LBS zu Tarifverhandlungen: Beharren der Gewerkschaft auf Maximalforderungen erschwert das Verhandeln
(München) - Der LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. wartet darauf, die Tarifverhandlungen mit ver.di nach einer wochenlangen Gesprächspause wieder aufzunehmen. „Wir sind gespannt, mit welchen Vorstellungen die Gewerkschaft den Dialog wieder aufnehmen will“, so LBS-Geschäftsführerin Sabine Lehmann. „Nachdem wir als Arbeitgeber beim letzten Gespräch vor dem Abbruch der Verhandlungen im Dezember unser Angebot nachgebessert haben – und dabei an die Grenzen dessen gegangen sind, was wirtschaftlich noch vertretbar ist – erwarten wir nun, dass die Arbeitnehmerseite von ihren Maximalforderungen abrückt und uns in den Verhandlungen entgegenkommt. ,Verhandeln‘ bedeutet nach unserem Verständnis dieses Wortes nicht, dass einer stehenbleibt und die anderen sich bewegen sollen“, so Lehmann. „Auch wenn dies aktuell vielfach die neue Strategie zu sein scheint.“
Nachweislich sei es ver.di gewesen, die die Gespräche beendet hat – ohne jedes Entgegenkommen zu zeigen und auf Maximalforderungen zu beharren; während sich die Arbeitgeber bereits deutlich bewegt hatten. Lehmann weist darauf hin, dass die Anhebungen in Höhe von 90,00 Euro zum 01.02.2024 und weiteren 80,00 Euro zum 01.07.2024 im vergangenen Jahr allen Arbeitnehmenden in den tarifgebundenen Unternehmen zugutegekommen sind. Diese deutliche Erhöhung im gerade zu Ende gegangenen Jahr, die eine deutliche Belastung für die Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bedeutet, blendet ver.di komplett aus.
Der bayerische Branchenverband legt Wert darauf, dass die aktuellen Verhandlungen getragen sind von der Erkenntnis, dass sich Spedition und Logistik als Querschnittsdienstleister in direkter Abhängigkeit von der gesamtkonjunkturellen Entwicklung befinden. „Die Entwicklung der Schlüsselbranchen in Deutschland zeigt auf absehbare Zeit schon jetzt nach unten, die geopolitischen Szenarien – unter anderem die angekündigte Hochzoll-Politik der USA – lassen dauerhaft keine Entspannung erwarten“, erklärt Lehmann. „Damit ist die Zeit, in der der neue Tarifvertrag gelten soll, mit negativen Zeichen markiert. Unter diesem Blickwinkel verstehen wir unser Angebot, im Gegensatz zur Gewerkschaft, als fair, weil wir unseren Mitarbeitenden über alle Gewerke und Aufgabengebiete hinweg eine angemessene Lohnerhöhung möglich machen wollen.“
Die Vorwürfe, der LBS widersetze sich einer fairen Lösung und wolle die Arbeit der Branchenbeschäftigten „abwerten“, weist der Verband mit Nachdruck zurück. Die Methode, dem Verhandlungspartner „Blockade“ oder ein „Diktat von Bedingungen“ zu unterstellen, ohne dies konkret begründen zu können, „mag im Wahlkampf inzwischen akzeptierter Stil sein. Als Verhandlungsgrundlage taugt sie nicht“, kommentiert Lehmann. „Der Erfolg jedes einzelnen Unternehmens hängt unmittelbar vom guten Miteinander in den Betrieben und der Anerkennung individueller Leistung ab. Dessen ist sich jeder unserer Mitgliedsbetriebe bewusst. Gleichzeitig verlangt eine nachhaltig ausgerichtete Geschäftspolitik auch nach sorgfältigem betriebswirtschaftlichem Handeln – von Personalkosten über Investitionen in Klimaschutz bis zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.“ Die Arbeitgeber sehen sich auch in konjunkturell schwierigen Zeiten in der Verantwortung der Zukunftsfähigkeit – sowohl der Unternehmen als auch der Arbeitsplätze: „Das ist für uns untrennbar verbunden.“
Da seitens der Gewerkschaft mehrfach das Ziel eines „modernen“ Flächentarifvertrags propagiert wurde, merkt der LBS beispielhaft an: Die Attraktivität von Ausbildungsberufen ausschließlich über ein erhöhtes Entgelt zu definieren, widerspricht genau dieser Modernität. Wie sonst kann es sein, dass auch unter den bestbezahlten Ausbildungsberufen Fluglotse/-lotsin, Schiffsmechaniker/in, Polizist/in, Verwaltungswirt/-in oder Sozialversicherungsfachangestellte/r 2024 bei weitem nicht alle angebotenen Plätze besetzt werden konnten? „Ein allein auf Euro und Cent reduzierter Flächentarifvertrag im Ausbildungssektor ist alles andere als modern, denn er berücksichtigt nicht die Flexibilität und Individualität der Ausbildungskonzepte, die dem Berufsnachwuchs langfristig sichere Perspektiven verschaffen“, so Lehmann. Ganz nebenbei weist der LBS daraufhin, dass die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Bayern bundesweit die höchsten sind.
Im Sinne einer ganzheitlichen und zukunftsorientierten Tarifpolitik lädt der LBS die Gewerkschaftsseite daher ein, unter einem realistischen Blick auf das wirtschaftliche Umfeld und die Perspektiven der Beschäftigten ein gemeinsames, konstruktives Ergebnis zu erarbeiten. Schon vor diesem Schritt seitens ver.di für den 18. Februar Streiks anzukündigen, versteht der LBS als Schaufensterpolitik, die jeder Begründung entbehrt.
Quelle und Kontaktadresse:
LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V., Georg-Brauchle-Ring 91, 80992 München, Telefon: 089 30907070