Kultur ist nicht das Sparschwein der Nation / Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft Dr. Oliver Scheytt wieder gewählt
(Bonn) - Die Kulturpolitische Gesellschaft hat am vergangenen Wochenende ihren Präsidenten, den Essener Kulturdezernenten Dr. Oliver Scheytt, in seinem Amt bestätigt und einen insgesamt siebzehnköpfigen Vorstand gewählt. Darunter sind u.a. die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag Monika Griefahn, die Direktorin der Fachhochschule Potsdam Prof. Dr. Helene Kleine, die Kulturbürgermeisterin der Landeshauptstadt Stuttgart Dr. Iris Magdowski sowie der NRW-Landtagsabgeordnete Dr. Karsten Rudolph.
Scheytt tritt dieses Amt zum dritten Mal an und erklärte nach seiner Wahl in der Stadthalle in Unna: »Kultur ist nicht das Sparschwein der Nation. An allen öffentlichen Haushalten hat die Kultur nur einen Anteil von unter zwei Prozent. In den Zentralverwaltungen und den bürokratischen Strukturen aller öffentlichen Hände versickern so viele Ressourcen, dass wir die Kulturausgaben mit diesen Mitteln locker verdoppeln könnten. Doch angesichts der dramatischen Lage der öffentlichen Finanzen wird oft zuerst nach den Kulturausgaben geschielt«. Kultur dürfe jedoch nicht zum Sparschwein der Nation verkommen. Inzwischen seien sogar Einrichtungen der kulturellen Grundversorgung gefährdet.
Die Kulturpolitische Gesellschaft wird sich in den nächsten Jahren vor allem darum bemühen, dass die kulturelle Infrastruktur vor Ort nicht zusammenbricht. Die Länder seien gefordert, mit ihrer immer wieder behaupteten »Kulturhoheit« ernst zu machen. Die Bundesländer dürften nicht zulassen, »dass Musikschulen, Bibliotheken, Jugendkunstschulen und der Kunst- und Musikunterricht an den allgemein bildenden Schulen immer mehr vernachlässigt werden«. Hier werde das kulturelle Interesse gebildet, zu eigenem künstlerischen Tun angeregt. »Wir brauchen eine Sicherung der kulturellen Grundversorgung durch Finanzen und klare gesetzliche Regelungen der Bundesländer insbesondere zur kulturellen Bildung«, forderte Scheytt.
Die Kulturpolitische Gesellschaft will in den nächsten Jahren neue kreative Allianzen zwischen Kultur und Bildung, Kultur und Wirtschaft anregen. Auch der Dialog mit Akteuren aus Baukultur und Interkultur soll intensiviert werden. Das kulturelle Erbe zu erhalten sei genau so bedeutsam wie Freiräume für Neues zu schaffen. Scheytt sieht «für diesen öffentlichen Kulturauftrag einen breiten gesellschaftlichen Konsens«.
»Wir werden verstärkt mit den Generalisten aus Wirtschaft, Finanzpolitik, Landes- und Kommunalpolitik reden. Ich weiß, dass wir an den Schalthebeln der Macht viele Verbündete haben, die Kultur fördern und sichern wollen. Mit ihnen werden wir nicht nur über Finanzen und Strukturen reden, sondern auch eine inhaltliche Debatte über die Kulturentwicklung in Deutschland führen. Eine der dringendsten und wichtigsten Fragen ist dabei, welche Form von Theater wir in Zukunft haben wollen«, erklärte Scheytt.
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