Kosten der Gesundheitskarte von Ärzten nicht zu schultern
(Berlin) Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ist im momentanen Stadium völlig unausgegoren und in den Folgen noch unabsehbar, darauf wies der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes angesichts neuer Meldungen, wonach sich die Kosten der Gesundheitskarte auf bis zu 3,4 Milliarden Euro verdoppeln sollen, hin. Die sei der Beleg, wie hoch ambitioniert, aber wie wenig durchdacht die Überlegungen seien.
Knackpunkt wären nach neuesten Berechnungen die Kosten für die Ausrüstung in den Arztpraxen. Hier seien Investitionen von bis zu 10.000 Euro je Praxis notwendig. Das ist angesichts der gegenläufigen Einkommensentwicklung für die niedergelassenen Ärzte nicht zu schultern, betont Dr. Zollner. Auch die Modelle zur Refinanzierung der immensen Anschaffungskosten in den Arztpraxen über Transaktionsgebühren seien nicht sachgerecht und teilweise kontraproduktiv. Es sei nicht mehr als recht und billig, dass derjenige die Investitionen trage, der davon letztendlich profitiere, und das seien die Krankenkassen.
Weitere Belege für die Schwäche der bisherigen Konzeption nennt Zollner die nach wie vor unbefriedigende Einbindung der Patienten und die Wahrnehmung ihrer Rechte, die Inhalte der Karte mit zu bestimmen. Mit dem Faktor Patient kalkuliert im Moment keiner, der mit der Gesundheitskarte befasst ist, konstatiert der Bundesvorsitzende.
Auch der Datenschutz müsse nach Auffassung von Dr. Zollner nicht nur behauptet, sondern von den Beteiligten lückenlos und nachvollziehbar belegt werden. Das Arztgeheimnis muss bei all diesen Überlegungen unantastbar bleiben, fordert Dr. Zollner.
Bevor die elektronische Gesundheitskarte flächendeckend eingeführt werde, sei es für den Bundesvorstand des NAV-Virchow-Bundes unerlässlich, zunächst einen Probelauf durchzuführen. Dafür eignen sich bestehende und etablierte Strukturen von Praxisnetzen, wie beispielsweise die des Praxisnetzes Nürnberg Nord (PNN), da dort Beziehungen und Kommunikationsstrukturen zwischen den einzelnen Leistungserbringern und Kostenträgern bereits existieren, erklärt Dr. Zollner. Die Frage, ob schließlich eine Karten- oder Serverlösung umgesetzt werde, könne nach Auffassung des Bundesvorstandes ebenfalls erst nach den Erfahrungen einer Pilotphase endgültig geklärt werden.
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