Kurs ist stetig voraus / Der "Brennstoff der Wertschöpfung" in deutschen Büros wurde sehr gut nachgefragt / Alle gewerblichen Sparten waren im Jahr 2011 im Plus
(Köln) - Die gewerblichen Sparten der Bürowirtschaft waren im Jahr 2011 erfolgreicher als die PBS-Ladengeschäfte. Der private Konsum ist nahezu stabil, aber nicht mehr wachsend. Nachholbedarf, Sättigungstendenzen und die weitere Digitalisierung der Arbeit prägen die Umsatzzahlen.
Mitte 2011 wurde in Deutschland wirtschaftlich das Niveau vor der Krise 2009 wieder erreicht. Sättigungstendenzen und eine allgemeine Abflachung der Wachstumskurven sind bei ansonsten unveränderten Wirtschaftsfaktoren natürliche Reaktionen, die auch auf die einzelnen Sparten der Bürowirtschaft Einfluss nehmen. Insgesamt errechnete die Bundesregierung für 2011 ein Wachstum des BIP von 3%. Die guten Zahlen des Arbeitsmarktes haben den privaten Konsum gefördert, für den gesamten Handel liegt der Zuwachs 2011 bei mehr als 2%.
Gegenüber dem Vorjahr sind die Umsätze der Bürowirtschaft mit gewerblichen Endkunden kräftig gestiegen, die Stimmung ist gut, trotz der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung im Euro-Raum. Die Bürowirtschaft hat allerdings den Einbruch der letzten Krise in absoluten Zahlen noch nicht ganz aufgeholt, die Umsätze kommen nach BBW-Statistik nahe an die der Jahre 2007 und 2008. Viele Produkte werden wegen steigender Vorkosten bei Energie oder Material teurer, was der Handel an den Markt weitergeben muss. Die Prozesskosten der Beschaffung sinken weiterhin. Nur durch Effizienzgewinne kann der Handel seine Marge halten.
Die PBS-Ladengeschäfte konnten zum Jahresende 2011 keine durchweg positive Bilanz ziehen. Neben den vereinzelten Rising Stars in der Provinz und an exklusiven Einzelstandorten der großen Städte gibt es nur wenige Unternehmen, die im vergangenen Jahr deutlich an Umsatz gewinnen konnten. Generelle Umsatzverlagerungen auf andere Konsumsektoren, der gesättigte Markt für PBS und die starke Konkurrenz im Schulanfangsgeschäft bei leicht niedrigeren Schulanfängerzahlen trugen dazu bei.
PBS-Ladengeschäft mit Büro- und EDV-Bedarf sowie Papeterie
Die BBW-Prognose für 2011 von 2 Prozent Umsatzplus für PBS-Ladengeschäfte konnte nicht gehalten werden. Der Umsatzrückgang 2011 liegt im Durchschnitt bei -1,0%. Nachdem im Frühjahr erst positive Zahlen erreicht wurden, lagen die Folgemonate bis zum November hinter den Vorjahreswerten zurück. Insgesamt wurde im Jahr 2011 ein Umsatz von 3,09 Mrd. Euro erreicht.
Die Zahlen der amtlichen Statistik von Destatis bestätigen die BBW-Auswertung und finden ihren Widerhall in der Entwicklung der Beschäftigtenzahl der Branche. Während im Frühjahr der Personalbestand aufgebaut wurde, ist zum Winter hin ein leichter Rückgang von ca. 2 Prozent zu verzeichnen. Insgesamt ist die Tendenz zum Personalabbau seit Jahren fast ungebrochen. In Krisenzeiten verändert sich nur das Verhältnis von festangestellten zu Teilzeit-Beschäftigten. Rationalisiert wird vor allem im Hintergrund. Die Auslagerung vieler Prozesse an die Verbundgruppen oder Großhändler zeigt Wirkung, dies senkt die Betriebskosten der Unternehmen und hält sie wettbewerbsfähig. Die Kompetenz des Fachhandels in der Beratung steht dagegen nicht zur Disposition. Nach Schätzungen des BBW sind in der Sparte ca. 8.000 Personen beschäftigt.
PBS-Streckenhandel
Die BBW-Prognose 2011 für den PBS-Streckenhandel lag bei 3%. Dies ist mit einem Umsatzzuwachs von 4,5 Prozent für das gesamte Jahr deutlich übertroffen worden, das sind in absoluten Zahlen 4,58 Mrd. Euro. Im Frühjahr lag der monatliche Zuwachs im zweistelligen Bereich, eine Entwicklung, die sich erwartungsgemäß in der zweiten Jahreshälfte abschwächte. Dennoch liegt der Zuwachs im PBS-Streckenhandel über der Zuwachsrate der deutschen Wirtschaft. Ein wahrscheinlicher Grund liegt im steigenden Anteil der Wertschöpfung im Büro am gesamten BIP.
