Künftig Blumenkästen statt Rapsfelder?
(Berlin) - Viele deutsche Landwirte schauen heute mit gemischten Gefühlen nach Berlin, wo Bundesministerin Ilse Aigner anlässlich der Besichtigung von Bienenstöcken auf dem Dach des Berliner Doms eine so genannte Bienen-App vorstellt. Denn aktuelle Diskussionen um neue gesetzliche Regelungen gefährden die Zukunft des Rapsanbaus und des Ackerbaus in Deutschland. "Damit ist nicht nur das grandiose Schauspiel der Rapsblüte bedroht, sondern auch die wichtigste Nahrungsquelle der Bienen", so Wolfgang Vogel, Vorsitzender der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), der Vertretung der Rapsbauern in Deutschland. Er ruft die politisch Verantwortlichen zu einem Umdenken in Bezug auf die Konsequenzen ihrer Entscheidungen auf.
Während in Berlin eine Bienen-App vorgestellt wird, mit deren Hilfe bienenattraktive Sommerblumen und Stauden für eine Garten- und Balkonbepflanzung im Sinne des Nahrungsangebotes für Bienen ausgewählt werden können, ist die EU-Kommission mit Unterstützung von Bundesministerin Aigner dabei, den Anbau von Raps als bedeutendste Nahrungsquelle für Bienen erheblich zu erschweren. Die Saatgutbehandlungsmittel zur Bekämpfung von Fraßschädlingen in den ersten Wochen des Wachstums der Rapspflanzen sollen verboten werden und zwar aus Gründen des Bienenschutzes. Offenbar sei bei der EU-Kommission kein einziger Gedanke an die Konsequenzen einer solchen Entscheidung verschwendet worden, so der UFOP-Vorsitzende. Diese Entscheidung schütze nicht die Bienen, sondern schränke deren Nahrungsangebot ein.
Deutsche Ackerbauern und Pflanzenzüchter haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass mit strengen Risikominderungsmaßnahmen eine sichere Anwendung der in der Diskussion befindlichen Pflanzenschutzmittel der Neonikotinoide möglich ist. Dies wird durch bisher nicht berücksichtigte Praxisstudien und durch zahlreiche Monitoringdaten belegt. Nur unter diesen strengen Bedingungen hätten die deutschen Behörden die Zulassungen für diese Pflanzenschutzmittel für Raps aufrechterhalten. All dies spiele in der aktuellen Debatte aber keine Rolle. Ebenso wenig, wie die Tatsache, dass alternative Saatgutbehandlungsmittel auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen. Mehrfache Flächenspritzungen wären daher die Folge des angekündigten Verbots.
Im Ergebnis könne diese Entscheidung auch bedeuten, dass der Rapsanbau künftig massiv eingeschränkt werde. Damit gehe nicht nur dem deutschen und europäischen Ackerbau eine wichtige Fruchtfolgekultur verloren. Nein, auch die Bienen würden ausgerechnet aus Gründen des Bienenschutzes ihre wichtigste Trachtpflanze verlieren. "Das alles verstehe wer will", so der UFOP-Vorsitzende. Blumenkästen könnten Rapsfelder als Futterquelle für Honig- und Wildbienen jedenfalls nicht ersetzen.
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