an der Ausgestaltung derartiger Modelle beteiligten."
"Vorschläge wie ein Preisdeckel sind keine Lösung. Bei der komplexen und finanziell risikoreichen Forschung und Entwicklung von Medikamenten können schnell Investitionen in Milliardenhöhe anfallen. Diese Kosten müssen sich amortisieren, zudem finanzieren die Medikamente von heute die Medikamente von morgen. Nur so ist medizinischer Fortschritt überhaupt möglich. Dass das Gros der GKV-Arzneimittelkosten auf neue Arzneimittel entfällt, ist allein angesichts des demografischen Wandels keine Überraschung", sagt Dr. Joachimsen. Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel liegen nach Abzug aller Abschläge aktuell bei rund zehn Prozent der Gesamtausgaben. Gemessen an deren enormen therapeutischen Stellenwert, ist dieser Anteil nicht hoch und die Ausgaben sind kein Selbstzweck. Sie ermöglichen in Millionen von Fällen mehr Lebensqualität, Teilhabe an Gesellschaft und Arbeitsleben und im Idealfall sogar Heilung. Das ist ein ”return on invest” für die gesamte Gesellschaft.
Quelle und Kontaktadresse:
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