Lehrernachwuchs wünscht sich Erhalt der Fachlichkeit und mehr Zeit für Schüler
(München) - Der Lehrermangel wird ab dem Schuljahr 2025/26 die bayerischen Gymnasien besonders stark treffen – etwa drei Vollzeit-Lehrkräfte pro Gymnasium werden durchschnittlich fehlen. In der Debatte um den Lehrermangel und die Attraktivität des Lehrerberufs kommt dabei häufig die Rede auf eine Vereinfachung des Lehramtsstudiums zulasten der fachlichen Bildung. Für die Delegierten auf der Jahreshauptversammlung der Referendar- und Jungphilologenvertretung (rjv) im bpv in Ingolstadt ist klar: Einsparungen an der Fachlichkeit sind die falsche Stellschraube.
Das untermauert auch eine Umfrage der Referendar- und Jungphilologenvertretung (rjv) im bpv unter mehreren hundert Nachwuchslehrkräften am Gymnasium. Knapp zwei Drittel aller Befragten nannten das „vertiefte fachliche Studium“ und „das fachliche Interesse“ als entscheidenden Faktor bei der Entscheidung für ein Lehramtsstudium. Der Vorsitzende der rjv, Alexander Steenpaß, kommentiert: „Die Umfrage zeigt, dass sich gerade junge Menschen bewusst für den Beruf der Lehrkraft entscheiden, wenn dieser auch mit der Möglichkeit einhergeht, ihre persönlichen fachlichen Interessen zu vertiefen. Lehrerbildungskonzepte, die diesen Aspekt nicht ernst nehmen, laufen Gefahr, weitere wertvolle Nachwuchskräfte für die Zukunft zu verlieren.“
Daneben geben über 80 Prozent der Antwortenden die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als zentralen Grund für den Berufswunsch Lehrer an. Problem hier: Ähnlich wie bei den bereits ausgebildeten Kollegen nehmen organisatorische Zusatzaufgaben immer mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Schülern in Anspruch. Schon im Referendariat empfinden über 50 Prozent diese „On-Top-Aufgaben“ als „belastend“ oder gar „sehr belastend“. Auch die Anzahl an geforderten Unterrichtsstunden pro Woche steht dabei zeitweise dem Ausbildungscharakter der beiden Jahre entgegen.
Dazu Steenpaß: „Wir sehen die hohe Motivation vieler junger Kolleginnen und Kollegen. Aber nur durch weniger Bürokratie und mehr Zeit für Unterricht und Schüler kann der Beruf für junge Menschen attraktiv sein. Wichtig wäre auch, Teilzeitmöglichkeiten, die zur Attraktivität des Berufes und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen, zu erhalten.” Steenpaß resümiert: “Wir halten das Referendariat in Bayern für besser als oft dargestellt. Es sollte alles dafür getan werden, den Beteiligten die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten, um nicht weitere Nachwuchslehrkräfte in Bayern zu verlieren.“
Am Wochenende tagten in Ingolstadt Nachwuchslehrkräfte aus ganz Bayern auf der Jahreshauptversammlung der Referendar- und Jungphilologenvertretung (rjv) im bpv. Auf der zweitägigen Arbeitssitzung werden wichtige berufs- und bildungspolitische Themen diskutiert und Anträge beraten.
2024 wurde unter rund 400 Referendarinnen und Referendaren (Basis: 379-462 Antworten) eine Umfrage zu Ausbildung und Lehrerberuf durchgeführt.
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Philologenverband (bpv), Arnulfstr. 297, 80639 München, Telefon: 089 7461630