Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Logistik: Schlüsselbranche der Internet-Ökonomie

(Berlin) - Der Markt für Logistikdienstleistungen wird bis 2004 um bis zu 15 Prozent pro Jahr wachsen. Motor dieser Dynamik ist das Internet, über das zunehmend Information, Kommunikation und Geschäftsabschlüsse erfolgen. Die realen Warenströme abzuwickeln und sie mit den virtuellen Geschäftsprozessen abzustimmen, ist die Kernaufgabe der Logistik. Sie wird damit zu einer Schlüsselbranche der Zukunft.

Die Bedeutung der Logistik ist gerade im Zeitalter der Internet-Ökonomie immens. Als Querschnittsbranche hatte sie schon immer eine volkswirtschaftliche Schlüsselfunktion. 1999 belief sich der Umsatz der Logistikbranche in Westeuropa auf rund 450 Milliarden DM und übertraf damit Branchen wie Informationstechnologie und Telekommunikation. Doch dies ist nur das Umsatzvolumen eigenständiger Logistikdienstleister. Rechnet man die unternehmensintern erbrachten Logistikleistungen hinzu, ergibt sich bereits heute ein Umsatzpotenzial von knapp einer Billion DM, das Logistikdienstleistern maximal zugänglich ist.

E-Commerce und Logistik sind dabei doppelt verknüpft: Zum einen schlagen sich Fortschritte in der Informationstechnologie unmittelbar in Produktivitätsgewinnen in der Logistikbranche nieder, weil diese ein wichtiger Anwendungsbereich von E-Commerce-Systemen ist. Zum anderen zieht E-Commerce immer dann, wenn Waren elektronisch bestellt werden, mit der notwendigen Lieferung der Waren automatisch auch logistische Dienstleistungen nach sich.

E-Commerce führt bei vier Arten von Geschäftsbeziehungen zu Veränderungen: den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen und Konsumenten (Business-to-Consumer, kurz B2C, und umgekehrt Consumer-to-Business, C2B), zwischen verschiedenen Unternehmen (Business-to-Business, B2B) und schließlich der Konsumenten untereinander (Consumer-to-Consumer, C2C).

So erwächst beispielsweise im Bereich der C2C-Beziehungen mit dem Entstehen „weltweiter Flohmärkte“ den Kurier- und Paketdienstleistern ein originäres Zusatzgeschäft; denn bisher war der Warenaustausch zwischen Konsumenten weitgehend auf lokale Transaktionen beschränkt. Zu groß waren die Kosten für den Produktvergleich über große Distanzen. Das Internet überbrückt diese Distanzen virtuell, und Logistikdienstleister übernehmen den Transport der Waren. Zusätzlich bieten sich lukrative Mehrwertdienste, etwa die Verwaltung von Treuhandkonten, an. Auf ein Treuhandkonto zahlt der Käufer ein, bevor er die Ware erhält, und von diesem Konto erhält der Verkäufer sein Geld erst, wenn die Ware beim Käufer angekommen ist.

Im Unternehmen-Kunden-Verhältnis führt der vereinfachte Informationsfluss zu individualisierten, maßgeschneiderten Produkten. Das Beispiel eines führenden PC-Herstellers aus den USA zeigt die Perspektiven auf: Der Kunde kann die Komponenten seines Computers via Internet individuell zusammenstellen, der PC-Produzent konzentriert sich auf die Montage der Computer und Logistikdienstleister übernehmen die Beschaffung der Zulieferteile, die Auslieferung der Computer sowie die Steuerung des gesamten Prozesses.

Der Online-Handel zwischen Produzent und Endkunden (B2C) ist zwar prinzipiell nur eine neue Form des schon lange praktizierten Versandhandels, doch erhöht das Medium Internet seine Attraktivität. Das durch den Internet-Handel ausgelöste Paketaufkommen wird sich nach Expertenschätzungen in den nächsten vier Jahren etwa verzehnfachen. Der weltweite Einkauf über virtuelle Versandhäuser oder Internet-Auktionen führt dabei tendenziell zu kleinteiligeren Sendungen über größere Distanzen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Logistikprozesse wegfallen, die hinter den klassischen Vertriebsformen stehen – etwa der Transport von Büchern vom Verlag zum Großhandel und von dort zum Einzelhandel –, ergibt sich per Saldo ein erhöhtes Transportvolumen: Bis 2004 wird in diesem Bereich mit einem Umsatzwachstum gerechnet, das rund einen Prozentpunkt über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum liegt.
Das größte Wachstumspotenzial für die Logistikbranche geht von Geschäftsprozessen zwischen verschiedenen Unternehmen (B2B) aus. Die OECD schätzt, dass 70 bis 85 Prozent des E-Commerce auf diesen Bereich entfallen. Hier führt das Internet zu enormen Effizienzgewinnen, weil die Kosten der Geschäftsanbahnung und des Geschäftsabschlusses dank virtueller Marktplätze sinken und die Verbesserung des Informationsflusses die Arbeitsteilung weiter vorantreibt. Mit Hilfe von Systemen des mobilen Geschäftsverkehrs, dem so genannten „M-Commerce“, lassen sich die Verfügbarkeit und der Aufenthaltsort jedes Einzelteils schon heute jederzeit exakt nachweisen und auf dem Weg vom Zulieferer bis zum Konsumenten im Internet „sichtbar“ machen. Dieses Verfahren ermöglicht eine wesentlich genauere zeitliche Steuerung der Produktionsprozesse; verspätete oder verfrühte Liefertermine werden rechtzeitig erkannt und die Auslastung der Produktionskapazitäten auf diese Weise optimiert.

Auch hier bietet sich eine doppelte Perspektive für die Logistikbranche: Sie übernimmt die Steuerung des Liefer- und Produktionsprozesses, welche zunehmend aus den Unternehmen ausgelagert wird, und sie dringt in neue, damit verbundene Geschäftsfelder vor. Dabei wird die Informationslogistik gegenüber der reinen Transportlogistik erheblich an Bedeutung gewinnen.

Die Logistik blickt einer viel versprechenden Zukunft entgegen: Das Transportvolumen wird sich erhöhen, und logistische Leistungen werden vermehrt aus den Unternehmen ausgelagert werden. Erfolgt heute noch die Hälfte aller logistischen Dienstleistungen innerbetrieblich, wird es 2004 nur noch rund ein Drittel sein. Logistikdienstleister werden künftig auch immer größere Teile der gesamten Wertschöpfungskette steuern und sich mehr und mehr zu Komplettdienstleistern wandeln. Das Wachstumspotenzial des Marktes für Logistikdienstleistungen bis 2004 wird auf bis zu 15 Prozent pro Jahr geschätzt. Ein solches Wachstum ist nur möglich, weil New Economy und Internet neue Räume eröffnen, die die Logistikbranche besetzen wird.

Quelle und Kontaktadresse:
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