Lehrstellendiskussion: Vielschichtiges und komplexes Thema
(Dortmund) - Zu der aktuellen Lehrstellendiskussion erklärte am 26. Juni der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände für Dortmund und Umgebung, Dr. Heinz S. Thieler: Bei allen nachhaltigen Bemühungen, die wir derzeit unternehmen, um ausbildungswilligen und ausbildungsgeeigneten Schulabgängern eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen, dürfen folgende Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen werden:
- Fehlende Lehrstellen spiegeln eine langjährige Fehlentwicklung wider. Sie sind nicht in erster Linie auf die anhaltende Konjunkturkrise zurückzuführen. Die Voraussetzungen bei den Jugendlichen für eine gute Ausbildung sinken ständig. Die Kosten für Aufwand und Vergütung steigen ins nicht Vertretbare. Viele Ausbildungsplätze können mangels geeigneter Bewerber nicht besetzt werden. Die Folgen von Mängeln im Bildungssystem dürfen den Unternehmern nicht angelastet werden.
- Die Unternehmer stellen bei der Mehrzahl der Schulabgänger seit Jahren beachtliche Defizite fest. Hierbei sind besonders zu nennen Motivationsschwäche, unzureichender Wettbewerbswille sowie die Unfähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen. Hinzu kommen Unzuverlässigkeit, mangelnder Fleiß und geringe Lernbereitschaft.
- Qualifizierte Arbeitskräfte werden dringend gesucht. Lehrlinge als potenzielle Störfälle sind nicht erwünscht. Ausbilder sind es leid, anderer Leute ungeratene Kinder erziehen zu sollen. Als Gründe für diese Probleme werden angegeben: schwierige häusliche Verhältnisse, Lernfrust, Arbeitsentwöhnung und ein allgemeines Desinteresse. Wenn Jugendliche zu Hause nicht in die Erledigung der verschiedenen Hausarbeiten einbezogen werden, entwickeln sie auf Dauer ein ausgeprägtes Pascha-Verhalten. Manche bekommen von zu Hause direkt oder indirekt mit, dass es sich auch ohne Job relativ gut leben lässt.
- Ca. 20 bis 30 Prozent der Jugendlichen brechen eine begonnene Berufsausbildung in den ersten Monaten ab. Dies geschieht nicht wegen einer durchaus möglichen beruflichen Fehlentscheidung. Dies geschieht eher aus Gründen fehlender Belastbarkeit bzw. Einsatzfähigkeit.
- Hinzu kommt ein recht hoher Kostenfaktor. Ausbilder, Räume, Maschinen, Gerätepark und Material sind vorzuhalten. Die hohe Ausbildungsvergütung ist in ihrer Höhe durch nichts zu rechtfertigen. Wenn sich die Unternehmer der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe stellen, junge Menschen auszubilden, kann ihnen nicht zugemutet werden, dass sie zum Ausgleich eines kaum erkennbaren Nutzens auf den investierten Kosten sitzen bleiben.
- Der Schlüssel für mehr Lehrstellen liegt in einer deutlichen Kürzung der bisherigen Ausbildungsvergütung.
Steuervorteile oder Ausbildungsabgaben machen einen Bogen um den problemauslösenden Ursache-Wirkungs-Zusammenhang.
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