Kurzbewertung: Klimaziele und Maßnahmen im Koalitionsvertrag
(Köln) - Licht und Schatten finden sich im Koalitionspapier, das erfreulicher Weise schnell vorgelegt wurde, so der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx führt konkret aus: "Insgesamt sind wir mit dem Entwurf zufrieden. Positiv sehen wir vor allem die Einrichtung eines eigenständigen Bauministeriums, damit wird eine wichtige Forderung der Bauwirtschaft erfüllt. Die umfangreichen Aufgaben - 400.000 neue Wohnungen, bezahlbarer Wohnraum trotz steigender CO2-Preise und neue Vorgaben zu Heizungstausch und Solaranlagen-Pflicht auf Dächern - sind aber nur zu stemmen, wenn die neue Ministerin mit deutlichen Kompetenzen ausgestattet wird. Auch müssen Querschnittsthemen, Stichwort Gebäudesanierung, eng mit dem Klimaschutzministerium erarbeitet werden."
Ausbau der Förderprogramme
Das Dachdeckerhandwerk sehe sich dem Klimaschutz verpflichtet, insofern begrüße man grundsätzlich die Aussage, bei Neubauten alle geeigneten Dachflächen sowohl im Gewerbebau als auch im privaten Bereich für Solarenergie zu nutzen. "Aber hier müssen klare Regelungen für Bauherren und die ausführenden Unternehmen gefunden werden, welche Dächer geeignet sind. Denn nicht jede Dachfläche ist zwangsläufig ein passender und effektiver Standort für Solaranlagen", macht Marx deutlich. Auch fehlten konkrete Maßnahmen, wie die Sanierungsquote im Gebäudebestand erhöht werden soll.
Unübersichtliche Förderprogramme, Überlastung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), keine eigenständige Energie-Effizienz-Behörde und wenig Anreiz für Wohnungseigentümer lassen den ZVDH-Hauptgeschäftsführer hier eher skeptisch in die Zukunft blicken. "Wir brauchen dringend einen Ausbau der Förderprogramme. Zum einen, um die Lücke zu füllen, die nach dem Wegfall der Neubauhilfe KfW-55-Förderung zum 1.2.22 entsteht, aber auch, weil es derzeit für die Sanierung im Gebäudebestand zu wenig Förderinstrumente gibt, die für eine rasche Amortisation sorgen", erklärt Marx.
Er verweist auf eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FiW München), die die Hebelwirkung einer gezielten Förderung von PV-Anlagen in Kombination mit einer energetischen Dachsanierung untersucht hatte. Demnach könne man bis zu 116 Millionen Tonnen CO2 im Gebäudebestand einsparen und gleichzeitig die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen auf den Dächern signifikant erhöhen.
Serielles Sanieren
Zur Förderung des seriellen Sanierens merkt Ulrich Marx an: "Das ist sicherlich sinnvoll, um die energetische Optimierung im Gebäudebestand anzukurbeln. Die digital gestützte Vorfertigung von Bauteilen im Werk verkürzt die Montagezeit auf Baustellen. Dächer dahingegen sind komplexe Systeme mit zahlreichen An- und Abschlüssen, deren Verarbeitung hohe handwerkliche Kompetenz erfordert, damit das Dach dicht bleibt und auch Stürme übersteht. Serielles Bauen und Sanieren können handwerkliche Leistungen unterstützen, aber keinesfalls ersetzen!"
Schnellere Baugenehmigungen
Mit der Ansage, dass sich die Dauer von Bauplanungsverfahren "mindestens halbieren" soll, hat sich die neue Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt. Auch die dazu angekündigten Maßnahmen sind ambitioniert: Digitalisierung in den Behörden ausbauen, strenge Fristenregelungen für die Prüfdauer sowie Vermeidung von Verfahrensblockaden in letzter Minute durch Umweltverbände. Der ZVDH begrüßt diese Ankündigungen ausdrücklich.
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Claudia Büttner, Bereichsleiterin, Presse
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