Pressemitteilung | Deutscher Lehrerverband (DL)

Kraus kritisiert die Häppchen-Veröffentlichung von PISA-Ergebnissen

(Bonn) - Zu den ersten, am 16. Dezember von der OECD veröffentlichten Ergebnissen der PISA-Begleituntersuchung stellte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, in einer ersten Analyse fest:

„1. Es ist für die aktuelle bildungspolitische Debatte nicht förderlich, wenn die PISA-Ergebnisse jetzt häppchenweise veröffentlicht werden. Diese Veröffentlichungspraxis fördert - anstatt die PISA-Ergebnisse umfassend und als Paket im Kontext zu diskutieren - eine einseitige, punktuelle Betrachtungsweise.

2. Bei der Darstellung der Ergebnisse der PISA-Begleituntersuchung sollte nicht verschwiegen werden, dass unter den deutschen Schülern neben den österreichischen Altersgenossen die Schulzufriedenheit international am stärksten ausgeprägt ist und die sozialen Kontakte mit Mitschülern am besten bewertet werden.

3. Wenn zwanzig Prozent der deutschen Schüler laut Begleituntersuchung angeben, ihre Lehrer seien „nie“ am Lernerfolg aller Schüler interessiert, dann besagt das im Umkehrschluss, dass achtzig Prozent der deutschen Schüler hier zu einem anderen Urteil kommen. Außerdem widerspricht das diametral der von PISA eruierten Schulzufriedenheit deutscher Schüler.

4. Die Ergebnisse der Schülerbefragung sollten seriös diskutiert werden. Wenn ein Fünftel der Schüler bekundet, Lehrer hätten „nie“ Interesse am Lernfortschritt aller Schüler, so heißt das nicht, dass sich hier ein Fünftel der Schüler betroffen fühlt. Zum Teil denken diese Schüler solidarisch an andere Schüler. Darüber hinaus ist zu überprüfen, ob dieses 20-Prozent-Ergebnis nicht auch Folge des nachgewiesenermaßen gerade in Deutschland weit verbreiteten Negativgeredes über Lehrer ist. In jedem Fall aber ist es im Interesse der Lernmotivation notwendig, den Schülern das Gefühl zu vermitteln, dass sie ihren Lehrern am Herzen liegen.

5. Weitaus auffälliger ist, dass laut PISA-Begleituntersuchung in anderen OECD-Ländern nach Einschätzung der dortigen Schüler doppelt so viele Eltern Anteil am schulischen Werdegang ihrer Kinder Anteil nehmen wie in Deutschland. Hier kann man für Deutschland nicht oft genug betonen: Es kann keine Bildungsoffensive ohne Erziehungsoffensive im Elternhaus geben.“

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Lehrerverband (DL) Burbacher Str. 8 53129 Bonn Telefon: 0228/211212 Telefax: 0228/211224

NEWS TEILEN: