Pressemitteilung | Gesellschaft für deutsche Sprache e.V.

Kurz und prägnant: Teuro ist das Wort des Jahres

(Wiesbaden) - Teuro ist das Wort des Jahres 2002. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am 20. Dezember in Wiesbaden bekannt. Die kurze Wortschöpfung aus teuer und Euro ist nach Auffassung der Wiesbadener Sprachforscherinnen und Sprachforscher kreativ und prägnant zugleich. Das Wort bringt das Gefühl vieler Menschen zum Ausdruck, dass im Zuge der Euro-Bargeldeinführung seit dem 1. Januar 2002 vieles teurer geworden sei. Der Teuro hat in diesem Jahr maßgeblich die öffentliche Diskussion geprägt, erklärte die GfdS. Zahlreiche Ableitungen wie Teuro-Debatte, Teuro-Sheriff und Anti-Teuro-Gipfel unterstreichen das Votum.

Platz 2 belegt der PISA-Schock, der bei vielen eintrat, als die so genannte PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) veröffentlicht wurde. Im internationalen Schulvergleich hatten deutsche Schüler und Schülerinnen erschreckende Leistungen offenbart; der nationale Bildungsnotstand wurde ausgerufen.

Eine Naturkatastrophe ungeahnten Ausmaßes hat im August Mitteleuropa heimgesucht. Durch tagelangen Regen traten die Flüsse über die Ufer, Bäche wurden zu reißenden Strömen – die Jahrtausendflut (3) forderte insbesondere in den neuen Bundesländern zahlreiche Opfer und zerstörte viele Ortschaften. Durch die Bevölkerung ging ein Ruck der Solidarität.

Bundeskanzler Gerhard Schröder verhalf einem bildungssprachlichen Ausdruck zu neuer Popularität. Den Missklang und die widersprüchlichen Aussagen innerhalb der rot-grünen Koalition zur künftigen Politik kritisierte er als unerträgliche Kakophonie (4).

Nach dem Skandal um geschönte Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit sollte der VW-Manager Peter Hartz es richten. Seine Kommission schlug verschiedene Instrumente zur Reform des Arbeitsmarktes und zum Abbau der Arbeitslosigkeit vor. Um Schwarzarbeit einzudämmen und Jobsuchende zur Selbstständigkeit zu motivieren, sollte die steuerlich geförderte Ich-AG (5) geschaffen werden. Interessant ist hierbei, dass das Wort ich im Kontrast zur gescholtenen Ich-Generation aufgewertet wurde.

Eine kreative Wortschöpfung des "Spiegels" kam auf den 6. Platz. Am 14. April titelte das Hamburger Nachrichtenmagazin mit dem Wort Bush-Krieger. Die Wortverschmelzung wurde von Kritikern des US-amerikanischen Anti-Terror-Kriegs aufgegriffen.

Auf Platz 7 ist noch einmal die Hartz-Kommission vertreten, diesmal mit dem Anglizismus Job-Floater. Mit verzinslichen Anleihen soll das Geld erwirtschaftet werden, um damit in strukturschwachen Regionen Firmen zinsgünstige Kredite zur Schaffung neuer Arbeitsplätze zu geben.

Das Verb verhunzingern kam auf den 8. Platz. Es bezieht sich auf einen neuen Typus des Lobbyismus, bei dem PR-Berater Kontakte knüpfen und Politikern mit großzügigen Honoraren und Krediten über die Runden helfen. Gemeint ist der Frankfurter Moritz Hunzinger.

Die deutsche Sprache vermag wie kaum eine andere, "Wortungeheuer" zu produzieren. Dies ist oft dann zu beobachten, wenn komplexe Gesetzestitel zu einem Wort verdichtet werden. In diesem Jahr sticht das im Februar verabschiedete Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz (9) hervor.

Zum Schluss noch der Satz des Jahres, der die Euphorie deutscher Fußballfans und das gute Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft auf den Punkt bringt: "Es gibt nur ein' Rudi Völler!" (10) – mit diesem Ausruf setzte man dem Architekten der Vizeweltmeisterschaft ein gesangliches Denkmal.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. Spiegelgasse 13 65183 Wiesbaden Telefon: 0611/999550 Telefax: 0611/9995530

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