In der amtlichen Statistik von Destatis wird nicht zwischen Großhandel und Streckenhandel (B2B) unterschieden. Im gesamten Bereich von Strecke und Großhandel ist 2011 die Anzahl der Arbeitnehmer um gut 2 Prozent gestiegen, dies passt zur wirtschaftlichen Entwicklung. Im Streckenhandel sind nach BBW-Schätzungen ungefähr 17.000 Personen beschäftigt. Im langfristigen Jahresvergleich sinkt die Zahl der Beschäftigten jedoch stetig; von 2005 bis 2011 beträgt der Rückgang - genau wie im PBS-Ladengeschäft - ca. 8%.
Auch hier sind die Rationalisierungsprozesse deutlich zu spüren. Neue, ausgebaute und modernisierte Läger machen die Auftragsbearbeitung spürbar günstiger, selbst wenn die Startinvestitionen in ausgefeilte Regal- und Transportsysteme mit hochkomplexer Steuerungssoftware immer größer werden. In diesem Wettlauf können zukünftig nur noch die gut funktionierenden Marketinggruppen, die genossenschaftlich organisierten Streckenhändler sowie einige große Anbieter mithalten.
Qualifikation "Zertifizierter Fachberater PBS"
Der erste Kurs zum "Zertifizierten Fachberater PBS" wurde im Juli 2011 erfolgreich abgeschlossen. Die Rückmeldungen von Betrieben und Teilnehmern waren durchweg positiv. Gleichzeitig startete Anfang März 2011 der zweite Kurs in Hannover unter "deutschem Vorzeichen". Dieser Kurs wurde erstmals mit deutschem Coach und deutschem Materialset angeboten. Anfangs lief dieser Kurs durch den gleichzeitigen Aufbau der Organisation und des für die Präsenztage benötigten Materialsets nicht ganz rund. Seit Herbst 2011 sind diese Kinderkrankheiten auskuriert. Auch dieser Kurs findet positive Resonanz in der Branche.
Für 2012 sind die nächsten Kurse geplant, die ersten Anmeldungen liegen bereits vor. Voraussichtliche Standorte für die Präsenztage sind Frankfurt/Main, abhängig von der regionalen Herkunft der Anmeldungen, Hannover, Stuttgart oder München sowie Köln. Erstmalig wurden 2011 die "Bildungsgutscheine" für den Handel aktiv promotet. Das Unternehmen Edding bietet beispielsweise seinen besten Handelskunden 25 "Bildungsgutscheine" an. Damit können die Teilnehmer einen Teil der Kursgebühren abdecken.
BBW, Alka, PBS-Hersteller und die Verantwortliche Martina Kobabe sind bis Mitte 2012 weiterhin mit der ersten Erstellung der fünf Materialsets für die Präsenztage beschäftigt. Die Auswahl der Markenprodukte und die Einbindung in das Lehrmaterial erfordern die gleiche Akribie, wie sie später von den Lernenden gefragt ist.
Schreibwarenzeichen
Das Schreibwarenzeichen ist das Wiedererkennungszeichen der Branche im Kampf um die Aufmerksamkeit der privaten Endverbraucher. Das Logo ist mittlerweile in den vielfältigsten Formen auf dem Markt präsent, ob durch Einbindung in Kataloge oder in Verbindung mit dem Firmenschild. Im Januar 2012 liegt die Zahl der Zeichennutzer bei 758. Ein Arbeitskreis aus Industrie, Großhandel und Einzelhandel steuert die Weiterentwicklung dieser wichtigen Brancheninitiative.
Zusammenarbeit BBW und Großhandelsverband GVS
Im Oktober 2011 haben der Bundesverband Bürowirtschaft (BBW) und der Großhandelsverband Schreib-, Papierwaren und Bürobedarf e.V. (GVS) die Zusammenführung der Verbandsaktivitäten angekündigt. Die Beschlussfassungen sollen bis zum 30. Juni 2012 erfolgen. Mit diesem Verband spricht dann der gesamte Handel der Branche, der bislang getrennt von BBW und GVS vertreten wird, mit einer Stimme. Ziel ist ein einheitlicher, leistungsstarker und schlagkräftiger Verband des Groß- und Streckenhandels, der Ladengeschäfte, der Büroeinrichter und der IT/Druck+Kopie-Unternehmen. Im Präsidium sollen alle Branchenbereiche vertreten sein, insbesondere natürlich der PBS-Funktionsgroßhandel, die PBS-Ladengeschäfte und der Streckenhandel.
