Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Lehrermangel: Billiglehrer ist eine Fehlinvestition

(Berlin) - „Die Reform der Lehrerbildung in Deutschland darf sich nicht darauf beschränken, das Türschild mit schicken Namen wie Bachelor oder Master zu verzieren.“ Das hat der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger auf der Delegiertenkonferenz des schleswig-holsteinischen Landesverbands am 20. Oktober in Neumünster betont. Der Impuls für eine wirkliche Bildungsoffensive müsse von einer inhaltlichen Reform der Lehrerbildung ausgehen.

„Die Qualität der Schule hängt entscheidend von der Qualifikation ihrer Lehrerinnen und Lehrer und damit von ihrer Ausbildung ab“, unterstrich Ludwig Eckinger. „Der VBE plädiert für eine Reform der Lehrerbildung im Einklang mit der europäischen Entwicklung“, so Eckinger weiter. „Eine Strukturierung in Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität muss aber die Berufsfeld bezogene, pädagogisch konzipierte und wissenschaftsgeleitete Lehrerbildung gewährleisten.“ Das Selbstverständnis von Lehrerinnen und Lehrern als Experten für Unterricht und Erziehung werde in der Lehrerbildung angelegt. „Professionalität im Lehrerberuf verbindet Identität und Kompetenz im Beruf, Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit im pädagogischen Urteil“, sagte Ludwig Eckinger.

Der VBE-Bundesvorsitzende kritisierte die Darmstädter KMK-Vorgaben vom 10. Oktober, wonach künftig der Bachelor als Regelabschluss gelten soll, und warnte eindringlich vor Plänen in den Bundesländern, unter europäischem Mäntelchen eine Lehrerbildung zu organisieren, die auf ‚niedere’ und ‚höhere’ Lehrer zielt. „Der VBE lehnt unterschiedliche Klassen von Lehrern ab.“ Es bestehe derzeit eine reale Gefahr, dass für Grund- und Hauptschule der ‚preiswertere’ Bachelorlehrer ausreichen solle, während für die ‚besseren’ Schulen der ‚teurere’ Masterlehrer vorgesehen werde.

„Würde der jetzt schon haarsträubend ausgeprägten Selektion im deutschen Schulwesen nicht noch weiter Vorschub geleistet?“, mahnte Eckinger. Er verwies darauf, dass derlei Zumutungen für die Lehrerbildung beispielsweise in der Medizinerausbildung unvorstellbar seien. „Low-Budget-Ärzte“, bei deren Behandlung man sich nicht sicher sein könne, und „Exclusive-Ärzte“, deren Behandlung eine Kleinigkeit mehr kosten würde, wären eine abstruse Vorstellung.

„Es kann nicht sein, dass der neue Grundschullehrer als Bachelor daher kommt und Lehrerassistenten (wie in Berlin diskutiert) den Lehrermangel in der Sekundarstufe I kaschieren“, kritisierte der VBE-Bundesvorsitzende. „Auch der geplante Einsatz von Eltern im Unterricht von Grund- und Hauptschule (wie jetzt in Bayern angekündigt), lässt jeden Maßstab vermissen und beschädigt den Lehrerberuf.“ Es sei ein Irrweg, die PISA-Defizite des deutschen Bildungssystems mit Entprofessionalisierung bekämpfen zu wollen, so Ludwig Eckinger.­

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 030/72619660, Telefax: 030/726196618

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