Pressemitteilung | Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN)

Lärm stresst und schädigt die Gesundheit / Präsidentin Dr. med. Martina Wenker sieht große Risiken insbesondere durch permanenten Verkehrslärm und extreme Beschallung über Kopfhörer / "Tag gegen Lärm" am 26. April 2017

(Hannover) - "Viele Menschen wissen nicht, dass dauerhafter Lärm nicht nur dem Gehör schadet, sondern auch immense Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem sowie das Schlafverhalten hat", mahnt die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. med. Martina Wenker. Bereits das Wohnen an einer Hauptverkehrsstraße erhöhe das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mit Besorgnis sieht sie, dass Kinder und Jugendliche zunehmend mit Kopfhörern im städtischen Verkehr unterwegs sind:

"Diese am Smartphone angeschlossenen Geräte beschallen das Innenohr mit bis zu über 120 Dezibel, was der Belastung durch ein lautes Rockkonzert entspricht. Langfristig kann das dem Hörvermögen dauerhaften Schaden zufügen, es steigt das Risiko von Schwerhörigkeit und Tinnitus. Außerdem werden andere Verkehrsgeräusche ausgeblendet, mitunter auch Warnsignale - so erhöht sich gleichsam auch das Unfallrisiko. Mit Lärm sollte man keinen Lärm bekämpfen."

Einen direkten Einfluss auf das Hörvermögen haben die sogenannten "auralen" Lärmwirkungen, die durch extremen Lärm am Arbeitsplatz, bei Rockkonzerten oder Knallereignissen direkt im Ohr hervorgerufen werden. Ein dauerhaft hoher Schallpegel schadet dem Gehör dabei ebenso wie kurzzeitig hohe Schallspitzen. Auf den gesamten Organismus wirken hingegen die sogenannten "extra-auralen" Lärmwirkungen ein, die körperliche Stressreaktionen auslösen und schon bei niedrigen Schallpegeln auftreten können. Bei Lärm werden im menschlichen Organismus Stresshormone ausgeschüttet und damit das Nervensystem aktiviert. Dieser Prozess geschieht unbewusst und bleibt bestehen, solange der Lärm auf das Ohr einwirkt. Auch und gerade nachts, denn selbst wenn wir schlafen bleibt unser Ohr "wach" und registriert alle Geräusche, die uns im Fall einer Gefahr - also eines lauten Geräusches - aus dem Schlaf hochschrecken lassen.

"Durch eine permanente Geräuschkulisse läuft der Organismus tagsüber auf Hochtouren und kommt auch in der Nacht nicht zur Ruhe", erklärt Dr. Wenker.

"Das führt bei andauernder Lärmbelastung zu Konzentrations- und Schlafstörungen und erhöht durch einen dauerhaft gesteigerten Blutdruck das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Über diese Gefahren muss intensiver aufgeklärt werden", sagt die ÄKN-Präsidentin. Die Politik sei gefordert, dem Lärmschutz eine viel größere Bedeutung beizumessen - sowohl in der Präventionsarbeit als auch in der modernen Verkehrsplanung.

Wer wissen möchte, wie stark eine Lärmbelästigung genau ist, kann diese zum Beispiel mit der kostenlosen Lärm-App des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte messen. Sie ist sowohl für Apple- als auch für Android-Smartphones erhältlich.

Quelle und Kontaktadresse:
Ärztekammer Niedersachsen Pressestelle Berliner Allee 20, 30175 Hannover Telefon: (0511) 38002, Fax: (0511) 3802240

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