Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Krebshilfe

Krebskranke Eltern in der Pandemie: Alltag gibt Kindern Halt / Bedeutende Krebszentren schließen Schul- und Kitabesuch nicht aus

(Bonn/Aachen) - In Zeiten der Pandemie sind offene Schulen und Kitas für viele Eltern ein Segen - für Väter und Mütter, die an Krebs erkrankt sind, allerdings auch ein Dilemma: Ist es besser, die Kinder im gewohnten Alltag zu lassen, weil er ihnen wichtigen Halt gibt? Oder soll der Nachwuchs zu Hause bleiben, um das erkrankte Elternteil vor einer Covid-19-Infektion zu schützen und die Krebstherapie nicht zu gefährden? Diese Fragen stellen immer mehr besorgte Eltern ihren behandelnden Ärzten. Antworten geben jetzt die von der Deutschen Krebshilfe initiierten und geförderten Onkologischen Spitzenzentren (Comprehensive Cancer Center), die eine Befragung unter ihren Krebsexperten durchgeführt haben.

"Fast täglich erreichen uns Fragen verunsicherter Eltern, die an Krebs erkrankt sind, da mussten wir zeitnah reagieren", erklärt Professor Tim Brümmendorf vom Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik RWTH Aachen, der die Umfrage an den beteiligten Spitzenzentren initiiert hat. Denn die Betroffenen stünden unter enormem Druck: Einerseits wollten sie einen optimalen Therapieverlauf für sich und bestmögliche Heilungschancen. Andererseits soll der Nachwuchs nicht unter ihrer Krankheit leiden und möglichst weiter Halt im sicheren Alltag finden. Viele Partner krebsbetroffener Väter und Mütter seien zudem berufstätig und auf die tägliche Kinderbetreuung angewiesen. "Daher freut mich, dass keiner der Krebsexperten einen Schul- oder Kitabesuch kategorisch ablehnt", so Prof. Brümmendorf.

Krebsart, Verlauf und Lebenssituation entscheidend

Eine pauschale Antwort gebe es allerdings nicht. Denn die jeweiligen Lebens- und Krankheitssituationen der Patienten seien zu unterschiedlich. Laut Robert-Koch-Institut erkranken jedes Jahr 37.000 Eltern mit minderjährigem Nachwuchs neu an Krebs, rund 50.000 Kinder sind betroffen. "Bei einem Patienten mit Hautkrebs, bei dem nur eine lokal begrenzte Behandlung erforderlich ist, steht diese Frage weniger im Vordergrund, da sein Immunsystem wahrscheinlich nicht so stark beeinträchtigt ist. Bei Patienten, die zum Beispiel eine Immun- oder Chemotherapie bekommen, weil sie an Leukämie erkrankt sind, sieht es allerdings anders aus, denn ihre Körperabwehr ist stark eingeschränkt", erklärt Brümmendorf. Deshalb empfehlen die Experten den Eltern dringend und in jedem Fall den Onkologen bei ihrer Entscheidung hinzuzuziehen. Die Mediziner tendierten aber aktuell eher dazu, einen Schul- und Kita-Besuch weiter zu ermöglichen.

Neben Krankheits- und Therapieverlauf spiele auch das soziale Umfeld der Familie eine wichtige Rolle. "Stabile Alltagsabläufe aufrechtzuerhalten, gehört, wie die offene Kommunikation, in den Familien für Kinder zu den wichtigsten Voraussetzungen, um die elterliche Krebserkrankung gut bewältigen zu können. Andererseits sollten Eltern und Kinder aber mit dieser Entscheidung nicht allein gelassen werden, da dies zu immensem Druck und Schuldgefühlen führen kann", sagt Dr. Andrea Petermann-Meyer, Leiterin der Psychoonkologie an der Uniklinik RWTH Aachen, die im Verbund der Onkologischen Spitzenzentren Aachen-Bonn-Köln-Düsseldorf (CIOABCD) die Studie "Familienscout" durchführt. Diese hat das Ziel, die Lebenssituation von Familien mit einem an Krebs erkrankten Elternteil zu verbessern.

Natürlich müssten auch der Pandemieverlauf und das aktuelle, lokale Infektionsgeschehen vor Ort stets im Blick bleiben - insbesondere, wenn die Zahl der Neuinfektionen steigt. "Wenn im Schulumfeld des Kindes Covid-19-Fälle auftreten oder sich zum Beispiel der Gesundheitszustand des erkrankten Elternteils verschlechtert, muss neu entschieden werden", so Dr. Petermann-Meyer.

Quelle und Kontaktadresse:
Stiftung Deutsche Krebshilfe Pressestelle Buschstr. 32, 53113 Bonn Telefon: (0228) 72990-0, Fax: (0228) 72990-11

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