Konjunkturumfrage "Mittelstand 2010" / Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft / Mittelstandsbarometer steigt rasant - Betriebe wollen wieder einstellen
(Berlin) - Im Mittelstand geht es bergauf. Die derzeitige Geschäftslage vieler kleiner und mittlerer Unternehmen hat sich zur Jahresmitte deutlich verbessert. Noch optimistischer sind die Erwartungen fürs kommende Halbjahr. Entsprechend wollen zahlreiche Be¬triebe neue Mitarbeiter einstellen. Und auch der Investitionsstau der vergangenen Jahre scheint überwunden. Das BDS-Mittelstandsbarometer steigt rasant auf ein Allzeithoch. Das sind die Ergebnisse einer Konjunkturumfrage zur Jahresmitte des Bundesverbandes der Selbständigen unter Federführung seines Landesverbandes Baden-Württemberg (BDS) unter 1026 Unternehmen.
Der Umfrage entsprechend bewerten rund 34 Prozent der befragten Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als gut. 49 Prozent sind immerhin zufrieden, rund 17 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Damit überwiegt der Anteil derjenigen Unternehmen, die mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden sind, wieder deutlich.
Noch besser sind die Aussichten für das zweite Halbjahr 2010. Hier erwarten bis zur Jahresmitte rund 36 Prozent eine gute Geschäftsentwicklung. Dem stehen 15 Prozent (Winter: 30 Prozent) der Befragten gegenüber, die schlechte Erwartungen in die zweite Jahreshälfte 2010 haben. 49 Prozent erwarten einen befriedigenden Verlauf im zweiten Halbjahr 2010. Die Erwartungen waren dabei in den vergangenen neun Jahren noch nie so gut.
Das BDS-Mittelstandsbarometer, das die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen der Mittelständler zusammenfasst, ist insgesamt von "minus 1,3" auf "plus 18,9" Punkte gestiegen
Nach der allgemeinen Wirtschaftslage befragt, bewerten diese mit 17 Prozent genauso viele Betriebe als schlecht wie als gut. 66 Prozent bewerten die gefühlte wirtschaftliche Grundstimmung als befriedigend.
"Der Aufschwung ist nun spürbar im Mittelstand angekommen. Bemerkenswert ist vor allem die Dynamik, mit der der Mittelstand jetzt umschaltet. Dies zeigt, viele Betriebe haben sich bereits in der Krise gut auf diesen Aufschwung vorbereitet. Wenn es weltwirtschaftlich keine großen Rückschläge durch weitere Finanzkrisen gibt, erwarten wir einen kräftigen und dynamischen Auf-schwung, der in allen Branchen zu spüren sein wird", kommentierte BDS-Präsident Günther Hieber die Ergebnisse. "Entscheidend ist jetzt, dass auch die Banken bei der Kreditvergabe nicht nur auf die Bilanzen des Vorjahres schauen, sondern auch die Zukunftsaussichten der Unternehmen bewerten. Und für die Politik wird es wichtig, die durch die anspringende Konjunktur zu erwartenden Steuermehreinnahmen, für eine Steuerstrukturreform zu nutzen, die es den Betrieben möglich macht, wieder eine gesunde Eigenkapitaldecke aufzubauen", so der Fachanwalt für Steuerrecht.
Alle Branchen profitieren vom Aufschwung
Im Branchenvergleich ist der Aufschwung in allen Branchen zu spüren, allerdings noch auf deutlich unterschiedlichem Niveau. Bei Dienstleistern, Freien Berufen und Handwerk ist die Entwicklung sehr positiv. Viele Betriebe sind ausgelastet und kommen den Aufträgen gar nicht mehr hinterher. Traditionell schwierig ist die Situation beim Handel und den Betrieben aus Hotellerie und Gastronomie. Doch gerade im Einzelhandel sind die Konjunkturzahlen so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Händler erwarten auch, von der Erholung der Binnenkonjunktur profitieren zu können. Die Industrie hat zwar im Branchenvergleich noch die schlechtesten Konjunkturdaten, allerdings ist hier die Erholung im Vergleich zur katastrophalen Lage des vergangenen Jahres am dynamischsten. Und die Zukunftsaussichten sind glänzend.