Arbeitstagungen des Forum Bürowirtschaft
Das Forum Bürowirtschaft veranstaltet in diesem Jahr zwei Arbeitstagungen. Wie im Vorjahr wird auf der Cebit wieder die erste Tagung stattfinden. Am 8. März dreht sich erneut alles um Managed Print Services (MPS). Diesmal steht das Personal für MPS im Fokus: "Managed Print Services - Gutes Personal ist das stärkste Verkaufsargument" ist Anspruch und Messlatte zugleich. Nur mit hoch qualifiziertem Personal kann die komplexe Software- und Prozess-Umgebung für MPS an den Kunden gebracht werden. Daher sind Persönlichkeitsprofil, Qualifikation, Recruiting und Leistungskriterien Schlagworte aus den diesjährigen Vorträgen.
Die nächste Tagung für PBS-Händler findet am 26. September statt. Die Veranstaltung richtet sich an den Strecken- und Großhandel sowie an die Industrie. Der Tagungsort Fulda wurde ein weiteres Mal ausgewählt, um eine Koppelung mit der GVS-Großhandelsmesse am 27. September zu erreichen. In Fulda tagen auch wieder der PBS-Industrieverband, die wirtschaftlichen Organisationen des Großhandels und maßgebliche Marketinggruppen.
Büro- und Objekteinrichter
Die Büroeinrichter haben wieder gut zugelegt, das Umsatzplus liegt 2011 bei 21%. In absoluten Zahlen hat die Branche damit 2,10 Mrd. Euro umgesetzt. Dadurch ist das Umsatzniveau von 2006 erreicht worden. Die Mitarbeiterzahl bleibt weitgehend konstant; selbst 2009 wurde im schärfsten Umsatzrückgang nur bedingt am Personal gespart, denn auf das Know-how qualifizierter Mitarbeiter wird ungern verzichtet. Der BBW rechnet zur Sparte ca. 700 Unternehmen mit insgesamt 7.000 Beschäftigten.
Der anhaltende Preisverfall macht den Unternehmen zu schaffen. Flexible Büros und flexible Personalplanung bedeuten auch, dass immer weniger Wert auf dauerhafte Statussymbole gelegt wird. Je mehr das Möbel zum Gebrauchsgegenstand wird, desto geringer ist die Bereitschaft, dafür besondere Aufwendungen zu treffen. Dies heißt jedoch keineswegs, dass die Ansprüche an die Nutzungsqualität sinken. Ganz im Gegenteil: Das Bewusstsein der Büroarbeiter für eine ergonomische und effiziente Büroeinrichtung wächst.
Der Leerstand von Büroflächen in großen Städten steigt an und liegt teilweise über 10%. Mangelnde Energieeffizienz und Attraktivität für Mitarbeiter sowie eine schlechte Erreichbarkeit werden häufig als Gründe genannt. Umnutzung im Bestand gewinnt deshalb immer mehr an Bedeutung - eigentlich. Tatsächlich sind die Kosten dafür oftmals höher als für einen Neubau. Die Büroeinrichterbranche ist in diesem Thema umso mehr engagiert, je mehr Planungs- und Koordinationsleistung sie für das gesamte Büro übernimmt. Dennoch macht eine spitze Rechnung aller Faktoren eine Umnutzung oftmals rentabler, als es auf den ersten Blick erscheint. Hier wäre die Stunde der Büroeinrichter: Sie sind es gewohnt, kleinteilig und praxisorientiert vom gesamten Büro bis hin zum einzelnen Platz zu denken. Dieselbe Akribie wäre für eine Gesamtbewertung der infrage kommenden Gewerbeimmobilie ebenfalls notwendig, wird aber von Architekten zugunsten neuer Planungen "von oben und außen nach innen und herab" gerne vernachlässigt.
Bürotechnik, Druck und Kopie im gewerblichen Bereich
Die Branche summiert für 2011 ein Umsatzplus für Drucker, Kopierer und Bürotechnik von 5%. Wegen der schwierigen Sortimentsabgrenzung ist eine absolute Zahl nicht verfügbar. Nach Destatis liegt der Handelsumsatz mit "Fotokopiermaschinen, Rechenmaschinen, Postbearbeitungs¬maschinen, Diktiergeräten u. a. Büromaschinen" bis ins dritte Quartal 2011 insgesamt bei minus 5%. Hierbei spielen auch die Lieferschwierigkeiten nach der Katastrophe in Japan eine deutliche Rolle.
