Markterholung nach Milchkrise instabil: Milchbauern fordern von Agrarministerkonferenz schnellen Ausbau des Sicherheitsnetzes
(Freising/Hannover) - 13 Milchviehbetriebe mit 63 und bis zu 1.100 Milchkühen aus 13 Bundesländern ließen zum Auftakt der Frühjahrs-Agrarministerkonferenz einen tieferen Blick in ihre Betriebsdaten zu, um zu verdeutlichen, welch tiefe Spuren die Milchkrise auf ihren Betrieben hinterlassen hat. Und sie ist längst nicht vorbei - auch das zeigen die Betriebsspiegel der Milchviehhalter. So unterschiedlich strukturiert die Milchviehbetriebe auch sind, so ähnlich sind doch die Folgen für ihre Betriebe.
Auch die letzten Reserven sind aufgebraucht und die Verschuldung der Betriebe hat deutlich zugenommen - da darf der Milchpreis um keinen Cent zurückgehen.
Mit großer Sorge beobachten die Milchviehhalter, dass auch der nationale Teil der Hilfsmaßnahmen des 2. EU-Hilfspakets, die den Markt aufgrund der damit verknüpften Mengendisziplin bisher stabilisiert hatten, nun im April auslaufen wird. Die Milcherzeugerpreise hatten bislang noch nicht annähernd ein Niveau erreicht, das Darlehensrückzahlungen oder gar die eigentlich dringend nötige Bildung finanzieller Reserven zugelassen hätte und schon stehen die Milcherzeugerpreise wieder auf der Kippe. Die Preise für Milchpulver sind an den Handelsplätzen bereits wieder auf Interventionsniveau gefallen.
"Alles entscheidend für die Frage, wohin der Milchmarkt dreht, wird also sein, wie sich die Anlieferung in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt", erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. "Mit einem symbolischen Schuldenberg und einem Milchpulverberg zeigen wir, mit welchen Lasten wir aktuell noch zu kämpfen haben - da wäre ein erneuter Preisrückgang fatal!"
Der BDM fordert das Bundesministerium und die Agrarministerinnen und -minister der Länder auf, ein deutliches Signal zu setzen, dass gemeinsam mit aller Anstrengung und der gebotenen Schnelligkeit daran gearbeitet wird, dass das bestehende EU-Sicherheitsnetz um ein dauerhaftes Kriseninstrumentarium erweitert wird, mit dem im Krisenfall präventiv und schnell auf die EU-Milchmenge zugegriffen werden kann. Die dafür nötigen Mehrheiten auf EU-Ebene müssen konsequent erarbeitet werden. Deutschland muss hier eine Vorreiterrolle einnehmen.
"Schon im Vorfeld der Agrarministerkonferenz lässt sich erkennen, dass schwerpunktmäßig die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik auf der Agenda stehen soll. Die durchaus wichtige Diskussion darum hat gerade an Fahrt gewonnen und wird sicher auch noch in den nächsten Monaten breiten Raum einnehmen. Über dieser Debatte dürfen aber die ganz akuten Probleme des Milchmarkts und vor allem der Milchviehhalter nicht in den Hintergrund treten", warnt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber eindringlich. "Viele Probleme, die man versucht, mit der GAP in den Griff zu bekommen, haben ihre Ursache in einer Marktordnung, die auf die Eroberung der Weltmärkte über Billigpreise setzt. Die Politik darf es jetzt nicht auch im Milchbereich zu einem Strukturbruch kommen lassen, dessen Folgen gesellschaftlich ausdrücklich nicht erwünscht sind."
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)
Hans Foldenauer, Sprecher des BDM
Gutenbergstr. 7-9, 85354 Freising
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