Lkw-Maut lässt kaum Spielräume / Automobillogistiker wollen Dialog mit Herstellern intensivieren
(Bonn) - Die geplante Lkw-Maut und die damit verbundenen finanziellen Belastungen als die wichtigsten Herausforderungen dieses Jahres waren am 17. März in Bonn die zentralen Diskussionsthemen auf der ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins Automobillogistik im BSL e.V. (AML). Um die deutschen und ausländischen Automobilhersteller in diesem Punkt zu sensibilisieren, soll der Dialog mit den Automobilkonzernen auf allen Ebenen intensiviert werden. Dies betrifft auch den Austausch zwischen dem AML und den Branchenverbänden der Automobilindustrie, dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) und dem Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen (VDIK).
Die Lkw-Maut ist eine vom Staat beschlossene Steuer. Automobillogistiker, Produzenten und Händler sind wie bei der Mehrwertsteuer nur Steuereintreiber für den Staat, meint Konrad Lehner, Vorsitzender des AML. Wenn ich einen Pkw-Transporter mit neun Fahrzeugen auf eine Strecke von 900 Kilometer schicke, verteuert der Transport das einzelne Fahrzeug lediglich um 15,- Euro. Bezogen auf den Neupreis eines Fahrzeugs ist das kaum der Rede wert. Der Gesamttransport wird jedoch um 135,- Euro teurer und hinzu kommen möglicherweise noch gleich hohe Kosten für die leere Rückfahrt vom Händler, falls es keine Anschlussfracht gibt. Das sind Gesamtkostensteigerungen zwischen 10 und 15 Prozent. Dies kann die Branche auch in Teilen nicht mehr auffangen, befürchtet Lehner.
Dabei sind es nicht nur die unmittelbaren Mautkosten, die den Automobillogistikern Kopfschmerzen bereiten. Hinzu kommen noch Verwaltungskosten durch Umstellung der Software und Einrichtung von Mautkonten, zeitlicher Aufwand beim Verfahren der manuellen Einbuchung, Schulungskosten des Personals und vor allem die Vorfinanzierungskosten für die eigentliche Lkw-Maut. Insgesamt schätzt man diese Kosten auf zusätzlich bis zu zwei Prozent des Umsatzes. Das Rationalisierungspotential der Fahrzeuglogistiker ist ausgeschöpft. Wie kritisch die Situation schon heute ist, haben die Insolvenzen der vergangenen Jahre gezeigt, die auch unsere Nische hart getroffen haben, gibt Lehner zu bedenken.
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sorgen aber auch technische Probleme für Unmut unter den Fahrzeuglogistikern. Die Ankündigung, dass von den schätzungsweise 900.000 für die automatische Mauterfassung benötigten Fahrzeuggeräten (auch obu oder on board unit) bis Ende August lediglich ein Sechstel zur Verfügung steht ist für die AML-Mitglieder eine glasklare Wettbewerbsverzerrung. Kein Wunder, denn wer sich manuell einbucht braucht sowieso schon länger und muss bei jeder Routenänderung die Autobahn verlassen, um eine Umbuchung vorzunehmen. Das kostet Zeit und Geld. Wer also das Glück hat, ein Fahrzeuggerät zugeteilt zu bekommen, hat im wahrsten Sinne des Wortes die Nase vorn.
Zudem sei zu befürchten, dass bei dem run auf die obus die Einbaukosten drastisch steigen. Dazu sind nämlich nur lizensierte Vertragswerkstätten der Lkw-Hersteller berechtigt. Ein weiterer Skandal für die Automobilspediteure, die das begehrte obu ebenso wie die Fahrtenschreiber ohne Probleme auch in den eigenen Werkstätten einbauen könnten, aber bei der Lizenzerteilung an die Werkstätten glatt übergangen wurden.
Der Verein Automobillogistik im BSL ist Ende des Jahres 2000 gegründet worden, um sich den spezifischen Themen und Problemen der Fahrzeuglogistik auf Bundesebene zu widmen. Ihm gehören zehn der umsatzstärksten deutschen Automobillogistiker an, die den Markt weitgehend abdecken.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Spedition und Logistik e.V. (BSL)
Weberstr. 77, 53113 Bonn
Telefon: 0228/914400, Telefax: 0228/9144099