Lehrerverband kritisiert Bertelsmann-/Emnid-Umfrage als sehr fragwürdig / Forsa-Umfrage ergibt ein völlig anderes Bild
(Bonn) - Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat die von der Bertelsmann-Stiftung und vom Institut Emnid vorgelegte Umfrage zum schulischen Reformbedarf als sehr fragwürdig bezeichnet. Dieser Umfrage zufolge plädiert angeblich die Mehrheit der Bevölkerung für eine längere gemeinsame Schulzeit von sechs bis neun Jahren.
DL-Präsident Josef Kraus hat dieses Ergebnis als nicht repräsentativ zurückgewiesen. Kraus beruft sich mit seiner Kritik auf eine andere schulpolitische Umfrage, nämlich eine des Instituts Forsa vom November 2007, bei der repräsentativ 1013 Bürger über 18 Jahren in ganz Deutschland einbezogen waren.
Dieser Forsa-Umfrage zufolge spricht sich die große Mehrheit gegen eine Verlängerung der Grundschulzeit aus: Nur 28 Prozent der Deutschen halten eine Verlängerung der Grundschulzeit und eine entsprechend kürzere Schulzeit bei den weiterführenden Schularten für richtig. Auch eine Mehrheit der Ostdeutschen lehnt ein längeres gemeinsames Lernen ab. Insgesamt wenden sich hier 63 Prozent der Befragten gegen eine Ausweitung der Grundschule. Ganz offensichtlich herrsche eine breite Grundüberzeugung in der deutschen Bevölkerung, dass der Übertrittszeitpunkt für eine begabungsgerechte Förderung nach der 4. Jahrgangsstufe der richtige sei, so Kraus.
Bei der Forsa-Umfrage vom November 2007 hatten sich zudem nur 33 Prozent der Deutschen für die Einführung einer Einheits- oder Gemeinschaftsschule ausgesprochen, 60 Prozent hatten eine Schule für alle abgelehnt. Besonders niedrig war die Zustimmung zur Gemeinschaftsschule in Nord- und Westdeutschland gewesen; dort war der Anteil der Befürworter einer Einheitsschule auf 24 bzw. 26 Prozent abgesunken. 63 Prozent der Befragten hatten überdies gemeint, dass ein einheitlicher Unterricht für alle Schüler bis zur 10. Klasse deshalb falsch sei, weil er dabei die langsamen Schüler über- und die leistungsstarken unterfordere.
Auch eine Abschaffung der Hauptschule hatte nur eine Minderheit der Umfrageteilnehmer befürwortet. Nur 16 Prozent der Befragten hatten gemeint, die Hauptschule solle aufgelöst werden, weil sie einen schlechten Ruf habe. 68 Prozent waren der Auffassung, damit würden die Probleme der Schüler, die heute die Hauptschule besuchen, nicht gelöst. 71 Prozent waren zugleich der Überzeugung, dass die Politik die Hauptschule mehr unterstützen müsse.
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