„Kretschmann betreibt Tech-Populismus“: DPhV kritisiert Baden-Württembergs Ministerpräsidenten wegen möglicher Abschaffung von verpflichtender zweiter Fremdsprache
(Berlin) - Die von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ins Spiel gebrachte mögliche Abschaffung der zweiten verpflichtenden Fremdsprache stößt beim Deutschen Philologenverband (DPhV) auf fundamentale Ablehnung. Zum wiederholten Male erliegt der Ministerpräsident aus Sicht des DPhV dem Irrglauben, dass KI wesentliche Kulturtechniken ersetzen könne. Vor nicht allzu langer Zeit wollte Kretschmann die Beherrschung der Rechtschreibung opfern, nun die Beherrschung von mehreren Fremdsprachen.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Wer die Grundlagen einer anderen Sprache, einer anderen Kultur nicht kennt, den führt das reine Verwenden von digitalen Medien letztlich dazu, dass er von diesen abhängig ist – das hat mit Medienkompetenz rein gar nichts zu tun.“ Kretschmann hatte im Rahmen des Medienpolitischen Kongresses „Source“ in Stuttgart das Streichen der verpflichtenden zweiten Fremdsprache angedacht, um dafür ein Schulfach „Digitale Medienkompetenz“ einzuführen.
„Winfried Kretschmann opfert elementare kulturelle Errungenschaften auf dem Altar des Tech-Populismus! Wer das Verständnis einer Fremdsprache, einer anderen Kultur, eines anderen Menschen auf einen ‚Knopf im Ohr‘ reduziert, hat das Konzept der Verständigung nicht begriffen. Eine gelungene Kommunikation mit anderssprachigen Menschen zeichnet sich doch durch so viel mehr aus als durch das bloße Übersetzen einfacher Sätze. Hier wird ‚Verständigung‘ zum stumpfen ‚Verständlich-Machen‘ degradiert. Natürlich sind die Möglichkeiten der KI erstaunlich und auch hilfreich, aber sie ersetzen nicht die eigene Lernleistung, und schon gar nicht die Freude am persönlichen Fortschritt“, so Lin-Klitzing.
Der DPhV setzt sich mit Vehemenz für den Erwerb der zweiten Fremdsprache bzw. mehrerer Fremdsprachen am Gymnasium ein. Dass ausgerechnet in Zeiten internationaler Spannungen dieses völkerverständigende Element gestrichen werden soll, erfüllt den Verband mit Sorge. Lin-Klitzing: „Deutschlands Geschichte verpflichtet uns zum respektvollen Umgang mit anderen Kulturen. Wenn Europa, wenn Völkerverständigung gelingen soll, braucht es bei jedem Einzelnen den Blick über den eigenen Horizont hinaus. Gerade dafür bietet das Erlernen von Fremdsprachen enorme Möglichkeiten. Dieses Potenzial aus der Schule zu verbannen, auch aus dem profanen Grund, um Stunden für ein neu geschaffenes Verbundfach zu gewinnen, zeugt von erschreckender Kurzsichtigkeit.“
Quelle und Kontaktadresse:
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