Lob und Kritik am gemeinsamen Bachelor-Studium für Ärzte und Ingenieure in Siegen
(Neukirchen-Vluyn) - Die Landesgruppe Nordrhein des NAV-Virchow-Bundes sieht interessante Ansätze im geplanten gemeinsamen Bachelor-Studium für Ärzte und Ingenieure an der Universität Siegen. Sie plädiert aber für eine klare Trennung zwischen technisierter Forschung und "sprechender" Medizin.
"Für uns ist klar, dass die Digitalisierung die Arbeit der Ärzte in den nächsten Jahren grundlegend verändern wird. Mediziner in Deutschland sollen sich dieser Entwicklung nicht nur anpassen; sie müssen sie aktiv mitgestalten", erklärt Landeschef Dr. André Bergmann. "Darum brauchen wir neue Wege der Forschung und eine neue Generation Forscher, die medizinische und technische Expertise zusammenbringt und über den eigenen Tellerrand blickt." Der Verband der niedergelassenen Ärzte sieht Kooperation im Gesundheitswesen als eine der wichtigsten Maßnahmen einer zukunftsorientierten Versorgung.
Der Modellversuch ,Medizin neu denken' der Universität Siegen könne ein zukunftsweisender Ansatz sein, die Medizinausbildung zu technisieren, kommentiert der Vorstand der Landesgruppe Nordrhein. Gleichzeitig wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr sprechende Medizin. Eine moderne Medizinerausbildung im Rahmen des Masterplans Medizinstudium 2020 müsse daher vermehrt auf kommunikative und soziale Kompetenzen bei angehenden Ärzten abzielen.
"Ingenieurs-Ärzte wie in Siegen sind eine neue Berufsgruppe für eigenständige Aufgaben, sollten aber nicht in der Patientenversorgung landen", sagt Bergmann. "Wenn mit dem Bachelor- und Masterstudiengang ein ,Mediziner light' geschaffen und ärztliche Aufgaben substituiert werden sollen, würde dadurch ein eigentlich guter Ansatz in der Medizinerausbildung beschädigt. Wir hoffen, dass der Masterplan Medizinstudium 2020 hier klar abgrenzen wird. Er muss auch sicherstellen, dass durch dieses neue Studienangebot keine Ausbildungsplätze in Kliniken und Praxen blockiert werden, die wir so dringend für unseren Nachwuchs an ambulant praktizierenden Ärzten brauchen."
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