Konjunkturumfrage "Mittelstand 2012": Gutes erstes Geschäftshalbjahr 2012 - weiter optimistische Geschäftserwartungen - neue Jobs - weniger Betriebsschließungen
(Stuttgart) - Der baden-württembergische Mittelstand blickt auf ein gutes erstes Geschäftshalbjahr zurück und geht mit weiterhin optimistischen Erwartungen ins zweite Halbjahr. Entsprechend wollen zahlreiche Betriebe neue Mitarbeiter einstellen - soweit die schwierige Fachkräftesituation dies zulässt. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zur Jahresmitte des Bundes der Selbständigen Baden-Württemberg (BDS) unter 770 Unternehmen.
Der Umfrage entsprechend bewerten rund 46 Prozent der befragten Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als gut. 42 Prozent sind immerhin zufrieden, nur 12 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Damit überwiegt der Anteil derjenigen Unternehmen, die mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden sind, weiterhin deutlich.
Auch die Aussichten für das zweite Halbjahr 2012 sind gut. Hier erwarten bis zum Jahresende rund 46 Prozent eine gute Geschäftsentwicklung. Dem stehen knapp 11 Prozent der Befragten gegenüber, die schlechte Erwartungen in die zweite Jahreshälfte 2012 haben. Knapp 43 Prozent erwarten einen befriedigenden Verlauf im zweiten Halbjahr 2012.
Das BDS-Mittelstandsbarometer des Verbandes, das die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen der Mittelständler zusammenfasst, steigt von 'plus 33' Punkten im Winter auf 'plus 34,8 Punkte und erreicht den zweitbesten Wert der vergangenen zehn Jahre (Graphik 1).
Mittelstandsverband erwartet weniger Betriebsschließungen
Die Umfrage nährt die Aussicht, dass die Zahl der Insolvenzen und Betriebsaufgaben im laufenden Jahr nicht ansteigen wird. Durch die insgesamt sehr gute Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre konnten viele Unternehmen ihre Eigenkapitalpolster auffüllen und sehen für sich nicht die Gefahr, ihren Betrieb demnächst schließen zu müssen. Lediglich rund fünf Prozent der Unternehmen halten eine Schließung für 'möglich', 'sehr wahrscheinlich' oder haben sie 'bereits beschlossen'.
"Die derzeitige Entwicklung ist deutlich besser als manche Krisenmeldung rund um die Eurorettung und die Finanzmärkte vermuten lassen. Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben in der letzten Krise gemacht und fühlen sich gerüstet für schlechtere Zeiten", kommentierte BDS-Präsident Günther Hieber die Ergebnisse. Die Politik mahnte der BDS-Präsident zu strikter Haushaltsdisziplin, damit die Ursachen der Währungskrise langfristig beseitigt würden. Von den Banken erwartet Günther Hieber, dass sie sich auf ihre volkswirtschaftliche Kernaufgabe, die Kreditversorgung der Unternehmen, konzentrieren und die sehr niedrigen Refinanzierungszinssätze an den Mittelstand weiter geben.
Unterschiedliche Branchenentwicklung - Handwerk boomt
Im Branchenvergleich (Graphik 2) liegen erneut alle Branchen deutlich im positiven Bereich, allerdings auf unterschiedlichem Niveau und mit unterschiedlicher Tendenz. Während sich in der Industrie die Konjunktur deutlich abschwächt, boomt das Handwerk wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Bei Dienstleistern und freien Berufen geht die Entwicklung auf hohem Niveau weiter. Der Einzelhandel behauptet sich, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau.
Unternehmensgrößen: Große Mittelständler zunehmend pessimistischer
Der Studie zufolge gibt es deutliche Unterschiede im Vergleich der Unternehmensgrößen (Graphik 3). Bis zu einer Unternehmensgröße von 50 Mitarbeitern wird die Geschäftslage mit ansteigender Mitarbeiterzahl zunehmend besser eingeschätzt. Hingegen trüben sich die Aussichten der oft exportabhängigen größeren Mittelständler ab 50 Mitarbeitern zunehmend ein.
Beschäftigung: Jeder siebte Betrieb will neue Mitarbeiter einstellen, aber Fachkräftemangel setzt weiter Grenzen
Auf dem Arbeitsmarkt konnte der Mittelstand im zurückliegenden Jahr weitere Arbeitsplätze schaffen und damit für zusätzliche Belebung des Arbeitsmarktes sorgen. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl reduziert haben, lag mit zehn Prozent deutlich unter der Zahl der Betriebe, deren Mitarbeiterzahl zugenommen hat (17 Prozent). Nur rund acht Prozent der Befragten mussten dabei Mitarbeitern kündigen. Im kommenden Halbjahr wird die Zahl der Mitarbeiter in rund 78 Prozent der Betriebe konstant bleiben. Die Zahl derjenigen, die eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl ankündigen, liegt bei unter sieben Prozent. Jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) plant hingegen Neueinstellungen. Entsprechend erwartet der Mittelstandsverband eine weitere Erhöhung der Arbeitsplätze im Mittelstand. Beeinträchtigen könnte aus Sicht des Verbandes diese gute Entwicklung vor allem im Handwerk der Mangel an qualifizierten Fachkräften.
Mittelstand investiert weiter konstant bodenständig
Bei den Investitionen wollen trotz Eurokrise und Abkühlen der Weltkonjunktur viele Unternehmen weiterhin nicht nachlassen. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen ausweiten wollen, liegt bei rund 20 Prozent, gut 17 Prozent wollen diese reduzieren. Rund 63 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen auf dem bisherigen Niveau zu halten. Das BDS-Mittelstandsbarometer 'Investitionen' liegt mit 'plus 2,2' Punkten weiterhin im positiven Bereich. Soweit dies nicht durch eine zurückhaltende Kreditvergabe ausgebremst wird, deutet die weiterhin konstante Investitionsbereitschaft im Mittelstand auch auf eine Belebung der Binnenkonjunktur hin.
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Selbständigen - Deutscher Gewerbeverband Landesverband Baden-Württemberg e.V. (BDS-DGV)
Wolfgang Becker, Geschäftsführer, Mittelstandspolitik und Kommunikation
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