Pressemitteilung | Germanwatch e.V.

Lieferketten, in denen keine Wälder zerstört werden: Vorstoß der EU-Kommission greift zu kurz

Europas Soja- und Fleischnachfrage trägt maßgeblich zur Entwaldung und Zerstörung von bedeutenden Ökosystemen in Lateinamerika bei - in der EU diskutierter Gesetzesvorschlag wirkt dagegen nur unzureichend

(Berlin) - Der heute von der EU-Kommission vorgelegte Gesetzesvorschlag, um Entwaldung in den Lieferketten von Unternehmen, die auf dem EU-Markt tätig sind, auszuschließen, geht nach Einschätzung der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch nicht weit genug. Katharina Brandt, Referentin für Landwirtschaft bei Germanwatch, sagt: "Wenn wir die Klimakrise eindämmen und das globale Artensterben aufhalten wollen, dürfen auch Savannen und Feuchtgebiete nicht dem Anbau von Soja für die industrielle Tierhaltung in Europa zum Opfer fallen. Wir erwarten von der künftigen Bundesregierung, dass sie sich für eine EU-Verordnung einsetzt, die Wälder - aber auch andere natürliche Ökosysteme mit hoher ökologischer Bedeutung oder wesentlicher Kohlenstoffspeicherfunktion - schützt."

In Lateinamerika sind die Ausweitung von Sojaanbauflächen und Weideland für Kühe die größten Treiber des Verlustes und der Schädigung von Wäldern und anderen natürlichen Ökosystemen. Würde aus dem Gesetzesvorschlag eine EU-Verordnung, dürften Unternehmen sogenannte forest risk commodities (Waren mit hohem Risiko, weltweit zur Entwaldung beizutragen) nur noch unter Einhaltung bestimmter Nachhaltigkeits-Kriterien auf den Markt der EU bringen. Betroffene Unternehmen wären verpflichtet, eine Erklärung zur Sorgfaltspflicht abzugeben und müssten das Risiko, dass Wälder für die Erzeugung ihrer Ware gerodet werden, im Voraus bewerten und mindern.

Gesetzesvorschlag schützt keine Moore, Mangroven oder Savannen
"Es ist richtig, dass die EU-Kommission endlich dieses Problem angeht, denn Europas Importe sind einer der wichtigsten Treiber für die Zerstörung von Lebensräumen weltweit. Aber der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission konzentriert sich leider nur auf den Schutz von Wäldern", kritisiert Brandt. "Andere natürliche Ökosysteme wie Moore, Mangroven oder Savannen, die ebenfalls von hoher ökologischer Bedeutung und wesentliche Kohlenstoffspeicher sind, können weiterhin für die Produktion von Agrarhandelsgütern für die EU in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt werden." Zudem sichern diese Ökosysteme auch den Lebensunterhalt vieler lokaler Gemeinschaften, darunter indigener Völker.

Germanwatch setzt sich neben einer wirksamen EU-Verordnung gegen Entwaldung in Lieferketten auch für ein sektorenübergreifendes EU-Lieferkettengesetz ein, um EU-weit ambitioniertere Regelungen zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten zu verankern. Der Gesetzesvorschlag wird für Dezember erwartet.

Quelle und Kontaktadresse:
Germanwatch e.V. Stefan Küper, Pressesprecher Kaiserstr. 201, 53113 Bonn Telefon: (0228) 604920, Fax: (0228) 6049219

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