Lehrerausbildung mit zwiespältigen Rahmenvorgaben / Selbstständiger Unterricht der Referendare verringert eigene Einstellungschancen
(Düsseldorf) - Am Montag werden in Nordrhein-Westfalen ca. 2.600 Referendarinnen und Referendare mit dem Lehramt 'Gymnasium/Gesamtschule' vereidigt. Bereits 3 Monate später geben diese für den Zeitraum eines Kalenderjahres 9 Unterrichtsstunden "bedarfsdeckenden Unterricht".
Da sich die Ausbildungszeit insgesamt um 25 Prozent auf 18 Monate verkürzt hat und ein neuer anspruchsvoller Lehrplan der Ausbildung zugrunde gelegt wird, hat der Philologen-Verband dringend geraten, den Unterricht der Referendare zu verringern, der zur Abdeckung des Unterrichtsbedarfs dient.
Damit entfällt nicht nur ein zusätzlicher vermeidbarer Leistungsdruck für die jungen Kolleginnen und Kollegen, wichtiger noch: Die Ausbildungsqualität kann deutlich gesteigert werden.
"Mit der neuen Lehrerausbildung eröffnet sich die Möglichkeit, den selbstständigen Unterricht der Referendare zu reduzieren, der Ende der 90er Jahre - verbunden mit der Erhöhung der Lehrerarbeitszeit insgesamt - in Zeiten hoher Schülerzahlen eingeführt wurde, um den Schülerberg zu 'untertunneln'. Rückläufige Schülerzahlen ermöglichen jetzt eine Korrektur. Dies ist umso dringender, da die Ausbildung komplexer wurde und trotz der kürzeren Ausbildungszeit die Zahl der von den Referendaren noch über den sogenannten "bedarfsdeckenden Unterricht" hinaus zu gebenden Stunden gleichermaßen angehoben wurde", so Peter Silbernagel, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Philologen-Verbandes.
Der bedarfsdeckende Unterricht passt ohnehin nicht mehr in den organisatorischen Schulablauf hinein, da nach dem jeweiligen Jahr des Unterrichts durch Referendare für ein halbes Jahr wiederum die Unterrichtsstunden von den Lehrkräften der Schule aufgefangen werden müssen. Dadurch ergibt sich ein ständiger Lehrerwechsel, was pädagogisch nicht unproblematisch ist. Werden beispielsweise 8 Referendare in der Schule ausgebildet, so müssen im Jahresturnus jeweils für 6 Monate 72 Stunden wieder von den Kolleginnen und Kollegen unterrichtet werden - ein Lehrerstellenproblem im "Berg- und Tal-Rhythmus".
Ärgerlich ist zudem, dass die Referendare allein an Gymnasien und Gesamtschulen jährlich mehr als 1.200 (!) Lehrerstellen mit ihrem "bedarfsdeckenden Unterricht" ausfüllen und damit ihre eigenen Einstellungschancen entsprechend reduzieren.
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