Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) - Landesverband Bayern

Kultusminister Spaenle lobt sich selbst und entlässt rund 1600 erfolgreich ausgebildete GrundschullehrerInnen in die Arbeitslosigkeit

(München) - Fast 1600 GrundschullehrerInnen, die ihre Ausbildung gerade erfolgreich und z. T. mit hervorragenden Noten abgeschlossen haben, stehen im kommenden Schuljahr ohne berufliche Perspektive und ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld auf der Straße. Die Übernahme in den staatlichen Schuldienst liegt damit unter 30 Prozent.

Während das Kultusministerium veröffentlicht, dass die Klassenstärken an den ersten und zweiten Grundschulklassen reduziert werden, damit sich die Lehrkräfte "unseren Kindern intensiver zuwenden können" (PM vom 11. Mai 2010), lässt es auf der anderen Seite zu, dass Schulämter aufgefordert werden, mögliche Klassenteilungen zu vermeiden und damit KlassenlehrerInnen einzusparen. Wenn rechnerisch vier Klassen möglich wären, soll in der Oberpfalz eine davon eingespart werden. Dies soll durch die Bildung von jahrgangsübergreifenden Klassen und / oder durch die Überweisung einzelner Kinder an eine Nachbarschule erfolgen.

"Für diesen "Skandal" sowie für das Eigenlob und den Tenor der Regierungserklärung des Bayerischen Kultusministers von gestern (15. Juli 2010) werden die im Vorbereitungsdienst engagierten, für ihren gewählten Beruf motivierten und künftig arbeitslosen LehrerInnen wenig Verständnis haben," sieht Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern, voraus.

In seiner Regierungserklärung sieht Spaenle Bayerns Schulen an der Spitze der Republik, quer über alle Schularten und Schulfächer, und wird nicht müde, sich und seine Politik dafür zu loben. Bayern wird geradezu als das schulische Paradies der Republik präsentiert.

Als Ursache für die guten Leistungen bayerischer SchülerInnen identifiziert er das vielfach gegliederte bayerische Schulsystem und lässt keine Gelegenheit aus, gegen die "Einheitsschule" zu polemisieren. Wie seit der ersten PISA-Studie vor zehn Jahren müssen Bremen und seine Schulpolitik als abschreckendes Beispiel herhalten. Gerade so, als wäre die gesellschaftliche Situation im Flächenland Bayern mit der im Stadtstaat Bremen uneingeschränkt vergleichbar. Kein Wort zur Bevölkerungsstruktur, zu den durchschnittlichen Einkommen, zur Zahl der Arbeitslosen… Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern: "Wer so argumentiert, leugnet bewusst die gesellschaftliche Realität und den Einfluss der Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen auf die schulischen Leistungen."

Bayern hat auch seinen anderen "Spitzenplatz" gehalten: In keinem anderen deutschen Schulsystem ist der Schulerfolg so abhängig von der sozialen Herkunft, wie in Bayern. Dies kann auch Spaenle nicht leugnen. Wie seit zehn Jahren marginalisiert er aber dieses Problem wieder. Er verweist auf Maßnahmen, deren Erfolg bislang zweifelhaft erscheint, und auf deren geplante Ausweitung: Sprachförderung vor Schuleintritt, Individualisierungsstunden an Gymnasien, je eine zusätzliche Förderstunde in den Klassen 5 und 6 an Hauptschulen.

Neubäcker: "Solche kleinen Änderungen reichen nicht aus. Alle Schulen müssen personell und mit Sachmitteln so ausgestattet werden, dass Unterricht und Lernen den individuellen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechend möglich ist. Die Einstellung aller erfolgreich ausgebildeten LehrerInnen ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Voraussetzung dafür!"

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bayern Pressestelle Schwanthalerstr. 64, 80336 München Telefon: (089) 5440810, Telefax: (089) 5389487

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