Pressemitteilung | ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Krankenversicherung - Frank Bsirske warnt vor Zwei-Klassen-Medizin

(Berlin) - Vor einer Zwei-Klassen-Medizin in der gesetzlichen Krankenversicherung hat der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Bsirske, gewarnt. "Die jüngsten Vorschläge der niedergelassenen Ärzte für eine Aufsplittung der heutigen Kassenaufgaben in Grund- und Wahlleistungen werden wir mit allem Nachdruck bekämpfen", erklärte Frank Bsirske am 20. Januar 2002 in Berlin.

Derartige Modelle würden dazu führen, dass Menschen mit höherem Einkommen sich durch Wahlleistungen einen umfassenden Versicherungsschutz kaufen könnten, geringer Verdienende hingegen unterversichert seien. Vorstellungen des Hartmannbundes, wonach unter anderem die Kosten für "kleinere" Unfallbehandlungen nicht mehr von den Kassen zu tragen wären, seien völlig indiskutabel.

Der ver.di-Vorsitzende wies zugleich Forderungen aus der Pharma-Industrie nach höherer "Selbstbeteiligung" der Versicherten an ihren Krankheitskosten entschieden zurück. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind mit ihren Krankenkassenbeiträgen in Höhe von knapp sieben Prozent der Bruttolöhne und -gehälter sowie Zuzahlungen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro an ihren Arzt- und Arzneikosten hinreichend selbst beteiligt", betonte Bsirske zu einer Empfehlung des Vorstandschefs der Bayer AG, Manfred Schneider. Höhere Zuzahlungen der Versicherten würden zudem das Prinzip der paritätischen Finanzierung des Gesundheitswesens - durch gleich hohe Krankenkassenbeiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern - weiter aufweichen.

"Wer im Gesundheitswesen Kosten senken will, ohne die Qualität zu verschlechtern, muss vordringlich die unsinnige Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung beseitigen", hob der ver.di-Vorsitzende hervor. Deutschland leiste sich als einziges Land der Welt eine "doppelte Facharztstruktur", die für die Patienten nur zu unnötigen Mehrfachuntersuchungen führe. Notwendig sei deshalb die flächendeckende Einrichtung von Polikliniken, in denen eine umfassende medizinische Versorgung angeboten werde. Auch die Erarbeitung einer "Positivliste" für verschreibungsfähige Medikamente sei überfällig.

Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V. Potsdamer Platz 10 10785 Berlin Telefon: 030/69560 Telefax: 030/69563956

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