Kreditnahme im Maschinen- und Anlagenbau erschwert / Kreditinstitute prüfen länger und intensiver
(Frankfurt am Main) - Die aktuelle KfW-Umfrage ergab im deutschen Maschinen- und Anlagenbau, dass nahezu ein Viertel der Unternehmen zu Beginn des Jahres 2009 die Tendenz der Kreditvergabe verschlechtert sahen. Im Vorjahr betrug dieser Anteil nur zehn Prozent. "Die Verschlechterung trifft vor allem kleinere Unternehmen und auch sehr große Unternehmen und äußert sich in steigenden Anforderungen an die Dokumentation, verlängerten Bearbeitungszeiten, höheren Sicherheitenforderungen und auch in steigenden Zinsen", erklärte VDMA Hauptgeschäftsführer Dr. Hannes Hesse am Montag (18. Mai 2009) in Frankfurt. "Dabei hat sich das Klima im Verhältnis zwischen Unternehmen und Kreditinstituten nicht wesentlich verschlechtert. Auch der Anteil von Unternehmen, die für sich überhaupt keine Chancen auf einen Kredit sehen, liegt mit knapp über sieben Prozent nicht wesentlich höher als im Vorjahr." Diese Ergebnisse bestätigen die Aussagen des VDMA, dass das Verhältnis zu den Kreditinstituten grundsätzlich intakt ist und diese im Großen und Ganzen zu ihren Zusagen stehen. Dennoch werden offenbar auch sinnvolle Finanzierungsvorhaben immer häufiger durch intensive Prüfungen der Banken verzögert und erschwert.
Zu Beginn des Jahres befragte der VDMA gleichzeitig mit anderen Verbänden und mit Unterstützung durch die KfW seine Mitgliedsunternehmen nach ihren Erfahrungen mit Kreditvergabe der Banken. Die Teilnehmerzahl lag mit 158 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich niedriger, was auf den geänderten Modus der Abfrage zurück gehen dürfte. Die Verteilung der Umsatzgrößen der beteiligten Unternehmen wies im Vergleich zu 2008 eine höhere Beteiligung in den beiden umsatzstärksten Klassen auf, so dass die Vergleichbarkeit der weiteren Ergebnisse mit einer leichten Einschränkung zu versehen ist. Nahezu unverändert sind die Anteile der drei Bankengruppen am Geschäft mit dem Maschinen- und Anlagenbau. Über 80 Prozent der Unternehmen nutzen eine private Bank als Hauptbank, ca. 56 Prozent eine Sparkasse oder Landesbank und knapp über 20 Prozent eine Bank aus dem genossenschaftlichen Sektor.
In der Einschätzung der Unternehmen ist die Kreditaufnahme bei Kreditinstituten in den letzten 12 Monaten insgesamt schwieriger geworden. Dabei haben 73 Prozent keine Veränderung festgestellt, aber mit 24,8 Prozent mehr als doppelt so viele Unternehmen als im Vorjahr eine Verschlechterung und mit 2,1 Prozent wesentlich weniger als die 22,1 Prozent vom Vorjahr eine Verbesserung. Am stärksten betroffen von dieser negativen Tendenz sehen sich kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 10 Mio. EUR. Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 250 Mio. EUR sehen sich nur zu einem Sechstel von einer Verschlechterung betroffen, während die größeren Unternehmen zu nahezu 25 Prozent von einer Verschlechterung sprechen.
Eine Verschlechterung der Kredittendenz bedeutet in der Regel nicht die Verweigerung jeglichen Kredits, sondern eine Erschwerung und Verzögerung der Kreditgewährung. Mit 7,6 Prozent ist der Anteil der Unternehmen, die nach eigener Aussage Probleme haben, überhaupt einen Kredit zu erhalten, gegenüber dem Vorjahr (5,4 Prozent) angestiegen. Dennoch kann daraus für den Maschinen- und Anlagenbau keinesfalls auf eine generelle Kreditklemme geschlossen werden. Unternehmen, die die Kredittendenz verschlechtert sehen, weisen eher auf die verlängerte Bearbeitungsdauer, die höheren Anforderungen an die Projektdokumentation und die Offenlegung von Unternehmenszahlen, die steigenden Forderungen nach Sicherheiten und auch die höheren Zinsen hin. In dieses Bild passt auch, dass sich in 2008 die Ratingnote vieler Unternehmen verbessert hat. Während 44,4 Prozent keine Veränderung sahen, geben 39,3 Prozent eine Verbesserung der Ratingnote und nur 8, 1 Prozent eine Verschlechterung an. Grundlage dafür war neben der guten Ertragsentwicklung sicher auch Höhe und Entwicklung der Eigenkapitalquoten. Selbst bei den Unternehmen im Sample, die eine Verminderung der Ek-Quote angaben, lag die durchschnittliche Quote noch bei über 30 Prozent.
Von den etwa 40 Prozent aller Unternehmen, die zur Finanzierung einer Investition in 2008 einen Kredit beantragt hatten, bekamen ca. 90 Prozent diesen auch bewilligt. Nur eines der Unternehmen, deren Kreditantrag abgelehnt wurde, musste auf die geplante Investition völlig verzichten. Das Bild des Bankenverhaltens im auslaufenden Jahr 2008, das wir mit dieser Unfrage zu Beginn des Jahres 2009 erfassen konnten, zeigt schon deutliche Bremsspuren im Kreditvergabeverhalten, ohne dass dies schon harte Einschnitte zur Folge hatte. Insgesamt sind die Ergebnisse für die teilnehmenden Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus besser ausgefallen als für andere Sektoren. Wir erwarten dennoch mit der Fortsetzung des wirtschaftlichen Abschwungs und den aus schlechteren Unternehmenszahlen abgeleiteten verschlechterten Ratingnoten eine weitere Verschärfung der Kreditvergabe. Die weitere Entwicklung des Jahres wird dann auch zeigen, ob die Konjunkturhilfen in Form des Bürgschafts- und Kreditprogramms ausreichen, um den im Kern gesunden und zukunftsfähigen Maschinebauern eine Brücke bis zur wirtschaftlichen Erholung zu bauen.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)
Marlies Schäfer, Pressesprecherin
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