Konjunkturumfrage "Mittelstand 2006" / In kleinen Schritten auf die Höhen der Konjunktur
(Stuttgart) - Im baden-württembergischen Mittelstand geht es weiter bergauf. Die Bewertung der allgemeinen Wirtschaftslage hat sich ebenso stark verbessert wie die persönlichen Geschäftslage. Besonders die Erwartungen fürs kommende Halbjahr sind sehr gut. Auch bei den Arbeitsplätzen gibt es im Mittelstand keinen nennenswerten Abbau mehr. Lediglich die Investitionen werden im kommenden Halbjahr leicht zurückgehen. Mit zunehmender Unternehmensgröße steigen die positiven Beurteilungen. Fazit: Die Konjunkturerholung ist nun auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen endgültig angekommen.
Dies sind die Kernaussagen der aktuellen Konjunkturumfrage unter 1.251 Unternehmern, die der Bund der Selbständigen Baden-Württemberg (BDS) traditionell im Sommer durchgeführt hat. "Die kleinen und mittleren Unternehmen erreichen in kleinen aber stetigen Schritten die ersten Höhen der Konjunktur. Nach den Großunternehmen folgt nun auch der Mittelstand auf dem zunehmend breiter werdenden Pfad nach oben", so BDS-Präsidentin Dorothea Störr-Ritter. "Besonders erfreulich ist, dass er dabei alle Mitarbeiter mitnimmt. Das BDS-Mittelstandsbarometer, das die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen der Mittelständler zusammenfasst, erreicht nun schon im zweiten Halbjahr hintereinander mit 12,9 einen positiven Wert. Im Sommer des vergangenen Jahres lag der Wert noch bei "-8,9", im vergangenen Winter bei "3,3". Das Barometer steigt somit das siebte Halbjahr in Folge.
Geschäftserwartungen übertreffen die aktuelle Lage
Die persönliche Geschäftslage wird weiterhin zunehmend positiv betrachtet: Während nur noch 18 Prozent die eigene Lage als "schlecht" bezeichneten (Vorjahr: 27 Prozent), betrachten sie immerhin 29 Prozent als "gut" (Vorjahr: 19 Prozent). Die Mehrheit der Selbstständigen bewertet die persönliche Geschäftslage als "befriedigend" (53 Prozent). Noch besser werden inzwischen allerdings die Erwartungen ans kommende Halbjahr gesehen. Diese übertreffen mit einem Barometerwert von 15,3 inzwischen sogar wieder die Bewertung der aktuellen Geschäftslage (Barometerwert: 10,5). Das lässt auf ein anhaltend gutes zweites Halbjahr schließen. Für 2007 will Störr-Ritter aber noch keine Vorhersage treffen: "Wir wissen nicht, wie sich die Mehrwertsteuererhöhung letztlich auswirkt und ob die Unternehmen schon so stark sind, diese unnötige Belastung zu kompensieren".
Unterschiedliche Branchenentwicklung: Handel hinkt hinterher
Insgesamt geht die Entwicklung über alle Branchen hinweg nach oben, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen: Vor allem der Handel und das Hotel- und Gaststättengewerbe hinkt den anderen Branchen weiter hinterher. 22 Prozent der Händler benennen die eigene Lage als "schlecht". Dieser Ansicht schließen sich noch 15 Prozent der Handwerker, sowie nur 20 Prozent der Dienstleistungsunternehmen an - die Mehrheit bei Dienstleistungen und Handwerk spricht von einer befriedigenden Lage (53 und 52 Prozent). Die besten Bewertungen kommen aus der Industrie. Hier bewerten nur 10 Prozent die derzeitige Geschäftslage als schlecht, 46 Prozent hingegen als gut.
Beschäftigungsentwicklung: Mitarbeiter bleiben an Bord
Der Negativtrend bei der Personalentwicklung ist weitgehend zum Stillstand gekommen: Nur noch 13 Prozent wollen ihre Mitarbeiterzahl reduzieren (Vorjahr: 18 Prozent), wohingegen 11 Prozent neue Mitarbeiter einstellen wollen (Vorjahr: 7 Prozent). Die große Mehrheit von 76 Prozent will den Personalbestand beibehalten. Damit steigt das BDS-Beschäftigungsbarometer von "-10,9" im Vorjahr auf "-2,5". Bei den Unternehmen zwischen 10 und 50 Mitarbeitern ist mit einem leichten Anstieg zu rechnen, noch größere Firmen sowie Unternehmen zwischen 5 und 9 Mitarbeitern planen hingegen weitere Reduzierungen der Belegschaft. Insgesamt wird der Mittelstand seine Mitarbeiterkapazität im kommenden Jahr weitgehend halten.
