Lufthansa ist kein verlässlicher Gesprächspartner mehr / DRV-Präsident Klaus Laepple zum Nettopreismodell
(Düsseldorf) - Die einseitige und unabgestimmte Ankündigung der Deutschen Lufthansa AG, ihre Verträge mit deutschen Reisebüros im kommenden Jahr vom Handelsvertreterstatus auf ein Nettopreismodell umstellen zu wollen, hat Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbands (DRV), am 9. Dezember in Düsseldorf verurteilt: "Damit hat sich Lufthansa als verlässlicher Gesprächspartner disqualifiziert." Was die Fluggesellschaft "überfallartig in der Vorweihnachtszeit" vorgeschlagen habe, sei angesichts der einstimmigen Beschlusslage des DRV-Vorstands zugunsten des Handelsvertreterstatus' ein Affront. Noch vor wenigen Wochen habe LH-Vertriebsvorstand Thierry Antinori bei der DRV-Jahrestagung im tunesischen Hammamet ausdrücklich versichert, dass Lufthansa den deutschen Reiseagenturen "weiterhin ein guter und verlässlicher Partner" sein wolle. - Davon könne nun keine Rede mehr sein.
Mit Nettopreisen setze die Deutsche Lufthansa auf ein Händlermodell für Reisebüros und verabschiede sich vom Handelsvertreterstatus, kritisierte Klaus Laepple. Bereits bisher habe der Kunde in den Reiseagenturen stets im Mittelpunkt gestanden und den gebotenen Service auch bezahlt. Das Nettopreismodell bedeute im Klartext, dass Lufthansa die Preishoheit verliere und für Endverbraucher die Kosten der Flugbeförderung noch intransparenter würden als bislang schon, sagte der DRV-Präsident.
Auch wundere er sich sehr über die Diktion der gestrigen LH-Presseerklärung, in der von einer "Gebühr für Beratung, Buchung und Ausstellung des Tickets" die Rede ist: "Gebühren stehen in Deutschland nur der öffentlichen Hand zu", stellte Klaus Laepple klar. Eine Lufthansa, die solche Formulierungen verwende, präsentiere sich als "Staatsluftfahrtbetrieb und nicht als privatisierte Airline".
Die Fluggesellschaft weise selbst darauf hin, dass sie 92 Prozent ihrer Erlöse über Reisebüros erziele. Insofern hingen Erfolg und Aktienkurs des Dax-30-Unternehmens "ganz besonders von einem motivierten Vertrieb ab", so der DRV-Präsident. Lufthansa habe sich schon einmal verrechnet, als sie vor zwei Jahren die Reisebüro-Provisionen durch eine Flat-Fee ablösen wollte. - Anders als die in Deutschland dominierende Fluggesellschaft unterlägen die Reisebüros keinem Kontrahierungszwang.
Lufthansa wolle "mit dem Kopf durch die Wand", wenn sich das Unternehmen beim Versuch eines derart grundlegenden Kurswechsels unter Hinweis auf das Kartellrecht plötzlich Gesprächen mit dem DRV zu entziehen versuche: "Das hieße ja, dass Lufthansa in der Vergangenheit fortgesetzten Rechtsbruch begangen hätte, ist also eine reine Schutzbehauptung", kommentierte Klaus Laepple. Bislang habe Lufthansa lediglich eine Ankündigung in den Raum gestellt, neue Agenturverträge für Reisebüros lägen noch nicht vor. Der DRV werde alle politischen, rechtlichen und tatsächlichen Optionen prüfen, um die Interessen der deutschen Reisebüros zu wahren.
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