Koordinierung der Sprachkurse für Flüchtlinge gehört in kommunale Hände
(Berlin) - Der Deutsche Landkreistag hat einen Vorschlag zur maßgeblichen Verbesserung der Integration geflüchteter Menschen vorgelegt. Danach soll den Landkreisen und Städten, die diese Aufgabe übernehmen wollen, die Koordinierung der Sprachkurse vor Ort übertragen und sie zudem in die Lage versetzt werden, eine konkrete Zusteuerung von Teilnehmern in die Kurse vorzunehmen. Präsident Landrat Reinhard Sager dazu: "Integration darf nicht scheitern. Dafür sind wir bereit, weitere Verantwortung zu übernehmen. Deshalb wollen wir an der wesentlichen Stellschraube einer frühen Integration - nämlich dem Spracherwerb - drehen und insbesondere erreichen, dass Flüchtlinge und andere Migranten möglichst zeitnah einen Zugang zu den vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) verantworteten Sprachkursen erhalten. Hier läuft aktuell längst nicht alles optimal, vor allem kommt es zu teilweise erheblichen Wartezeiten, die den Integrationsprozess verzögern. Dieser Fehler muss behoben werden."
Gerade zu Beginn der Integrationsbemühungen der Kommunen käme es zu teilweise erheblichen Reibungsverlusten, obwohl doch der schnelle Erwerb der deutschen Sprache eine der wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen sowie ihre rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt sei, so Sager. "Der Bund stellt insoweit mit den Integrationskursen sowie mit der berufsbezogenen Sprachförderung ein Grundangebot zur Verfügung, das sowohl durch Angebote der Länder wie auch durch Sprachkurse der Landkreise ergänzt wird. Diese vielfältigen Angebote bedürfen allerdings dringend einer Koordinierung, wobei es nicht nur um passgenaue Übergänge zwischen den einzelnen Sprachkursen, sondern auch darum geht, sprachliche und berufliche (Weiter-)Bildung sowie die Integration in den Arbeitsmarkt eng miteinander zu verzahnen."
Dies sei gerade in den ländlichen Räumen nicht einfach, weil es dort aufgrund größerer Entfernungen und unterschiedlicher Flüchtlingszahlen schwieriger ist, Angebot und Nachfrage zur Deckung zu bringen. "Neue Angebote etwa an Zweitschriftenlerner sind zwar durchaus gut und richtig, ebenso wie die Erhöhung der Mindestvergütung für Lehrkräfte. Allerdings werden diese Schritte alleine nicht ausreichen, um die strukturellen Defizite, die das Integrationskurssystem vor allem in den ländlichen Räumen aufweist, zu beheben. Denn Voraussetzung einer uneingeschränkten Funktionsfähigkeit des Systems ist, dass es vor Ort ein ausreichend großes Kursangebot sowie eine ausreichend große Menge potenzieller Teilnehmer gibt." Oftmals sei es so, dass keine ausreichend großen Gruppen für die Durchführung eines Integrationskurses zusammenkämen mit der Folge von Wartezeiten. "Eine verbesserte Koordinierung der Sprachförderung vor Ort durch die Kommunen könnte dies entscheidend verbessern und zu reibungslosen Abläufen beitragen", stellte der DLT-Präsident fest.
Dieses Verfahren könnte zunächst in einigen Landkreisen und Städten modellhaft erprobt und zeitnah evaluiert werden. "Wenn es sich bewährt, sollten Landkreise und Städte, die das wünschen, über die Möglichkeit verfügen, diese Koordinierungs- und Steuerungsfunktionen dauerhaft zu übernehmen", sagte er weiter. Ausdrücklich zu betonen sei schließlich, dass der Vorschlag des Deutschen Landkreistages die Kompetenzen des BAMF im Übrigen unberührt lasse: "Die Zulassung der Träger sowie der Lehrkräfte soll also weiterhin in Bundeshand liegen, genauso wie die Festlegung der Lehrinhalte sowie z. B. die Ausstellung von Teilnahmeberechtigungen. Es geht uns nicht darum, Standards zu verändern oder gar qualitativ abzubauen. Aber es braucht eine starke Koordinierungsrolle, die wegen der vielfältigen Berührungspunkte mit den Flüchtlingen vor Ort nur in kommunaler Hand liegen kann. So könnten die Sprachangebote schnellstmöglich wirken, um den Weg für eine erfolgreiche Integration zu ebnen. Wir sind bereit, dafür weitere Verantwortung zu übernehmen."
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