Lage und Perspektiven im norddeutschen Groß- und Außenhandel / Fachkräfte: Punktesystem soll Zuwanderung regeln
(Hamburg) - "Das Geschäftsklima im norddeutschen Groß- und Außenhandel hat sich in allen Branchen im Sommer beruhigt", erklärte AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse auf Basis der jüngsten Konjunkturumfrage seines Verbandes am Montag in Hamburg. "Insgesamt beobachten wir nach den starken Schwankungen im Zuge der Krise 2009 eine Verstetigung der Ergebnisse auf gutem Niveau, so Kruse weiter. Die Ergebnisse entsprechen den Erwartungen, auch die Aussichten bis zum Winter bleiben durchgängig optimistisch, wenn auch verhaltener als noch in den vergangenen Quartalen. "Die jüngst wieder aufkeimende Kopflosigkeit auf den Finanzmärkten ist nicht auf die norddeutsche Kaufmannschaft übergesprungen", so der Präsident. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt.
Die nominalen Umsätze im norddeutschen Groß- und Außenhandel lagen im zweiten Quartal 2011 bei deutlich gestiegenen Preisen um 6 Prozent über dem Vorjahresniveau, real waren es 0,8 Prozent. Die Gewinnentwicklung ist leicht rückläufig, bleibt aber positiv. Ein knappes Drittel (31 Prozent) der befragten Unternehmen bewerten ihre Gewinnsituation als gut (Vorquartal: 33 Prozent), aktuell 10 Prozent als schlecht (Vorquartal: 6 Prozent).
Der AGA-Indikator, der die Einschätzung der gegenwärtigen und der erwarteten Ertragslage zusammenfasst, ist erstmals seit 2009 wieder gefallen (um 11,5 Punkte) und weist jetzt einen Stand von 137,5 Punkten auf. Mit diesem Wert liegt der Gesamtindikator knapp unter dem Wert für das 4. Quartal 2010. Werte über 100 sind Ausdruck einer relativ guten, Werte unter 100 einer relativ schlechten Geschäftslage.
Eng verbunden mit dem Geschäftsklima ist das Zukunftsthema Fachkräftebedarf. Laut einer AGA-Blitzumfrage bereiten den norddeutschen Groß- und Außenhändlern vor allem fehlende Fachkräfte Sorgen. Über 50 Prozent der Unternehmen suchen derzeit nach qualifiziertem Personal. Das sind 14 Prozent mehr als noch im Frühjahr dieses Jahres. Über die Hälfte der befragten Unternehmen ziehen perspektivisch die Anwerbung ausländischer Fachkräfte in Erwägung. Allerdings seien die bürokratischen Hürden für die Zuwanderung von Fachkräften sehr hoch. Vor allem in der Höhe des jährlichen Mindesteinkommens von 66.000 Euro pro Jahr sowie in der fehlenden Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse sehen die Unternehmen ein Hemmnis.
AGA-Präsident Dr. Kruse fordert eine Vereinfachung der Zuwanderungsregelungen sowie die Absenkung des jährlichen Mindesteinkommens auf 40.000 Euro: "Wir brauchen ein transparentes und international vergleichbares System. Unseren Unternehmen muss das Anwerben ausländischer Fachkräfte bei Bedarf erleichtert werden. Zugleich brauchen wir Anreize, damit zuwanderungswillige Fachkräfte auch gerne nach Deutschland kommen. Deutschland sollte sich an international erprobten Punktesystemen von Zuwanderungsländern orientieren. Wir müssen eine arbeitsmarktorientierte Zuwanderung erleichtern", sagte Kruse. "Unser wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Wohlstand werden maßgeblich durch qualifizierte Arbeitskräfte geschaffen und gesichert - doch diese werden knapp. Fachkräfte werden immer stärker zur Messlatte einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik", so Kruse.
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