Kontrollen der "Antifolterstelle" sind Schlag ins Gesicht der Pflegebranche
(Berlin) - Der VDAB äußert erhebliche Bedenken über die Art und Weise, wie in der Öffentlichkeit die jüngst bekannt gewordenen Kontrollen der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter in Altenpflegeheimen kommentiert werden. Der Verband warnt davor, die Arbeit der "Antifolterstelle" als Beweis für die Alltäglichkeit folterähnlicher Praktiken in deutschen Pflegeheimen misszuverstehen.
Zudem kritisiert der Verband die politischen Verantwortlichen. Diese würden es bislang fatalerweise unterlassen, die Arbeit der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter im nötigen Maße zu moderieren. "Die Verantwortlichen in den Sozial- und Justizministerien der Länder haben damit die Chance vertan, die Arbeit der Antifolterstelle ins rechte Licht zu rücken und setzen die professionelle Pflege dem Pauschalverdacht der Folter aus", kritisiert VDAB-Bundesgeschäftsführer Thomas Knieling.
Unabhängig davon steige für die Einrichtungen einmal mehr die bürokratische Belastung. Die sachgerechte Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen in Altenpflegeheimen, die Anlass für die Kontrollen der Stelle ist, wird bereits doppelt durch Heimaufsicht und Medizinischen Dienst (MDK) kontrolliert. Die Kontrollen seien schon jetzt eine enorme Behinderung des Pflegealltags und würden zur Demotivation der Pflegekräfte führen. "Die Branche verdient Vertrauen und Wertschätzung, wird aber öffentlich stigmatisiert, das darf nicht sein", meint Knieling. "Die bestehenden Kontrollen sind mehr als ausreichend. Die damit verbundenen Kosten von zirka 100 Millionen Euro allein für MDK-Prüfungen sind schon hoch genug. Es gibt hier weder Nachholbedarf noch neue Erkenntnisse, die weitere Ausgaben und Belastungen rechtfertigen", so Knieling weiter.
Die Kontrollen der Folterstelle seien zudem ein falsches Signal für all jene, die u.a. im Rahmen der Ende letzten Jahres durch Bund, Länder und Verbände beschlossenen Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für den Pflegeberuf interessiert werden sollen.
Fazit des VDAB: "Den internationalen Kampf gegen Folter in allen Ehren, aber hier wird er auf dem Rücken derjenigen ausgetragen, die sich trotz teils widriger Umstände um die Aufrechterhaltung guter Pflege in Deutschland verdient machen", so Knieling.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB), Hauptstadtbüro
Pressestelle
Reinhardtstr. 19, 10117 Berlin
Telefon: (030) 20 05 90 79-0, Telefax: (030) 20 05 90 79-19