Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Mähdrescher laufen wieder auf Hochtouren / Zweite Erntemeldung bestätigt unterdurchschnittliche Erträge

(Bonn) - Die Rückkehr des Sommers nach Deutschland hat dazu geführt, dass die Getreideernte in allen Regionen Deutschlands nun mit Hochdruck fortgesetzt wird. Von der Wintergerste stehen nur noch einige Restflächen im Norden und Osten Deutschlands auf dem Halm. Auch die Rapsernte ist in den meisten Regionen Deutschlands weit vorangeschritten. Im Osten Niedersachsens, in Schleswig-Holstein und den östlichen Bundesländern wirken die starken Niederschläge der vergangenen Wochen noch nach. In den am schlimmsten betroffenen Gebieten können die Mähdrescher noch nicht wieder aufs Feld.

Fast alle Wintergerstenflächen in Deutschland sind nunmehr gedroschen. Die Gerste wurde mit durchschnittlich 13 bis 15 Prozent Feuchtigkeit eingefahren. Die schwierigen Wachstumsbedingungen im Frühjahr wirken sich in vielfach recht hohen Schmachtkornanteilen aus. Je nach Region, Bodenqualität und Witterungsverlauf melden die Landesbauernverbände große Schwankungen beim Hektolitergewicht der Gerste. Während die Erträge im Südwesten, Bayern und Westfalen bis zu 10 Prozent unter Vorjahr liegen, mussten Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 10 - 20 Prozent niedrigere Hektarerträge und die östlichen Bundesländer bis zu 30 Prozent weniger verkraften. Es wird erwartet, dass die Wintergerstenerntemenge in Deutschland mit ca. 8 bis 8,5 Millionen Tonnen etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt. Der Anbauflächenrückgang erklärt davon nur 6 Prozent.

Aus Sicht der Bauern sind die gegenüber dem Vorjahr deutlich reduzierten Preise unbefriedigend, weshalb viel Gerste auf dem eigenen Betrieb eingelagert wird.

Die Braugerste ist im Süden der Bundesrepublik zu etwa zwei Drittel geerntet. In Niedersachsen ist etwa die Hälfte eingebracht, in Sachsen, Thüringen und Hessen hat die Ernte begonnen. Während Niedersachsen und Thüringen von Ertragsrückgängen von 20 bzw. 30 Prozent berichten, werden aus dem Saarland, Rheinland-Nassau und Bayern von 5 bis 10 Prozent höhere Erträge gemeldet. In Baden-Württemberg wird teilweise eine normale, teilweise eine im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 15 Prozent niedrigere Ernte eingebracht. Die Qualitäten der Braugerste sind normal bis gut. Im Südwesten wird teilweise über erhöhte Sortierverluste berichtet.

Nur in den Frühdruschgebieten wie der badischen Rheinebene ist die Weichweizenernte bereits abgeschlossen. Während im Südwesten etwa 20 bis 30 Prozent der Ernte eingebracht wurden, hat die Ernte im Norden gerade erst begonnen. Erste Ernteergebnisse lassen gegenüber dem Vorjahr um 10 bis 20 Prozent niedrigere Erträge erwarten. Während in Bayern die Druschergebnisse dem Vorjahr entsprechen, wurde im Saarland sogar von 10 Prozent höheren Erträgen berichtet. Rheinland-Pfalz und Hessen sind aufgrund der Frühjahrstrockenheit teilweise mit Schmachtkorn konfrontiert. Durch die hohen Niederschläge der vergangenen Wochen geschädigte Flächen sind oft noch nicht wieder befahrbar.

Die Landwirte tendieren dazu, Weizen guter Qualität auf den Höfen zu lagern und noch nicht zu verkaufen. Bisher ist die Preisfindung noch sehr offen. Positiv zu vermerken ist, dass die EU-Kommission ein Mandat erhalten hat, in der Welthandelsorganisation über eine Verbesserung des Einfuhrsystems zu verhandeln. Hierbei geht es um ein Einfuhrsystem mit Tarifquoten, aber auch Einfuhrregelungen für bestimmte Getreidequalitäten. Der DBV empfiehlt den Bauern, den Markt weiterhin gut zu beobachten. Dabei sollte man die Einlagerung auch von den Qualitäten abhängig machen. Die Marktaussichten für Weizen höherer Qualität werden besser als im Vorjahr eingeschätzt, weil dieser nicht aus Frankreich oder Südosteuropa zur Verfügung steht.

Der Roggen ist in den südlichen Bundesländern schon zu mehr als der Hälfte gedroschen. In Niedersachsen stehen noch 60 Prozent auf dem Halm, während in den östlichen Bundesländern die Ernte gerade begonnen hat. Die Erträge liegen in Bayern auf Vorjahresniveau, in den übrigen Bundesländern um 10 bis 20 Prozent darunter. Lediglich das Saarland und Rheinland-Nassau melden höhere Erträge als im Vorjahr. Da die Roggenfläche gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 13 Prozent eingeschränkt wurde, wird ein deutlicher Rückgang der gesamten Erntemenge in Deutschland um ca. 1 Million Tonnen auf ca. 4 Millionen Tonnen erwartet. In den nördlichen und nordöstlichen Roggenanbaugebieten hat der Regen die Bestände teilweise ins Lager gedrückt und die Auswuchsgefahr erhöht. Die Qualitäten fallen daher sehr unterschiedlich aus. Der Brotroggen kann in Niedersachsen 8,3 bis 9,4 Euro je Dezitonne (100 kg) erzielen.

Die Haferernte hat in einigen Bundesländern begonnen und die Ernte von Triticale ist noch nicht weit fortgeschritten. Bisher liefern die angebotenen Preise für die Bauern keinen Anreiz, ihr Getreide zu verkaufen.


Im Südwesten der Bundesrepublik und in Sachsen-Anhalt ist die Rapsernte bereits abgeschlossen. In den nördlichen Bundesländern stehen noch etwa die Hälfte der Bestände, in Mecklenburg-Vorpommern sogar noch zwei Drittel. Die Rapskörner wurden mit sehr unterschiedlicher Feuchte geerntet. In den östlichen Bundesländern liegt der Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr bei 10 bis 40 Prozent. Hier haben die starken Niederschläge die Körner regelrecht aus den Schoten herausgedroschen und die Pflanzen auf den Boden gedrückt. Von den meisten Landesbauernverbänden werden Auswuchsprobleme gemeldet. Regional bereiten niedrige Ölgehalte Sorge. Nur Rheinland-Nassau und das Saarland melden über dem Vorjahr liegende Erträge, in allen übrigen Bundesländern sind die Erträge um 10 bis 20 Prozent gesunken. Vielfach ernteten die Bauern nicht genügend, um ihre Lieferverträge erfüllen zu können. Die Erzeugerpreise liegen bei 20 bis 21 Euro je Dezitonne für freie Ware und 19 bis 24 Euro je Dezitonne für Vertragsware.


Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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