Kritik an Firmenwerbung / Werberat überprüft 407 Werbekampagnen
(Berlin) - Der Deutsche Werberat, Selbstkontrolleinrichtung der Wirtschaft, hat im vergangenen Jahr 407 Werbemaßnahmen von Unternehmen überprüft, zu denen aus der Bevölkerung 755 einzelne Beschwerden vorlagen.
Wie das Gremium jetzt in Berlin mitteilte, fielen davon 145 Kampagnen unter anderem wegen vermuteter Rechtsverstöße nicht in die Kompetenz des Gremiums; sie wurden an klagebefugte Instanzen weitergeleitet. Zu begutachten hatte der Werberat 262 Schaltungen wie Spots, Anzeigen, Plakate und Prospekte sowie Werbeaktivitäten im Internet, 12 Prozent weniger als im Vorjahr.
Kritisierte Werbung überwiegend eingestellt
In 87 Fällen schloss sich das Gremium der Konsumentenkritik an. Daraufhin nahmen die betroffenen Unternehmen 72 Kampagnen vom Markt und änderten 8 Sujets entsprechend der Proteste. "Diese hohe sofortige Durchsetzungsquote von 92 Prozent bestätigt die Akzeptanz des Werberats in der Wirtschaft und unterstreicht den Willen zur Selbstdisziplin der Firmen in diesen Fällen zwar rechtlich zulässiger, aber unerwünschter Werbemaßnahmen", sagte ein Sprecher des Gremiums in Berlin. Mangelnde Einsicht hätten zunächst 7 kritisierte Unternehmen gezeigt. Sie wurden deshalb öffentlich mit Hilfe der Massenmedien gerügt. Zu beobachten sei aber ein Lerneffekt: Öffentlich an den Pranger gestellte Firmen würden selten ein zweites Mal werbeauffällig, so der Werberat.
Vorwurf "Frauendiskriminierung" rückläufig
Zwar steht das Frauenbild in der Werbung nach wie vor an der Spitze, warum sich die Bevölkerung mit Protesten an den Werberat wendet. 2011 waren aber mit 90 Fällen spürbar weniger Kampagnen von Unterstellungen betroffen, die Unternehmen würden dort Frauen diskriminieren, als im Vorjahr mit 116 Sujets. Weitere Themen waren mit deutlich niedrigeren Fallzahlen der Vorwurf der Diskriminierung von Personengruppen (25), Gewaltverherrlichung (24) oder Männerdiskriminierung (14). Weitere Beschwerdemotive spielen nur eine Randrolle wie Nachahmungsgefahr gefährlichen Verhaltens (12), Gefährdung von Kindern/Jugendlichen (11), Verstoß gegen Alkoholregeln (11), Verletzung religiöser Gefühle (7) oder Missachtung des Tierschutzes (4).
Werbekritik über viele Branchen verteilt
Einen herausgehobenen Schwerpunkt bei den von Werbeprotesten betroffenen 26 Wirtschaftszweigen ist kaum auszumachen. An der Spitze stehen mit jeweils 22 kritisierten Werbeaktivitäten Dienstleistungen, Kfz, Unterhaltungselektronik gefolgt von Lebensmittel (20), Bekleidung (17) sowie alkoholhaltigen Getränken und Tourismus (je 15). Die weiteren unter Werbekritik geratenen Branchen liegen mit überwiegend einstelligen Fallzahlen darunter.
TV-Werbung am stärksten im kritischen Blick
Die Auflistung nach Werbemitteln führte 2011 das Massenmedium Fernsehen mit
63 kritisierten Werbesujets an, vor der Plakatwerbung mit 57 Vorgängen. Die Werbeplattform Internet rangiert an dritter Stelle mit 31 Werbeaktivitäten, was einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit noch 50 Sujets bedeutet. Alle anderen Medien wie unter anderem Anzeigen, Prospekte oder Radiospots liegen teils weit unter 25 Fällen.
Werberat - eine solidarische Selbstdisziplin
Am 6. November 2012 besteht der 1972 gegründete Deutsche Werberat 40 Jahre.
Getragen wird die Institution von den 40 Mitgliedsverbänden des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft ZAW (Organisationen der werbenden Unternehmen, Medien Agenturen, Werbeberufe und Forschung). Das Gremium aus 13 Experten aller Arbeitsbereiche des Wirtschaftszweigs entscheidet autonom über Beschwerden aus der Bevölkerung in Sachen kommerzieller Werbung. Der Werberat stellt grundsätzliche und spezielle Werberegeln auf und steht im ständigen Austausch mit der Wirtschaft, um dort das selbstdisziplinäre Bewusstsein wachzuhalten. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit trägt das Gremium dazu bei, den kritischen Blick auf das Werbegeschehen in Deutschland zu fördern.
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e.V. (ZAW)
Volker Nickel, Geschäftsführer
Am Weidendamm 1a, 10117 Berlin
Telefon: (030) 590099-700, Telefax: (030) 590099-722
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