Lärmabhängige Start- und Landeentgelte - Deutsche Flughäfen lehnen eine "one size fits all"-Regelung ab
(Berlin) - Der Luftverkehr ist bereits heute der am stärksten reglementierte Verkehrssektor in Deutschland. Darauf machte der Flughafenverband ADV am Freitag bei einer Pressekonferenz in Berlin aufmerksam. Die Flughäfen sehen bundeseinheitliche Vorgaben bei lärmabhängigen Start- und Landeentgelten, wie sie derzeit vom Gesetzgeber geplant sind, kritisch. Hierzu erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV:
"Die lärmabhängigen Entgelte an den deutschen Flughäfen sind ein Erfolgsmodell. Mit lokalen Lösungen entwickeln Flughäfen gemeinsam mit den Bundesländern maßgeschneiderte Modelle, um dem Schutzbedürfnis der Flughafennachbarn zu entsprechen. Pauschale Vorgaben durch den Bund wären ein eindeutiger Rückschritt. Die zuständigen Landesgenehmigungsbehörden können zusammen mit den Flughafenbetreibern die Lage vor Ort am besten beurteilen und so lokale Lösungen durchsetzen, die von der Bevölkerung mitgetragen werden."
Bundesvorschriften wären Standardlösungen, die als sogenannte "one size fits all"-Regelungen den lokalen und regionalen Besonderheiten nicht gerecht werden, mahnte Beisel. Lärmabhängige Start- und Landeentgelte wurden erstmals in den 1970er Jahren auf Initiative der ADV-Flughäfen eingesetzt. Mit ihnen werden Fluggesellschaften für den Einsatz leiser Flugzeuge belohnt, für laute Flugzeuge hingegen gibt es deutliche Aufschläge. Dieses Steuerungsinstrument hat sich inzwischen europaweit zu einem wichtigen Instrument zur Minderung von Lärm im Umfeld von Flughäfen entwickelt. Laut aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes sank die Zahl der von Fluglärm Betroffenen in den vergangenen fünf Jahren um 36.000 - trotz einer deutlichen Zunahme der Zahl der beförderten Passagiere.
Die Erfolge des Engagements der Flughäfen sind sichtbar, wie Prof. Georg Fundel, Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH erläuterte: "Die deutschen Flughäfen haben sich gemeinsam mit den zuständigen Länderbehörden auf neue Entgelte verständigt. Der Anteil der lärmabhängigen Entgelte am gesamten Entgeltaufkommen hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Für die Fluggesellschaften wird der Einsatz von leisen Flugzeugen mehr denn je belohnt."
Michael Garvens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, stellte die Vorteile des derzeitigen Entgeltesystems dar: "Unsere Gebührenordnung ist ein elementarer Bestandteil unseres Lärmschutzkonzeptes und ein wirkungsvolles Steuerungsinstrument. Flüge in der Nacht sind grundsätzlich wesentlich teurer als am Tag, gleichzeitig gewähren wir Rabatte für den Einsatz leiser Frachtflugzeuge. Beides zusammen entfaltet eine deutliche Lenkungswirkung und führt zu weniger Fluglärm."
Bei der Einführung von lärmabhängigen Entgelten sind die deutschen Flughäfen in Europa führend. "Auf diese Vorreiterrolle sind wir sehr stolz und wollen sie auch verteidigen", betonte ADV-Hauptgeschäftsführer Beisel. Auch in Zukunft werden die deutschen Flughäfen das erfolgreiche System der lärmabhängigen Flughafenentgelte weiterentwickeln. Unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten wie dem Flugzeugtyp-Mix und Betriebszeitenregelungen werden die Flughäfen die komplexe Berechnungsmethodik der lärmabhängigen Flughafenentgelte erweitern und an ständig neue Anforderungen anpassen.
Darüber hinaus fördern die deutschen Flughäfen auch weitere Initiativen zum Lärmschutz: Sie arbeiten intensiv mit Fluggesellschaften an optimierten Anflugverfahren und der Flugroutenplanung, um den Fluglärm zu mindern. Die Flughäfen fordern die Bundesregierung auf, die Branche bei ihren Bemühungen zu unterstützen: "Der wirksamste Lärmschutz setzt an der Quelle an. Hierfür brauchen die Fluggesellschaften die nötigen Mittel zur Modernisierung ihrer Flotte. Das sind entscheidende Hebel. Hier sollte die Bundesregierung ansetzen und Innovationen vorantreiben", so Ralph Beisel abschließend.
Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen e.V. - Der Flughafenverband (ADV)
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