MEDICA 2003: Medizintechnik legt zu / Patientenversorgung aber teils gefährdet / Investitionsfreundliches Klima gesucht
(Köln/Düsseldorf) - Mit einem Umsatzwachstum von geschätzt 5 Prozent auf rund 12,8 Mrd. Euro wird die deutsche Medizintechnik-Industrie auch im laufenden Jahr ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder unter Beweis stellen können. Gerade im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen zeigt sich jedoch ein Absinken der Wachstumskurve. Besonders benötigt wird ein investitionsfreundlicheres Klima, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller zu erhalten. Die Gesundheitsreform ist dabei nicht der erhofft große Wurf. Im Bereich der medizinischen Hilfsmittel führt sie sogar zu einer substantiellen Verschlechterung der Situation von Patienten und Herstellern gleichermaßen. Dies erklärte Sven Behrens, Hauptgeschäftsführer des zuständigen Branchenverbandes SPECTARIS, auf der heutigen Eröffnungspressekonferenz zur weltgrößten Medizinmesse MEDICA, die vom 19. - 22. November in Düsseldorf stattfindet.
Im ersten Halbjahr 2003 konnte die deutsche Medizintechnik entgegen dem allgemeinen wirtschaftlichen Trend weiter zulegen und den Gesamtumsatz um etwa 6,5 Prozent steigern. Dies ist umso beachtlicher, als dass die Gesamtwirtschaft in Deutschland im selben Zeitraum um weniger als 1 Prozent gewachsen ist. Für das Gesamtjahr 2003 rechnen die deutschen Medizintechnikhersteller mit einem Umsatzplus um 5 Prozent auf rund 12,8 Milliarden Euro, getragen von etwa gleich hohen Zuwächsen im In- und Ausland.
Der Inlandsumsatz wird damit in 2003 bei rund 5,8 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz bei etwa 7 Milliarden Euro liegen. Angesichts rückläufiger Umsätze in den meisten anderen Branchen ein überaus erfreuliches Ergebnis. Der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz liegt mittlerweile bereits bei knapp 55 Prozent. Wie sehr die Unternehmen vom Auslandsumsatz abhängig sind, zeigt die Tatsache, dass einzelne Firmen bereits bis zu 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland tätigen. Bei den Beschäftigtenzahlen wird für 2003 ein Anstieg auf rund 88.000 Mitarbeiter prognostiziert, bei der Anzahl der Betriebe nach derzeitiger Schätzung ebenfalls eine Steigerung auf 1.227.
Verglichen mit den Ergebnissen in 2002 (Gesamtumsatz +6,4 Prozent) und 2001 (Gesamtumsatz +12,1 Prozent) zeigt sich trotz der positiven Bilanz in 2003 ein konjunkturell bedingtes Absinken der Wachstumskurve. Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend angesichts der insgesamt noch schwachen wirtschaftlichen Lage auch in 2004 fortsetzt. So rechneten nur 2 Prozent der im Oktober im Rahmen des Ifo-Konjunkturtests befragten Medizintechnik-Hersteller mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. 97 Prozent der Befragten gehen hingegen von einer gleich bleibenden Geschäftslage in diesem Zeitraum aus.
Positive Impulse könnten in 2004 jedoch aus einer wieder belebten US-Wirtschaft entstehen. Die schwache Konjunkturlage in den USA, mit einem Anteil von 24 Prozent wichtigster Absatzmarkt deutscher Medizintechnik-Exporte, war sicherlich ein Grund für die im Vergleich mit den Vorjahren verhaltene Entwicklung des Auslandsumsatzes in 2003. So lag der Wert deutscher Exporte in die USA im ersten Halbjahr 2003 mit 1,03 Milliarden Euro nur 1,8 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums.
SPECTARIS-Hauptgeschäftsführer Sven Behrens: Es ist ferner zur erwarten, dass neue oder noch junge Geschäftsfelder der Medizintechnik, zum Beispiel im Bereich der Optischen Technologien, erneut für ein zusätzliches Wachstum der deutschen Medizintechnik-Industrie sorgen werden. Neue lasergestützte Verfahren zum Beispiel in der kosmetischen Chirurgie oder verbesserte Diagnoseverfahren mittels Optischer Technologien haben ihren Siegeszug bereits begonnen. Ein investitionsfreundliches Klima, das diese und andere Innovationen begünstigt, wird daher dringend benötigt, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller zu erhalten. Was uns insbesondere fehlt, sind durchgreifende Ergebnisse einer substantiellen Gesundheitsreform.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS)
Kirchweg 2, 50858 Köln
Telefon: 0221/9486280, Telefax: 0221/948628-80