Marburger Bund wirft der Bundesregierung voreiligen Aktionismus vor
(Köln) - Der Marburger Bund warnt davor, das neue Krankenhausvergütungssystem DRG (Diagnosis Related Groups) mit der Brechstange einzuführen. Dieser gigantische Menschenversuch muss sorgfältig vorbereitet werden, mahnt der 2. Vorsitzende der Krankenhausärzte Rudolf Henke. Eine rechtsdogmatische Umsetzung des DRG-Systems würde zu einer dramatischen Verschlechterung der Patientenversorgung in deutschen Kliniken führen. Die Bundesregierung erzeugt in den Krankenhäusern bei den ohnehin überlasteten Ärzten und Ärztinnen wachsenden Zorn über einen sinnlosen bürokratischen Exzess. Wer humane Arbeitsbedingungen und zeitgemäße Patientenversorgung in Kliniken wolle, der muss jetzt umsteuern, so Henke.
Henke fordert die Bundesregierung auf, noch im Frühjahr einen Gesetzentwurf zur Änderung des DRG-Einführungsfahrplans vorzulegen, der eine ordnungsgemäße Umsetzung der neuen Krankenhausfinanzierung gewährleiste. Bereits ab 2003 soll nach Willen der Bundesregierung das pauschalierte Entgeltsystem zu 100 Prozent die bisherige Bundespflegesatzverordnung ablösen. Für den mb-Vize Henke geht das zu schnell, er fordert, das fertige System in 2003 und 2004 zu erproben und dann von 2005 bis 2007 kontrolliert frei zu schalten. Henke: Die Ärzteschaft begrüßt das neue DRG-System. Es muss aber mit Vernunft eingeführt werden. Mit dem jetzt gültigen Zeitplan richtet die Politik einen chaotischen Datensalat an, den niemand verdauen kann.
Der Marburger Bund sieht fast alle notwendigen Schritte auf dem Weg zur Anwendung einer deutschen Version des australischen DRG-Modells in Verzug. Henke nennt die für eine ordnungsgemäße Dokumentation der Leistungen immer noch fehlenden Kalkulationsrichtlinien, das neuerliche Urteil des EuGH, Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit zu bewerten und den milliardenschweren Berg an unbezahlten Überstunden in deutschen Krankenhäusern.
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