Große Mehrheit rechnet nicht mit Betriebsschließungen Auch die große Zahl an Insolvenzen gehört der Umfrage zu Folge in diesem Jahr der Vergangenheit an. Die Betriebsschließungen werden in diesem Jahr weiter zurückgehen. Naturgemäß sind hier eher die kleineren Unternehmen gefährdet: während 17 Prozent der Einzelunternehmen eine Betriebsschließung für möglich halten, ist es bei Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern ein weit geringerer Prozentsatz (7 Prozent). Erfreulich ist jedoch, dass insgesamt 89 Prozent der Unternehmen keine Betriebsschließung erwarten (Vorjahr: 86 Prozent).
Investitionen steigend nur bei größeren Mittelständlern
Dagegen wird es im Vergleich zum Jahreswechsel nur geringe Verbesserungen bei den Investitionen geben: 57 Prozent der Unternehmen werden ihr Investitionsvolumen nicht verändern, bei 28 Prozent (Vorjahr: 38 Prozent) wird es verringert, rund 16 Prozent der Mittelständler planen eine Steigerung ihrer Investitionen (Vorjahr: 11 Prozent). Auch hier ist eine deutliche Unterscheidung nach Unternehmensgröße erkennbar. Mit zunehmender Unternehmensgröße steigen die Investitionen: Während 32 Prozent der Unternehmen zwischen einem und fünf Mitarbeitern die Investitionen senken werden, wollen 36 Prozent der größeren Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern stärker investieren.
Einfluss der Fußball WM
Der BDS wollte von seinen Mitgliedern auch wissen, ob und wie die Fußball-WM die Geschäftsentwicklung beeinflusst hat. Für rund 80 Prozent der Unternehmen hatte die WM überhaupt keinen spürbaren Einfluss. Lediglich 5 Prozent gaben an, positive Impulse für die Geschäftsentwicklung durch das Megaereignis in Deutschland gespürt zu haben. Über 15 Prozent berichten hingegen sogar von einem negativen Effekt. Demnach gab es eher weniger Aufträge für die Selbständigen, wenn sich während der Fußballspiele das Land vor den Fernsehern und Leinwänden versammelte. Die Geschäfte waren dann vielmals wie leergefegt. Entsprechend ist besonders der Einzelhandel enttäuscht von der WM. Hier stehen 8 Prozent an Händlern mit mehr Umsatz 28 Prozent mit Umsatzeinbußen gegenüber. 64 Prozent geben an, dass die WM keinen Einfluss auf ihre Geschäftsentwicklung hatte.
Unzufriedenheit der Selbständigen mit der Bundesregierung
Auch die Arbeit der Regierungen in Bund und Land sollten die Selbständigen im Rahmen der Umfrage beurteilen. Ergebnis: Während die Bundesregierung auch in der Gunst der Selbständigen weiter abstürzt, kann sich die Landesregierung in Baden-Württemberg leicht verbessern. In Schulnoten ausgedrückt erhält die schwarz-rote Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel von den Selbständigen eine Durchschnittsnote von 4,2. Noch beim Zwischenzeugnis Ende Februar nach "100 Tagen Merkel" hatten die Selbständigen der Bundesregierung mit 3,5 bewertet. Besser bewerten die die Selbständigen die Arbeit der baden-württembergischen Landesregierung, die ja erst im Juni mit alter Mannschaft neu angetretenen Landesregierung ist. Mit 3,4 erreicht diese eine befriedigende Schulnote. Besonders im Langfristvergleich zeigt sich ein weiterer leichter Aufwärtstrend. Erstmals liegt die schwarz-gelbe Landesregierung unter Ministerpräsident Günther Oettinger über der magischen Nulllinie, das heißt es gibt mehr positive Beurteilungen als Negative. Interessante Beobachtung: Je größer die Unternehmen, umso besser wird die Landesregierung beurteilt. Insgesamt herrscht im Land weitgehend Zufriedenheit mit der Regierung. Ministerpräsident Günther Oettinger konnte in den vergangenen eineinhalb Jahren das Ansehen in kleinen Schritten weiter steigern.
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Selbständigen - Deutscher Gewerbeverband (BDS-DGV), Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Pressestelle
Taubenheimstr. 24, 70372 Stuttgart
Telefon: (0711) 954668-0, Telefax: (0711) 954668-33