Malone bereits im deutschen Kabelmarkt präsent? / FRK erwartet Bewegung bei Digitaleinspeisung der privaten Programmveranstalter RTL und ProSiebenSat.1
(Berlin) - "Der mögliche Verkauf der Multikabel von Primacom an Warburg Pinkus verändert den deutschen Programmanbietermarkt mehr als den Kabelmarkt", erwartet der Sprecher des Fachverbandes Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK), Heinz-Peter Labonte. Er erklärte am 13. Oktober in Lauchhammer, dass die Beteiligung der ehemaligen UPC, einer derzeitigen Mehrheitsbeteiligung von John Malone, an der Primacom mit einer Sperrminorität verdeutliche, warum die Primacom-Tochter easy-TV derzeit in Deutschland so offensiv am Markt vorgehe. Labonte begrüßte ausdrücklich, dass easy-TV und die Primacom-Tochter Decimus gemeinsam mit Eutelsat die enge Kooperation mit den unabhängigen Kabelnetzbetreibern (KNB) suche. Eine faire Umsatzbeteiligung der KNB und die Möglichkeit, die Kundenbeziehung zu behalten, sichere deren nachhaltiges Interesse an einer stetig wachsenden Verbreitung dieser PayTV-Programme.
Wenn die Primacom diese Praxis nach einem eventuellen Mehrheitseinstieg von Malone entweder über Apollo durch Umwandlung der nachrangigen Darlehen in Aktien oder durch die frühere UPC Europe direkt beibehalte, werde sich damit nachhaltig nicht nur die PayTV-Landschaft, sondern auch die digitale Programmlandschaft verändern.
Kurz- und mittelfristig werde sich auch Premiere überlegen, ob das Unternehmen weiterhin den unabhängigen KNB lediglich den bundesdurchschnittlichen Akzeptanzgrad honoriere - unabhängig davon, ob ein Netzbetreiber besondere Werbeanstrengungen für die Verbreitung in seinem lokalen Netz unternehme. Die bisher mangelnde Bereitschaft von Premiere, konkret in den Netzen mit den lokalen Netzbetreibern zu kooperieren, die immerhin 40 Prozent des gesamten Fernsehmarktes mit ihren knapp 17 Mio. Endkunden betreuten, werde sich für Premiere im Falle von Malones Erfolg sehr nachteilig auswirken.
Primacom und Eutelsat garantieren den KNB bislang nicht nur die Endkundenbeziehung, sondern auch eine sehr faire, auf ihre eigenen Netze bezogene Umsatzbeteiligung. Dieses Zukunftsmodell werde sich mit Malones oben geschilderter Praxis in Deutschland sehr viel schneller durchsetzen.
Labonte geht außerdem davon aus, dass dieser Einstieg Malones in Deutschland nicht nur über die Primacom, sondern auch mittelbar durch die in absehbarer Zeit erfolgende Übernahme der von Apollo beherrschten Netze in Hessen, Nordrhein-Westfalen sowie von Blackstone in Baden-Württemberg die großen privaten Sendergruppen von ProSiebenSat.1 und RTL in Zugzwang setzen wird. Dies gelte neben den von diesen Sendergruppen beabsichtigten PayTV-Programmen vor allem für die digitale Einspeisung in die privaten Kabelnetze.
Labonte abschließend: "Weder RTL noch ProSiebenSat.1 können es sich angesichts dieser Entwicklungen noch lange leisten, den privaten unabhängigen Kabelnetzbetreibern, die immerhin über 16,5 Mio. Haushalte mit direktem Kabelanschluss in Deutschland versorgen, die Einspeisung ihrer mit einem fairen Urheberrechtsgelt zu bezahlenden Digitalprogramme einzuspeisen." Immerhin werde es bei den unabhängigen mittelständischen Netzbetreibern keine Kundenzusatzgebühr für digitale Programme erhoben. Die Programme würden im Rahmen des FreeTV-Angebotes lediglich im Rahmen der üblichen Kabelanschlussgebühr entgolten. Labonte erwartet insofern kurzfristig ein Umdenken der großen privaten Sendergruppen und eine Verhandlungsaufnahme mit schnellen Ergebnissen im Gegensatz zu den sich seit nunmehr drei Jahren ziehenden ergebnislosen Verhandlungen mit KDG und Blackstone sowie Apollos ish und iesy.
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