Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Konjunkturbericht Oktober 2001: Im Zeichen hoher Unsicherheit

(Berlin) - Die terroristischen Attentate vom 11. September haben die Weltwirtschaft in einer ohnehin schon sehr schwierigen Phase getroffen. Bereits seit Herbst vergangenen Jahres befindet sich das globale Wirtschaftswachstum auf einem klaren Abwärtstrend. Über die unmittelbaren ökonomischen Folgen der Anschläge hinaus, die zumindest kurzfristig zu merklichen Produktions- und Nachfrageeinbussen in den USA führen, stellt die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit einen großen Risikofaktor für Konsum und Investitionen dar. Die bis vor kurzem zumindest für die USA und den Euro-Raum gehegten Hoffnungen auf eine konjunkturelle Trendwende noch in diesem Jahr dürften inzwischen hinfällig sein.

Für übertriebenen Konjunkturpessimismus besteht gleichwohl kein Anlass. Die insgesamt solide Grundstruktur der US-Wirtschaft bietet weiterhin gute Voraussetzungen für eine konjunkturelle Wiederbelebung im kommenden Jahr. Mit der üblichen Zeitverzögerung sollte der aggressive Zinssenkungszyklus in den Wintermonaten seine belebende Wirkung auf die amerikanische Wirtschaft entfalten. Anschubhilfen für die US-Konjunktur werden ferner von der Finanzpolitik geleistet. Sollte zudem die jüngste Beruhigung bei den Rohölpreisen über einen längeren Zeitraum Bestand haben, dann dürfte der Preisdruck in allen Industriestaaten weiter nachlassen und zur Stützung der Kaufkraft beitragen.

Für die Wirtschaft im Euro-Raum ist in der zweiten Jahreshälfte 2001 eine Stagnation zu befürchten. Im Durchschnitt des laufenden Jahres dürfte sich dann ein reales Wirtschaftswachstum von knapp 1 1/2 % ergeben. Der weiter nachlassende Preisdruck, die inzwischen wieder expansive Geldpolitik sowie die Wirkung der >>automatischen Stabilisatoren<< in der Finanzpolitik sollten die europäische Wirtschaft - bei einer gleichzeitigen Erholung der US-Konjunktur - im kommenden Jahr aber wieder auf einen Wachstumspfad zurückführen.

In Deutschland ist in diesem Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,8 % zu erwarten. Wegen der immer noch nicht überwundenen Strukturkrise in der Bauwirtschaft und der steigenden Abgabenbelastung besteht die große Gefahr, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland auch 2002 hinter dem Durchschnitt des gesamten Euro-Raums zurückbleiben wird. Für den deutschen Arbeitsmarkt bedeutet dies trübe Aussichten bis weit in das kommende Jahr hinein.

Das beste >>Konjunkturprogramm<< für die deutsche Wirtschaft wäre auch in der gegenwärtigen Lage eine klare Weichenstellung für weitere Reformen in den Sozialversicherungen und am Arbeitsmarkt. Ein staatliches Ausgabenprogramm könnte hingegen den Konsolidierungskurs der Bundesregierung in Frage stellen und die Zukunftserwartungen von Bürgern und Unternehmen weiter eintrüben.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28 10178 Berlin Telefon: 030/16630 Telefax: 030/16631399

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