Pressemitteilung | Baugewerks-Innung Berlin

Letzte Meisterfeier im Berliner Bauhandwerk? / Geplante Handwerksnovelle führt zur Verunsicherung im Baugewerbe. Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzverluste sind die Folge

(Berlin) - Den Jungmeistern im Berliner Baugewerbe werden am 12. September 2003, um 16.00 Uhr, auf dem Lehrbauhof der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg e.V., Belßstr. 12, 12277 Berlin, im Rahmen einer Feierstunde ihre Meisterprüfungszeugnisse überreicht.

Es ist zu befürchten, dass wir am Freitag (12.9) die letzte Meisterfeier im Berliner Baugewerbe auf dem Lehrbauhof erleben werden. Die Verunsicherung bei den Handwerkern, die sich mit den Gedanken tragen, Meistervorbereitungslehrgänge zu besuchen, ist groß. Dies zeigt sich in den aktuellen Anmeldezahlen für die zukünftigen Meisterkurse und Prüfungen.
Der Grund dafür ist der mit heißer Nadel gestrickte und völlig unsinnige Regierungsentwurf zur Novellierung der Handwerksordnung. Bereits jetzt drohen handwerkliche Strukturen, dort wo sie noch funktionieren, zerstört zu werden. "Die Folgen wären weitere Arbeits- und vor allem Ausbildungsplatzverluste im Berliner Baugewerbe“, sagte der Obermeister der Baugewerksinnung Berlin, Stuckateurmeister Klaus-Dieter Müller, anlässlich der bevorstehenden Meisterfeier des Berliner und Brandenburger Baugewerbes.

Bereits in den letzten Jahren ist aufgrund der tiefen Krise der Baubranche die Zahl der Meisterprüflinge gesunken. Dieser Trend verstärkt sich gegenwärtig durch die Diskussion über die geplante Änderung der Handwerksordnung. Die Unsicherheit im Baugewerbe wird immer größer. Zurzeit herrscht völlige Unklarheit darüber, welche Eingangsvoraussetzungen zukünftig verlangt werden, um eine Handwerksbetrieb führen zu können. „Es stellt sich die Frage, warum ein Handwerksgeselle in Zukunft den beschwerlichen, kostspieligen und zeitaufwändigen Weg zur Erlangung des Meisterbriefes überhaupt noch beschreiten soll, weil daraus keinerlei Wettbewerbsvorteil für ihn entsteht, während der nicht ausgebildete Wettbewerber auf Grund seiner kalkulatorischen Unkenntnisse Niedrigpreise abgibt, die ihn zwar über kurz oder lang in die sichere Pleite führt, ihn aber zunächst befähigt, die wenigen erreichbaren Aufträge durch Dumpingpreise wegzuschnappen. Wie sollen junge Menschen zu Facharbeitern ausgebildet werden, wenn in den Ausbildungsbetrieben dazu die notwendigen Qualifikationen fehlen, weil es keine ausgebildeten Meister mehr gibt?“, sagte Müller.
Menschen mit Halbwissen sind nicht in der Lage umfassendes und komplexes Wissen an Lehrlinge weiter zu vermitteln.

Obermeister Müller sprach sich deshalb für die Beibehaltung des Meisterbriefes als Voraussetzung für die selbständige Ausübung eines Handwerks aus. Im Einklang mit dem ZDH plädiert Müller dafür, die Durchlässigkeit im Handwerk unter regelmäßiger Überprüfung und Zuordnung von handwerklichen Gewerken unter drei Kriterien zu gewährleisten: Verbraucherschutz (Gefahrenabwehr und Umweltschutz), Ausbildungsleistung, wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Bestandsfestigkeit. Diese Kriterien sprechen eindeutig dafür, dass sämtliche Gewerke des Bauhandwerks in die Anlage A der Handwerksrolle gehören.

Müller erklärte, dass es ihm dabei nicht um den kleinen selbständigen Haushandwerker gehe, der bei der Oma nebenan die Dichtung am Wasserhahn austauscht, denn dieser zerstört keine Strukturen. Dafür mag die Bildung einer „Ich-AG“ hilfreich sein, durch die „der Schwarzarbeiter“ in „den legalen Steuerzahler“ umgewandelt wird. Es gehe ihm vielmehr um ein zukunftssicheres und stabiles Handwerk, dass seit Generationen viele viele Familien ernährt und brav hier in unserem Lande Steuern zahlt.

Obermeister Müller verwies darauf, dass die Zahl der gewerblichen Bauarbeiter im Berliner Bauhauptgewerbe im 1. Halbjahr 2003 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,4 Prozent auf 13.832 Personen abgenommen hätte. Der Umsatz verminderte sich im gleichen Zeitraum um 13,3 Prozent auf 951 Mio. € und die Auftragslage sank um rd. 21 Prozent !

Obermeister Müller betonte abschließend, dass eine Stabilisierung des Berliner Bauhandwerks nur mit der Innung und der Kammer zu erreichen sei und nicht gegen sie.

Quelle und Kontaktadresse:
Baugewerksinnung Berlin Nassauische Str. 15, 10717 Berlin Telefon: 030/8600040, Telefax: 030/86000412 Norbert Nickel Telefon: 030/86000419

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