Pressemitteilung | Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU)

Kritik an Reform der Approbationsordnung: Abschaffung der Wahlfreiheit im Praktischen Jahr zugunsten eines hausärztlichen Pflichtabschnitts / Vielseitigkeit statt Einseitigkeit

(Berlin) - An den Interessen der Medizin-Studierenden und der künftigen medizinischen Versorgungswirklichkeit vorbei - der Deutsche Facharztverband (DFV) kritisiert Vorstellungen der Bundesländer zur Reform der Approbationsordnung. Kein Fachgebiet der eigenen Wahl sondern vier Monate Pflicht im allgemeinmedizinischen Bereich während des Praktischen Jahrs (PJ), das wollen die Bundesländer durchsetzen. Der DFV hält dagegen:
In den kommenden 30 Jahren steigt in allen Fachgebieten der Bedarf an Ärzten um bis zu 25 Prozent. Alle Fachgebiete in der Medizin müssen sich um den Nachwuchs bemühen. Der Staat sollte die Ausbildung nicht zwangsweise auf ein Fachgebiet verengen. "Das Praktische Jahr dient der Orientierung und nicht der Desorientierung - in keinem anderen Studienabschnitt kann man ein Fachgebiet seiner Wahl so gut kennenlernen wie in dieser Zeit", kommentiert Dr. Thomas Scharmann, Bundesvorsitzender des Deutschen Facharztverbandes (DFV).

Denn: Dreiviertel des PJ-Jahres sind bereits durch einen internistischen und einen chirurgischen Abschnitt verplant. Wird der dritte Abschnitt nur der Allgemeinmedizin gewidmet, gehen den Studierenden wertvolle Einblicke
verloren.: "Für die Facharztmedizin bleibt keine Möglichkeit sich zu präsentieren und um den Nachwuchs zu werben. Damit würde den Studierenden die letzte Möglichkeit genommen, sich gezielt auf die anschließende Weiterbildung, der eigentlichen Facharztausbildung, vorzubereiten", erläuterte Scharmann.

Desorientierung statt Orientierung droht den Facharztmangel zu verschärfen:
In der Weiterbildungszeit legen sich die jungen Ärzte auf Jahre auf ein Fachgebiet fest: "Ohne vorher einen Einblick bekommen zu haben, fällt die Entscheidung für ein Facharztgebiet schwerer. Gerade kleinere Fächer der Facharztmedizin könnten im toten Winkel der Weiterbildung zu landen. Das droht Löcher in die hochwertige ambulante Facharztversorgung zu reißen", so Scharmann. Wer die Allgemeinmedizin so stärkt, setzt sich dem Verdacht aus, die Versorgungsebenen weitestgehend auf den Hausarzt in der Fläche und auf das teurere Krankenhaus reduzieren zu wollen.


Stichwort: Das Praktische Jahr und Approbationsordnung

Das Praktische Jahr steht am Ende des Medizinstudiums vor den Prüfungen. Es besteht aus drei Abschnitten zu je vier Monaten. Ein internistischer und ein chirurgischer sind Pflicht. Bislang ist der dritte Abschnitt ein Abschnitt der Wahl - die Studierenden können nach ihren jeweiligen Interessen
entscheiden: Allgemeinmedizin oder ein Gebiet der klinischen Fachmedizin.
Nach den Prüfungen dann absolvieren die jungen Ärzte ihre Weiterbildung in der Facharzt- oder Allgemeinmedizin.

Die Approbationsordnung wird durch das Bundesgesundheitsministerium auf der Basis der Bundesärzteordnung erlassen. Die Approbation ist sozusagen die staatliche Zulassung zum Arztberuf.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. Joachim Stier, Pressesprecher Kantstr. 13, 10623 Berlin Telefon: (030) 79744444, Telefax: (030) 79744445

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