Kraftfahrzeuggewerbe: Tarifgemeinschaft gegründet
(Stuttgart) - Die Tarifgemeinschaft für die Betriebe des baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes ist gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Roman Rösch (Pforzheim) gewählt.
Die Tarifgemeinschaft soll bei den Tarifverhandlungen des baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes als Verhandlungspartner an die Stelle des Kraftfahrzeugverbandes treten, so Verbandsvizepräsident Dr. Harry Brambach. Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg hatte im April auf die bisherige Tarifhoheit verzichtet und war damit der Forderung von Betrieben und Innungen nachgekommen, die sich mehr Flexibilität und Wahlmöglichkeiten in tariflichen Fragen wünschten. Mit der Gründung der Tarifgemeinschaft hat jetzt jeder Betrieb des Kraftfahrzeug- und Tankstellengewerbes in Baden-Württemberg die Wahl, sich dieser Gemeinschaft anzuschließen oder Haustarifverträge mit der IG Metall als zuständiger Gewerkschaft abzuschließen. Die bisherigen Tarifverträge wurden vom Verband fristgerecht gekündigt; der Manteltarifvertrag sowie die Entgeltabkommen laufen zum 29. Februar 2008 aus. Aus Sicht des Kraftfahrzeuggewerbes ist die neue Tarifgemeinschaft ein gutes Instrument, die seit sechs Jahrzehnten währende Zusammenarbeit mit der IG Metall für die Zukunft zu sichern, so Dr. Brambach. Er bezieht sich dabei auf IG Metall-Landeschef Jörg Hofmann, der erklärt hatte Wer sich nach über sechs Jahrzehnten fairer Zusammenarbeit einfach aus dem Staub macht, der braucht sich über entsprechende Reaktionen in den Betrieben nicht zu wundern. Das Kraftfahrzeuggewerbe macht sich nicht aus dem Staub, sondern wechselt nur von einer schon etwas angestaubten Form zu einer neuen, so Dr. Brambach.
Entscheidend sei, dass es so möglich werde, den Kraftfahrzeugbetrieben das Überleben zu sichern: Arbeitgeber und Arbeitnehmer verbindet in diesem Punkt ein gemeinsames Interesse, wir wollen unsere Kraftfahrzeugbetriebe erhalten sowie die Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern. Die IG Metall weiß genauso gut wie wir, dass allein im ersten Halbjahr 2007 in Baden-Württemberg 52 Kraftfahrzeugbetriebe Insolvenz anmelden mussten, was einer Steigerung von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Gegensatz zu den Autoherstellern bewegen sich viele Betriebe im Moment an der Grenze des Ruins. Mit der Kündigung der Tarifverträge bestehe auch kein rechtloser Zustand, wie die Gewerkschaft im Zuge ihrer Mitgliederwerbung gerne glauben machen möchte (Dr. Brambach). Die gewerkschaftliche Angstmache schießt völlig ins Kraut und dient nicht dem betrieblichen Frieden, schon gar nicht den Arbeitnehmern. Fakt sei, dass der derzeitige Tarifvertrag nach den gesetzlichen Vorschriften so lange weiter gilt (Die Juristen sprechen von Nachwirkung), bis er durch eine andere Abmachung ersetzt wird. Dies kann zum Beispiel ein neuer Tarifvertrag oder eine Vereinbarung zwischen dem jeweiligen Unternehmen und seinen Beschäftigten sein. Zudem hat niemand ein Interesse, die Beschäftigten künftig nicht mehr angemessen zu vergüten. In vielen Fällen gibt es jedoch den Wunsch, die Tarifverträge mit weiteren Flexibilisierungen an die Anforderungen der betrieblichen Praxis anzupassen.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V.
Carsten Beuss, stellv. Hauptgeschäftsführer, Recht
Motorstr. 1, 70499 Stuttgart
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