Unternehmensgrößen: Große Mittelständler mit guten Erwartungen
Im Vergleich der Unternehmensgrößen hat sich der Trend aus dem vergangenen Jahr wieder umgedreht. Nun gilt wieder: Je größer die Unternehmen, umso besser die derzeitige Lage und vor allem umso optimistischer ist der Blick in die Zukunft. 42 Prozent der größeren Mittelständler mit zwischen 50 und 250 Mitarbeitern bewertet die Aussichten als gut, nur rund 5 Prozent als schlecht. Insgesamt zeigt sich, dass die größeren Unternehmen zwar von der Krise am meisten betroffen waren, nun aber von der konjunkturellen Erholung auch am meisten profitieren werden. Je kleiner die Unternehmen hingegen sind, umso weniger spüren sie die Ausschläge des konjunkturellen Auf und Ab.
Beschäftigung: Neue Jobs im Mittelstand
Die Beschäftigungssituation im Mittelstand war im letzten Halbjahr trotz der Krise sehr konstant. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl reduziert haben (13,7 Prozent), entsprach in etwa der Zahl der Betriebe, deren Mitarbeiterzahl zugenommen hat (13,1 Prozent). Nur rund 12 Prozent der Befragten mussten dabei Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen. Angesichts der Krise zeigten sich die Unternehmen sehr verantwortungsvoll. Auch im kommenden Halbjahr wird die Zahl der Mitarbeiter in über drei Viertel der Betriebe konstant bleiben. Die Zahl derjenigen, die eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl ankündigen, geht auf knapp 9,5 Prozent zurück. 11,1 Prozent der Betriebe wollen weitere Mitarbeiter einstellen. Unter dem Strich sind daher vom Mittelstand einige neue Jobs zu erwarten.
Investitionsstau löst sich auf
Weltweit sind in den vergangenen zwei Jahren die Investitionen zurückgegangen. Dieser internationale Investitionsstau löst sich nun immer mehr auf, wodurch der Wirtschaftskreislauf in Schwung kommt. Analog verbessern sich auch die Investitionsplanungen der befragten Mittelständler. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen verringern wollen, ist mit 27,6 Prozent im Vergleich zum Winter (33,6 Prozent) wieder deutlich gefallen. Hingegen wollen 16,1 Prozent der Unternehmen wieder mehr investieren (Sommer: 15 Prozent). Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen auf dem bisherigen Niveau zu halten. Soweit die Finanzierung es zulässt, werden in der Krise verschobene Investitionen nun realisiert.
Betriebsschließungen 2010: Umfrage macht Hoffnung
Fürs Gesamtjahr 2010 erwarten viele Wirtschaftsforscher eine deutlich zunehmende Anzahl an Betriebsschließungen. Die aktuelle BDS-Umfrage kann diesen Trend so nicht bestätigen. Der Anteil der Unternehmen, die eine Betriebsschließung ausschließen können, ist von 86,9 Prozent auf 90,9 Prozent gestiegen. Nur noch rund neun Prozent der Unternehmen halten damit eine Schließung für `möglich´, `sehr wahrscheinlich´ oder haben sie `bereits beschlossen´. Das BDS-Barometer `Betriebsschließung´ steigt dadurch deutlich von 72,2 auf 80,2.
Die Umfrage nährt die Hoffnung, dass die Zahl der Insolvenzen und Betriebsaufgaben im kommenden Jahr geringer sein könnte als die aktuellen Erwartungen. Insgesamt ist die Tendenz: Wer bisher gut durch die zurückliegende Krise gekommen ist, geht davon aus, es auch im nächsten Jahr zu schaffen.
Hintergrund
Der BDS führt unter der Federführung seines Landesverbandes Baden-Württemberg seit 2001 halbjährlich eine Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben durch. An der Umfrage im Sommer 2010 haben sich 1.026 Unternehmen im Zeitraum zwischen 28. Juni und 18. Juli 2010 beteiligt. Mit dem BDS-Mittelstandsbarometer, das je zur Hälfte aus den Daten zur aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen besteht, können die verschiedenen Jahre verglichen werden. Die ausführliche Studie zum BDS-Mittelstandsbarometer mit zahlreichen Graphiken und den statistischen Daten können Sie bei Wolfgang Becker becker@bds-bw.de, anfordern.
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Selbständigen - Deutscher Gewerbeverband Landesverband Berlin e.V. (BDS-DGV)
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