Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

Lokale Berichterstattung ohne freie Mitarbeiter?

(Bonn) - Als Kündigungswelle, die fast ohne Beispiel ist, haben der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und ver.di die Entlassung von bis zu 100 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berliner Morgenpost bezeichnet. "Die kaltschnäuzige Art, mit der hier Mitarbeiter, die in Einzelfällen schon mehr als zehn Jahre bei der Zeitung arbeiten, entlassen werden ist einzigartig und zeigt, was Verleger unter der so häufig propagierten “Neuen Selbstständigkeit“ wirklich verstehen!" sagte der DJV-Vorsitzende Siegfried Weischenberg am 12. Oktober.

In mehreren Fällen waren Mitarbeiter ohne jede Kündigungsfrist entlassen worden. Begründung: Es handele sich ja um keine Kündigung, es gebe "lediglich" keine Aufträge mehr. Veronika Mirschel, Referentin für Freie und Selbstständige in ver.di, kritisierte, dass die Berliner Morgenpost trotz ihrer hervorragenden Marktpositionierung offenbar nun als "Melkkuh" für die Gegenfinanzierung von zahlreichen verlustbringenden Neuprojekten der Springer-Geschäftsführung missbraucht werden solle.

ver.di und DJV warnen auch vor den Folgen für die Qualität der lokalen Berichterstattung in Folge der geplanten Umstrukturierungen, mit denen die Berichterstattung aus den Bezirken von täglicher Berichterstattung auf zwei wöchentliche Beilagen reduziert wird. Man müsse sich vor Augen führen, dass Berliner Bezirke der Größe ganzer Städte im restlichen Bundesgebiet entsprächen. "Welche Lokalzeitung kann es sich erlauben, nur zweimal wöchentlich eingehend zu informieren?" Die Gewerkschaften warnten davor, die Bedeutung der Lokalpolitik und des lokalen kulturellen Vereinslebens zu unterschätzen. Ohne lokale Nachrichten schwinde die Legitimität und die Attraktivität von Tageszeitungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Journalisten-Verband e.V. (djv) Bennauerstr. 60 53115 Bonn Telefon: 0228/201720 Telefax: 0228/2017233

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