Landesapothekerkammer Baden-Württemberg weist FDP-Forderung nach Stellenstreichungen zurück
(Stuttgart) - Mit großem Befremden haben die deutschen Apothekerinnen und Apotheker auf dem Deutschen Apothekertag vom 7.-9. Oktober 2010 die Aussage der gesundheitspolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Flach, zur Kenntnis genommen, wonach es bei den Apotheken Einsparpotentiale im Bereich des Personals gebe.
Karin Graf, Vizepräsidenten der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und selbst als angestellte Apothekerin in der Praxis tätig: "Wer jetzt einen Personalabbau in Apotheken fordert zeigt, dass er von der täglichen Arbeit in der Apotheke keine Ahnung hat." Nicht zuletzt durch die vielen Rabattverträge, welche Krankenkassen mit der Pharma-Industrie abschließen und die festlegen, welches Medikament ein Versicherter erhält, ist in den letzten Jahren ein erheblicher Mehraufwand in den Apotheken entstanden. "Wir müssen den Patienten erklären, warum sie häufig von einem Tag auf den anderen ein anderes Arzneimittel erhalten. Das kostet Zeit, ist aber für die Therapietreue der Patienten enorm wichtig. Das derzeit hohe Niveau der Beratung in Apotheken lässt sich mit weniger Mitarbeitern schlicht nicht halten", so Graf.
Die Arzneimittelversorgung in Baden-Württemberg wird durch 2.744 öffentliche Apotheken sichergestellt. Unter den insgesamt 20.631 Beschäftigten in den öffentlichen Apotheken Baden-Württembergs sind 2.386 selbständige Apothekeninhaber mit 4.223 angestellten Apothekern und 7.938 Mitarbeitern in pharmazeutischen Assistenzberufen. Von den insgesamt über 20.000 Beschäftigten sind nahezu 90 Prozent Frauen. Frau Graf: "Dass die FDP familienfreundliche Arbeitsplätze streichen und die Apotheker als Arbeitgeber und die örtliche Wirtschaft belasten will, kann nicht ihr ernst sein."
Die Bundesregierung plant massive Belastungen der Apotheken im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) zum 1. Januar 2011. Die geplante Umstellung der Großhandelsvergütung belastet die Apotheken mit bis zu 500 Millionen Euro jährlich (ca. 23.000 Euro pro Apotheke). Die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Apotheken liegen aktuell nur bei 4,18 Milliarden Euro (2,5 Prozent der Gesamtausgaben). Allein 4,5 Milliarden Euro mussten die Krankenkassen im Jahr 2009 an den Fiskus für die 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Arzneimittel abführen, die Brutto-Verwaltungskosten der Krankenkassen betrugen 2009 sogar 10,85 Mrd. Euro.
Quelle und Kontaktadresse:
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