Kostenexplosion bei Baumaterialien: Baufirmen bleiben oft auf den Mehrkosten sitzen
(Frankfurt am Main) - Die Bauunternehmen im Land sind alarmiert. Die Baumaterialpreise steigen innerhalb eines Monats deutlich: Allein der für das Bauen so wichtige Betonstahl verteuerte sich von Dezember 2020 bis Januar 2021 um 10,2 Prozent, der Preis für Mineralölerzeugnisse legte um 10,1 Prozent zu und Dämmstoffe für Fassaden kosten gut 25 Prozent mehr. Auch für Baumaterialien wie Holz oder Kanalgrundrohre gibt es kräftige Preiserhöhungen. Das alles macht das Bauen teurer. Allerdings können solch kurzfristige Preissteigerungen oft nicht an die Bauherren weitergegeben werden.
"Wenn ein Bauunternehmer vor Monaten einen Auftrag kalkuliert hat und jetzt die Materialpreise plötzlich enorm steigen, dann trägt er das volle Risiko", beschreibt Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsführer des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V., die schwierige aktuelle Lage und verweist auf den harten Preiskampf innerhalb der Branche.
Grund für den deutlichen Anstieg der Stahlpreise ist unter anderem die begrenzte Lieferkapazität chinesischer Stahlhersteller. Dass die Nachfrage in China selbst anziehe, schlage sich in einem deutlichen Anstieg der Stahlpreise nieder, so der Verband. Das ist ein weltweites Problem. Doch auch bei regionalen Produkten wie Holz und Kies gibt es Preissteigerungen. Wenn heimische Bäume wegen Trockenheit oder Borkenkäferbefall gefällt werden, eignen sie sich nicht mehr als Bauholz, und Holz muss zunehmend auf dem internationalen Markt besorgt werden. Dort sorgt jedoch der Bauboom in den USA und China für steigende Preise. Auch die Erschließung neuer Kieslagerstätten in Deutschland wird wegen Umweltauflagen immer schwieriger.
Gegen Preisschwankungen auf dem Rohstoffmarkt können sich die Bauunternehmen nur begrenzt absichern, z.B. durch Mehrkostenanmeldungen wegen höherer Gewalt wie es die Corona-Pandemie sein könnte. "Gegenüber Verbrauchern ist eine Preiserhöhung von Leistungen nicht möglich, eine Anpassung kommt, wenn überhaupt, nur bei langfristigen Projekten in Frage und nur mit Entgegenkommen des Auftraggebers. Dem Unternehmer kann nur geraten werden, bei gewerblichen Auftraggebern individuell eine Regelung auszuhandeln, die Materialpreissteigerungen berücksichtigt," erklärt von Borstel. "Den Baufirmen bleibt deshalb nur, mit den Lieferanten entweder eine feste Preisbindung zu vereinbaren, was so gut wie unmöglich ist. Oder sie sichern ihr Risiko von vornherein mit einem höheren Kostenpuffer in ihrem Angebot an den Auftraggeber ab. Das wiederum machen die wenigsten Unternehmer", weiß von Borstel.
"Im Moment herrscht insbesondere im Straßenbau und bei kommunalen Projekten ein Auftragsmangel. Gleichzeitig müssen unsere Unternehmen ihren Betrieb sichern und die Arbeitnehmer beschäftigen. Da überlegt man es sich zweimal, ob man wirklich mit höheren Preisen kalkuliert und dadurch womöglich bei der Auftragsvergabe leer ausgeht. Solch ruinöse Bieterwettbewerbe führen auf dem Bau aber oft in die Insolvenz. Gerade öffentliche Auftraggeber müssten nun Nachverhandlungen bei Materialpreisen zulassen, da Ausfälle und Konkurse drohen" so von Borstel abschließend.
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