Leichenteilkonzern spielt mit Grenzmoral und Größenwahn: Psychologen fordern verantwortlichen Umgang mit dem menschlichen Leib und Neufassung rechtlicher Grauzonen
(Berlin) - Ein internationaler Leichenteilhändler importiert zerstückelte Menschen aus Diktaturen als tierisches Eiweiß, zum Verzehr ungeeignet und bastelt mehrere Körper zu Schaustücken zusammen, die er mal als Kunst, mal als Wissenschaft ausgibt, aber immer gut verkauft. Gunther von Hagens bedient Eitelkeit, Größenwahnphantasien von Unsterblichkeit und vollkommener Körperkontrolle und verlockt mit falscher Angstbeschwichtigung im Angesicht des Todes.
Das Leichenteil-Marketing bedient sich parasitär an gesellschaftlich wertvollen, geachteten Integrationssymbolen und Werten, vor allem Religion und Freiheit. Es übt in schleichende Wert- und Normbrüche ein, die sogenannte Grenzmoral. Der Leichenteilkonzern hat z.B. über die Kreuzigung einer Leiche im Fernsehen verhandelt. Der Vorwand von Wissenschaftlichkeit und Aufklärung wird immer fadenscheiniger. Den Leichenteilhändlern ist jedes Mittel recht, und sie können auch nicht ausschließen, dass ihr vernutztes Rohmaterial etwa in der Volksrepublik China mit Missachtung der Menschenrechte erkauft wird.
Diese Einschätzung beruht auf 16 psychologischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Analysen und Kurzgutachten, die die Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Dt. Psychologen (BDP) in Auftrag gegeben hat. Der Band wurde heute an der Universität Hamburg vorgelegt.
Zeitgleich eröffnet der Leichenteil-Konzern in Guben eine neue Marketing-Agentur (das Plastinarium). Psychologie, Sozial- und Kulturwissenschaft weisen auf die langfristigen Folgenkosten moralischer Aushöhlung für die Gesellschaft hin. Wenn Bundeswehrsoldaten am Hindukusch mit Schädeln spielen, ist das ein Echo des dieses Umgangs mit dem Körper.
Menschen büßen ihr Gefühl für Körpergrenzen, Intimität und Achtung vor dem Leben ein. Der Körper dient als Spielzeug und Dekoration. Und das ein sanftes Säuseln im Vergleich zu dem, was der verachtungsvolle Umgang mit dem menschlichen Leib in unserer Gesellschaft noch anrichten wird. Essstörungen und das zwanghafte Verlangen nach Schönheitsoperationen sind heute schon Indizien für massenhaft gestörte Körperbilder, für Wahnvorstellungen von der vermeintlich freiwilligen und grenzenlosen Optimierbarkeit des menschlichen Leibes. Die Betroffenen zahlen für diese schleichenden Verschiebungen von Normalitätskonstruktionen und Werten mit bitterem Leid, erklärt der Vorsitzende der Sektion Politische Psychologie im BDP, Dipl.-Psych. Thomas Kliche (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf). So sind seit etwa zwei Monaten fließbandartig zusammengefügte Plastinate in den USA nach Katalog privat käuflich, und Personen können sich selbst plastinieren lassen; das wird als private Ewigkeit vermarktet.
Die Sektion Politische Psychologie (BDP) schlägt deshalb vor:
(1.) Boykott solcher Ausstellungen, es sei denn, man will weinende Tote sehen (die konservierten Leichen zerfallen, austretende Flüssigkeit läuft ihnen wie Tränen über das Gesicht, deshalb werden sie nach einer Weile stückchenweise ausgetauscht).
(2.) Besuch einschlägiger Ausstellungen in begleiteten Diskussionsgruppen, z.B. der Volkshochschulen oder Evangelischen Akademien. Auch Lehrkräfte sollten nicht auf die Idee verfallen, ihren Biologieunterricht durch ein bisschen Grusel aufzupeppen und ihren Schüler/-innen dabei wenig Individualisierungshilfe geben. Es gibt bessere didaktische Medien.
(3.) Gesetzliche Neuregelungen: Lückelose Nachweispflicht über die Herkunft der menschlichen Körper und der Freiwilligkeit ihrer Mitwirkung und des Einverständnisses der nächsten Angehörigen unter Ausschluss von Menschenrechtsverletzungen. So müssten bei internationalen Importen bspw. Vertreter des Auswärtigen Amts das Einverständnis vor dem Tode beglaubigen. Zudem sollte die zollrechtliche Einstufung der Körperteile verschärft werden. Menschliche Körper sollten nur als ganze verwendet werden dürfen. Solche Regelungen müssen ohnehin in nächster Zeit geprüft werden, um Menschenrechtsverletzungen und Korruption im internationalen Transplantationsgeschäft zu unterbinden.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP), Bundesgeschäftsstelle
Christa Schaffmann, Pressesprecherin
Glinkastr. 5-7, 10117 Berlin
Telefon: (030) 2091490, Telefax: (030) 20914966
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- Bundesgerichtshof stellt mit Urteil Bedeutung des Verbraucherschutzes infrage / BDP kritisiert Haltung des BGH zum Schutz von Berufsbezeichnungen
- Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen / fordert die Vergütung der PiAs kurzfristig zu regeln
- Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen / fordert die Vergütung der PiAs kurzfristig zu regeln