Kunststoffverarbeitende Industrie eröffnet Tarifverhandlungen in Wiesbaden / Forderung der Gewerkschaften zurückgewiesen / Entwicklung der Ertragslage engt Verhandlungsspielraum ein
(Wiesbaden) - In Wiesbaden haben die Tarifpartner der kunststoffverarbeitenden Industrie gestern (1. November) die Tarifrunde 2004 für die rund 7.500 Beschäftigten in Hessen eröffnet. Die IG BCE begründet ihre Forderungen von 3,5 Prozent Anhebung der Vergütungssätze mit einem deutlichen Umsatzanstieg im ersten Halbjahr und der Aussicht auf einen weiterhin anhaltenden Wirtschaftsaufschwung. Die Arbeitgeberseite machte dagegen deutlich, dass diese Forderung nicht der derzeitigen Ertragslage der kunststoffverarbeitenden Industrie in Hessen entspricht.
Die erste Verhandlungsrunde konzentrierte sich auf die Diskussion der wirtschaftlichen Lage der Branche. Die Arbeitgeber machten gegenüber der Gewerkschaft deutlich, dass sich die Erträge der Unternehmen im Branchendurchschnitt im ersten Halbjahr 2004 trotz der unbestritten höheren Produktion und der höheren Umsätze nicht verbessert hätten. 46 Prozent der befragten Unternehmen meldeten dem Verband eine kaum befriedigende oder schlechte Ertragslage (Vergleichszeitraum des Vorjahres: 43 Prozent).
Vor allem aufgrund der hohen Rohölpreise und der gestiegenen Preise für Kunststoffe stehen die Margen der Unternehmen bei weiter rückläufigen Absatzpreisen unter Druck. Beim Einkauf von Rohstoffen und Energie rechnen die Arbeitgeber mit weiteren Preissteigerungen. Im weiteren Verlauf des Jahres ist zudem mit einem Rückgang der Produktionszahlen zu rechen, zumal die wichtigsten Abnehmerindustrien, wie z.B. die Automobilindustrie, unter erheblichem Druck stehen. Der Aufschwung fällt deutlich geringer aus als vorhergesagt, dies bestätigen uns die führenden Wirtschaftsinstitute und unsere eigenen Erhebungen, erklärte Eberhard Flammer, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. Die Forderung auf Erhöhung der Vergütungssätze von 3,5 Prozent werde der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht gerecht.
Trotz des weiteren Rückgangs der Beschäftigtenzahlen in der hessischen Kunststoffverarbeitung konnte beim Ausbildungsplatzangebot das Spitzenniveau von 2003 noch um 10 Prozent gesteigert werden. In einem Tarifvertrag Zukunft durch Ausbildung hatte man sich verpflichtet, die Zahl der Ausbildungsplätze um 1,7 Prozent zu steigern. Mit dem erzielten Ergebnis kommt die kunststoffverarbeitende Industrie in besonderem Maße ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung nach, die Berufsausbildung aktiv zu fördern, erklärte Flammer. Einer von der Gewerkschaft geforderten Fortschreibung des Tarifvertrages stehe man daher aufgeschlossen gegenüber. Gleiches gilt für die Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur Qualifizierung. Entsprechende Vereinbarungen seien allerdings nur als Teil eines Gesamtpaketes denkbar. Die Gespräche wurden am Nachmittag nach mehrstündigen Verhandlungen auf den 22. November vertagt.
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