Bei Druckgeräten wächst der Absatz von multifunktionalen Geräten und bedingt auch Farblasersystemen, die Preise steigen jedoch nicht an, die Menge macht den Umsatz. Die weitere Entwicklung professioneller Tintendrucker für den Bürobedarf ist noch nicht abgeschlossen, der Druck auf die einfachen Lasersysteme wird damit zunehmen.
Tablet-PCs und Notebooks liefern sich untereinander einen Verdrängungswettkampf, der auch im professionellen Bereich seine Spuren hinterlässt. Als Statussymbol der mobilen Manager hat das Blackberry eindeutig ausgedient, die Pads haben den Platz übernommen. PCs treten als stationäre Arbeitseinheiten insgesamt gegen mobile Geräte an und gewinnen in puncto Ergonomie, Langlebigkeit und Nachrüstbarkeit.
Beim Verbrauchsmaterial liefern sich Original-Hersteller, Refiller und Remanufacturer Patentrechtsprozesse, technische Blockaden und Preiswettkämpfe, weil der Markt äußerst lukrativ ist.
Services und Software sind die Margenbringer, Managed Print Services (MPS) sind mit dabei. Die Handels- und Dienstleistungsunternehmen, die hier ihren Fokus setzen und bereit sind, in Personal und die Ausbildung zu investieren, können auf eine überdurchschnittlich gute Geschäftsentwicklung verweisen. Insgesamt ist der gewerbliche Bereich deutlich wichtiger als der des private Konsums. Es dürfte kaum ein Unternehmen geben, das nicht in Kernprozessen auf die externe Unterstützung eines IT-Dienstleisters angewiesen ist.
Der BBW zählt in der Sparte ungefähr 3.000 Handelsunternehmen mit 36.000 Beschäftigten. Die Beschäftigtenzahl stieg nach Destatis 2011 um 2%. Sie hatte 2007 und 2008 insgesamt ihren Höhepunkt erreicht und ist jetzt auf dem Niveau von 1995.
Aussichten 2012
2012 wird sich der wirtschaftliche Aufschwung leicht abschwächen, eine Nullrunde wäre ein akzeptables Ergebnis im internationalen Umfeld kriselnder Wirtschaftspartner. Der private Konsum wird keinen erhöhten Anteil seines frei verfügbaren Einkommens in PBS investieren. PBS-Ladengeschäfte werden somit 2012 keine besseren Marktbedingungen vorfinden und bestenfalls eine schwarze Null erzielen. Weitere Sortimentsveränderungen müssen die Ladengeschäfte attraktiv halten.
In diesem Zusammenhang ist das Modethema Social Media für eine bessere Platzierung interessant. Andere und neue Zielgruppen können damit angesprochen werden, ein Umsatzplus ist jedoch nur bedingt zu erwarten. Aber der neue Kommunikationskanal hilft die Kundenkontakte zu festigen.
Der PBS-Streckenhandel wird den Umsatz 2012 leicht ausweiten, die Unterschiede zwischen großen und mittleren Unternehmen nehmen ab. Der BBW rechnet mit 2 Prozent Umsatz-Zuwachs. Daran sind auch die steigenden Vorkosten für viele Produkte beteiligt, die zwangsweise zu Preiserhöhungen führen werden. Verschiebungen könnten sich allerdings in der Verteilung der Markenprodukt-Segmente ergeben. Merkbare Veränderungen im internationalen Geschäft werden sich auch im deutschen Markt widerspiegeln. Ob dies nur der Konsolidierung internationaler Finanzinvestoren ohne Interesse an der Branche dient, oder ob damit eine neue Rationalisierungswelle auf Seiten der Hersteller mit einhergehendem Preiswettbewerb beginnt, bleibt abzuwarten.
Der Umsatz wird bei den Büroeinrichtern um 5 Prozent ansteigen, der BBW liegt damit wieder im Bereich der vorjährigen Prognose, die erfreulicherweise stark übertroffen wurde. Der unerwartet lange Atem der Konjunkturerholung sollte sich 2012 endgültig konsolidieren. Eventuell wird zum Jahresende 2012 schon ein leichter Umsatzrückgang das Ergebnis des ersten Halbjahrs abschwächen.
Bürotechnik und Druck und Kopie sind zuverlässige Umsatzbringer, wenn Hardware, Dienstleistungen und Service zusammenlaufen. Abzuwarten bleibt, wann die Kunden den Sprung auf die nächste Prozessebene mit MPS auf breiter Front mitmachen. Dies ist ein Türöffner für die nächste Generation Softwareservices auf dem Weg zum "virtualisierten" Büro, soweit es die Arbeitsmittel betrifft.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Bürowirtschaft e.V. (BBW)
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Telefon: (0221) 94083-30, Telefax: (0221) 94083-90
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